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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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117<br />

niemals leistete eine mit zahlreichen Maschinen je<strong>der</strong> Art belagerte Stadt einen solchen Wi<strong>der</strong>stand wie jener Allheilige. An seiner hehren<br />

Seele durch hochnotpeinliche Feuerqualen bedrängt, zwang er die Belagerer zum Abzuge, weil über ihn den Schild hielt die fromme<br />

Vernunft. 5 Wie an einer ins Meer ragenden Felsenspitze, so ließ <strong>der</strong> Vater Eleazaros an seiner Überlegung die wütenden Wogen <strong>der</strong> Triebe<br />

sich brechen. 6 Ja, du des Priestertums würdiger Priester, nicht besudelt hast du die hehren Zähne, noch den Leib, <strong>der</strong> nur Gottesfurcht und<br />

Reinhaltung in sich schloß, gemein gemacht durch Genuß des Unreinen! 7 O du mit dem Gesetze zusammenklingende Seele und du<br />

Philosoph eines göttlichen Lebens! 8 So sollten alle die sein, die sich mit dem Gesetz amtlich zu beschäftigen haben: mit eigenem Blut und<br />

mit edlem Schweiß wi<strong>der</strong> die bis in den Tod dauernden Triebe den Schild über das Gesetz haltend! 9 Du, Vater, hast unserer Gesetzestreue<br />

ruhmvolles Recht durch deine Ausdauer erwiesen, hast unsere heiligen Bräuche mit würdiger Sprache vor <strong>der</strong> Vernichtung geschützt und<br />

hast durch die Taten bewiesen, daß die Worte <strong>der</strong> Philosophie zuverlässig sind, 10 du Greis, stärker als Foltern, du Alter, mächtiger als<br />

Feuer, du Großkönig über die Triebe, Eleazar! 11 Wie <strong>der</strong> Vater Aaron, mit <strong>der</strong> Räucherpfanne gerüstet, durch die Volksmenge eilte und den<br />

Brandengel überwand, 12 so blieb <strong>der</strong> Aaronide Eleazaros, von des Feuers Schmelzhitze verzehrt, unerschüttert in seiner Vernunft. 13 Was<br />

aber das Wun<strong>der</strong>barste war: er, <strong>der</strong> Greis, wurde, als die Sehnen seines Körpers bereits erschlafft waren, seine Fleischteile sich überall gelöst<br />

hatten, und seine Muskeln gelähmt waren, wie<strong>der</strong> jung 14 durch den Geist <strong>der</strong> Vernunft und machte durch die isakische Vernunft die<br />

vielköpfige Folter unwirksam. 15 O über das glückselige Greisenalter und das ehrwürdige Silberhaar und das gesetzestreue Leben, dem <strong>der</strong><br />

Tod das Echtheitssiegel <strong>der</strong> Vollendung aufdrückte!<br />

16 Wenn nach alledem ein Greis die Martern bis zum Tod aus Frömmigkeit verachten konnte, so ist die fromme Vernunft sonnenklar die<br />

Führerin <strong>der</strong> Triebe. 17 Vielleicht möchten da aber einige einwenden: Über die Triebe haben nicht alle Menschen Gewalt, weil ja nicht bei<br />

allen die Vernunft verständig ist. 18 Aber wer immer sich um die Frömmigkeit von ganzem Herzen kümmert, <strong>der</strong>, aber auch, nur <strong>der</strong> ist<br />

imstande, über die Triebe des Fleisches zu herrschen, 19 in dem Glauben, daß man, wie auch unsere Erzväter Abraham, Isaak und Jakob,<br />

Gotte nicht stirbt, son<strong>der</strong>n Gotte lebt. 20 Also wi<strong>der</strong>spricht unserem Satz in keiner Weise die offenbare Tatsache, daß einige, weil ihre<br />

Vernunft geschwächt ist, von den Trieben beherrscht werden. 21 Denn ist es wirklich möglich, daß jemand <strong>der</strong> nach dem unverkürzten Maße<br />

<strong>der</strong> Philosophie fromm philosophiert, <strong>der</strong> gottesgläubig ist 22 und weiß, daß es Glückseligkeit ist, um <strong>der</strong> Tugend willen jedes Ungemach zu<br />

erdulden, - um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen über die Triebe keine Gewalt bekommt? 23 Ist doch einzig <strong>der</strong> Weise und Besonnene <strong>der</strong> mannhafte<br />

