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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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In <strong>der</strong> deutschen Kunst taucht sie zunächst in <strong>der</strong> Buchmalerei und im Kunstgewerbe auf, dann übernimmt die bildende Kunst das Thema<br />

und stellt es eindrucksvoll dar: Martin Schongauer und <strong>der</strong> Meister <strong>der</strong> großen Passion, um 1420; Lucas Cranach <strong>der</strong> Ältere (1472-1553);<br />

Albrecht Dürer und Albrecht Altdorfer.<br />

<strong>Die</strong> Körperlichkeit des Auferstandenen<br />

Das Neue Testament erzählt, daß Thomas sich durch Handauflegen von <strong>der</strong> Körperlichkeit des Auferstandenen überzeugen konnte. Im<br />

apokryphen Epistula Apostolorum gibt Jesus einen weiteren Beweis. Er macht Andreas auf die Spuren, die seine Füße im Sand hinterlassen,<br />

aufmerksam. Wenn er ein Geist wäre, würden keine Fußspuren zu sehen sein.<br />

<strong>Die</strong>ses Motiv <strong>der</strong> Körperlichkeit hat die Kunst übernommen. Bis ins 16. Jh. hinein findet man daher auf Darstellungen <strong>der</strong> Himmelfahrt<br />

Christi, hauptsächlich an geschnitzten Bildwerken und in <strong>der</strong> Buchmalerei, die sichtbaren Fußabdrücke als Beweis für die leibliche Existenz.<br />

Einen großen Einfluß auf Kunst und Literatur des christlichen Abendlandes hatte auch das in diesem Band nicht abgedruckte apokryphe<br />

Buch von Johannes dem Theologen über das Sterben <strong>der</strong> Heiligen Mutter Gottes.<br />

Marias Tod<br />

Johannes schil<strong>der</strong>t das Sterben Marias, eine in <strong>der</strong> bildenden Kunst sehr häufig dargestellte Szene.<br />

Der Bildaufbau - Apostel umgeben ihr Sterbelager und Christus nimmt, hinter ihrem Bett stehend, ihre Seele auf, um sie den Engeln zu<br />

reichen -wurde in <strong>der</strong> byzantinischen Kunst entwickelt und von <strong>der</strong> abendländischen übernommen.<br />

Schon eine Reichenauer Handschrift aus dem 11. Jh. bildet das Geschehen so ab. In <strong>der</strong> Folgezeit, beson<strong>der</strong>s mit dem Einsetzen <strong>der</strong><br />

Marienverehrung im 13. Jh., wird dieses Thema vermehrt in <strong>der</strong> bildenden Kunst dargestellt: als Mittelbild <strong>der</strong> Marienaltäre - im Krakauer<br />

Altar des Veit Stoß (1447-1533), als Relief, Mainfranken 1480-1490, o<strong>der</strong> in den graphischen Blättern des Marienlebens von Martin<br />

Schongauer und Albrecht Dürer sowie von Hugo van <strong>der</strong> Goes (Nachfolger), 1475, auf Leinwand gemalt.<br />

Apokryphe Apostelgeschichten<br />

Aus ihnen hat die bildende Kunst und die Literatur die Attribute <strong>der</strong> Apostel übernommen, meist sind es ihre Leidenswerkzeuge, durch die<br />

sie zu Tode kamen. Auch einige Martyriumszenen, die Kreuzigung des Petrus, <strong>der</strong> Tod des Paulus durch das Schwert und an<strong>der</strong>e, gehen auf<br />

diese Geschichten zurück.<br />

Sehr ausführlich zeigen dies die Tafeln mit den Apostelmartyrien aus <strong>der</strong> Werkstatt des Stephan Lochner (um 1440).<br />

Unter all den Aposteldarstellungen haben Petrus und Paulus natürlich den Vorrang. <strong>Die</strong> Kontroverse zwischen Petrus und dem Magier Simon<br />

ist ein beliebtes Thema, und den Sturz des Magiers haben Buchmaler schon um 990 in einem Antiphonar aus Prüm (Eifel) dargestellt.<br />

Eines <strong>der</strong> ältesten Kreuzigungsbil<strong>der</strong> des Petrus ist im Homilienkodex des hl. Gregor von Nazianz (um 880) zu sehen. In diesem Manuskript<br />

sind auch die Martyrien aller an<strong>der</strong>en Apostel abgebildet.<br />

<strong>Die</strong> apokryphen Texte waren für die Literatur und noch mehr für die bildende Kunst eine Quelle <strong>der</strong> Inspiration. <strong>Die</strong> Gläubigen kannten die<br />

Schriften, und so konnten die Künstler sicher sein, auch verstanden zu werden.<br />

Im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t war die Übernahme von Motiven und Stoffen aus den <strong>Apokryphen</strong> im wesentlichen abgeschlossen. <strong>Die</strong> romantische<br />

Malerei, insbeson<strong>der</strong>e die Nazarener, stellten im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t nochmals apokryphe Themen dar, aber wohl eher beeinflußt von <strong>der</strong><br />

mittelalterlichen Kunst, die sie rezipierten, als von apokryphen Schriften.<br />

Helga Marie Linsbauer<br />

Quellenverzeichnis<br />

Für die freundlicherweise erteilte Abdruckerlaubnis <strong>der</strong> verschiedenen apokryphen Texte zum Alten und Neuen Testament bedanken wir uns<br />

bei diesen Verlagen:<br />

Verlag Herden Freiburg - Paul Rießler, Altjüdisches Schrifttum außerhalb <strong>der</strong> <strong>Bibel</strong>, Freiburg 1979 (4. Auflage). Eine umfangreiche<br />

Sammlung altjüdischer Schriften aus <strong>der</strong> Zeit des Alten Testamentes.<br />

Übernommen wurden daraus: <strong>Die</strong> Apokalypse des Moses, die Schatzhöhle sowie Josef und Asenath.

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