Herr über die Triebe.<br />

Das Martyrium <strong>der</strong> Sieben Brü<strong>der</strong>.<br />

24 So konnten denn auch junge Burschen kraft ihrer Philosophie <strong>der</strong> frommen Vernunft noch grausigerer Martern Herr werden.<br />

1 Der Tyrann nämlich, <strong>der</strong> bei dem ersten Versuch eine offenbare Nie<strong>der</strong>lage erlitten hatte, da es ihm nicht gelungen war, einen Greis zum<br />

Essen des Unreinen zu zwingen, 2 befahl nun in heftigster Leidenschaft, an<strong>der</strong>e nämlich dieses Mal aus <strong>der</strong> Jugend <strong>der</strong> Hebräer vorzuführen:<br />

wenn sie Unreines genießen würden, dann seien sie nach dem Genusse freizulassen; wenn sie sich aber weigerten, dann seien sie noch<br />

peinlicher zu foltern. 3 Auf dieses Gebot des Tyrannen wurden samt ihrer alten Mutter sieben Brü<strong>der</strong> vorgeführt, schön, bescheiden, edel und<br />

in je<strong>der</strong> Beziehung anmutig.<br />

4 Als <strong>der</strong> Tyrann sie erblickte, wie sie gleichsam im Chore die Mutter umringten, erhielt er einen günstigen Eindruck von ihnen und,<br />

betroffen von ihrem Anstand und Adel, lächelte er ihnen zu, rief sie näher und sagte: 5 Ihr jungen Männer, ich bin einem jeden einzelnen von<br />

euch wohlgeneigt und bewun<strong>der</strong>e euere Schönheit, habe auch einen großen Respekt vor einer so stattlichen Zahl von Brü<strong>der</strong>n. Darum gebe<br />

ich euch nicht nur den Rat, doch nicht dieselbe Verrücktheit zu begehen wie <strong>der</strong> eben gefolterte Greis, 6 son<strong>der</strong>n ich for<strong>der</strong>e euch auch auf,<br />

mir insgesamt nachzugeben und euch dadurch den Genuß meiner Freundschaft zu erwerben. Denn zu beidem bin ich imstande: die meinen<br />

Geboten nicht Gehorsamen zu bestrafen und den Treugehorsamen Wohltaten zu erweisen. 7 Verlaßt euch darauf, ihr sollt in meinem<br />

Staatsdienst in leitende Stellungen kommen, wenn ihr den Brauch euerer väterlichen Verfassung aufgebt. 8 Nehmt doch hellenische<br />

Lebensart und an<strong>der</strong>e Gewohnheiten an und genießt eure Jugend! 9An<strong>der</strong>nfalls, wenn ihr mich durch euren Ungehorsam zornig macht,<br />

zwingt ihr mich, euch nach schweren Strafen Mann für Mann peinlich hinrichten zu lassen. 10 Habt denn Mitleid mit euch selbst, die ihr<br />

sogar mich persönlich, eueren Feind, wegen eurer Jugend und Wohlgestalt dauert! 11 Wollt ihr denn nicht bedenken, daß bei einem etwaigen<br />

Ungehorsam nur eins für euch herauskommt: <strong>der</strong> Foltertod?<br />

12 Nach diesen Worten befahl er, um sie durch die Furcht zum Genusse des Unreinen zu bewegen, die Folterwerkzeuge an Ort und St elle zu<br />

holen. 13 So holten denn die Speerträger Rä<strong>der</strong> und Gliedverrenker; Marterzeug und Schleifhaken und Schwingen und Kessel, Pfannen und<br />

Fingerschrauben und eiserne Hände und Keile und Feuerblasebälge. Der Tyrann aber hob von Neuem an und sprach: 14 Ihr Bürschchen,<br />

geratet nur in Angst! <strong>Die</strong> Gerechtigkeit Gottes, die ihr verehrt, wird euch gnädig sein, weil die Gesetzesübertretung euch nur aufgezwungen<br />

worden ist.<br />

15 Sie aber, die so Verlockendes hörten und so Grausiges schauten, gerieten nicht nur nicht in Angst, son<strong>der</strong>n leisteten dem Tyrännen in<br />

Philosophenrede Wi<strong>der</strong>stand und machten durch die Vernunft ihrer Überlegung seine Tyrannei zu nichte. 16 Trotzdem wollen wir zunächst<br />

einmal den Fall überlegen, daß einige unter ihnen feige gesinnt und unmännlich gewesen wären. Was für Worte hätten sie dann wohl gehabt?<br />

Nicht die folgenden?: 17 O wir Armen mit unserer großen Thorheit ! Ein König ermahnt uns und ruft uns zu einer Wohltat; sollten wir uns<br />

da nicht von ihm überreden lassen? 18 Warum unsere Freude haben an leeren Launen und uns erkühnen zu todbringendem Ungehorsam? 19<br />

Wollen wir nicht, Männer und Brü<strong>der</strong>, <strong>der</strong> Furcht vor den Foltergeräten Raum geben und die angedrohten Folterqualen bedenken, nicht<br />

diesem leeren Wahn und dieser ver<strong>der</strong>benbringenden Prahlerei entrinnen? 20 Wir wollen Mitleid haben mit unserer eigenen Jugend und<br />

Erbarmen mit dem Alter unserer Mutter 21 und beherzigen, daß auf unserem Ungehorsam <strong>der</strong> sichere Tod steht! 22 Verzeihen wird uns ja<br />

auch die göttliche Gerechtigkeit, weil wir nur dem Zwange nachgebend den König gefürchtet haben. 23 Warum uns dem so lieben Leben<br />

entziehen und uns <strong>der</strong> süßen Welt berauben? 24 Wir wollen nicht Gewalt wi<strong>der</strong> Zwang setzen und nicht einen Wahn des Ruhms in unserer<br />

Marter suchen ! 25 Auch das Gesetz verdammt uns nicht zum Tode, wenn wir unfreiwillig handeln, nur aus Furcht vor den Foltern. 26<br />

Woher stammt sie überhaupt, diese Rechthaberei, die wir uns in den Kopf gesetzt haben, und diese Hartnäckigkeit, die uns gefällt, aber auch<br />

den Tod bringt, während es uns doch freisteht, dem Könige zu gehorchen und ein geruhiges Leben zu führen?<br />

27 Doch nichts von alledem sprachen o<strong>der</strong> dachten auch nur die vor <strong>der</strong> Folter stehenden Jünglinge. 28 Waren sie doch kraft ihrer Gesinnung<br />

über die Triebe erhaben und Selbstherrscher über die Schmerzen. 29 Und so sprachen sie denn, als <strong>der</strong> Tyrann mit seinem Zureden, sie<br />

möchten Unreines genießen, zu Ende war, alle zusammen einstimmig, wie aus einer Seele heraus, also:<br />

1 Was zau<strong>der</strong>st du, Tyrann? Sind wir doch eher zu sterben bereit, als unsere väterlichen Gebote zu übertreten. 2 Schämen müßten wir uns ja<br />

füglich vor unseren Vorfahren, wenn wir den treuen Gehorsam gegen das Gesetz und Mose als Ratgeber beiseite ließen. 3 Du aber, Tyrann,<br />

du Ratgeber <strong>der</strong> Ungesetzlichkeit, unterlasse es, uns selbst an Mitleid mit uns übertreffen zu wollen, da du uns doch hassest. 4 Denn härter<br />

als selbst <strong>der</strong> Tod deucht uns dein Mitleid zu sein, das uns zu einer Rettung durch Gesetzesübertretung verführen möchte. 5 Du meinst,<br />

indem du uns den peinlichen Tod androhst, uns erbeben zu machen, gerade als hättest du vorhin von Eleazaros keine Lehre empfangen. 6<br />

Und doch, wenn <strong>der</strong> Hebräer Greise um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen selbst mit Erduldung von Folterqualen in den Tod gehen konnten, dann<br />

dürfen wir, die Jungen, doch wohl mit noch größerem Recht in den Tod gehen, nicht ansehend die Qualen deiner Zwangsmittel, die selbst ein<br />

Greis wie unser Erzieher überwunden hat. 7 So stelle denn, Tyrann, auf die Probe! Daß du uns auch an unseren Seelen mit deiner Folter<br />

einen Schaden zufügst, wenn du uns um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen töten wirst, das glaube nicht! 8 Denn wir, wir werden durch dieses<br />

geduldige Ertragen des Leidens die Siegespreise <strong>der</strong> Tugend erhalten und bei Gott sein, um dessentwillen wir dieses leiden; 9 du aber wirst<br />

um unserer Ermordung willen, mit <strong>der</strong> du dich beflecktest, durch die göttliche Gerechtigkeit eine entsprechende ewige Qual zu erdulden<br />

haben.

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