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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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sich wie<strong>der</strong>, und Christus <strong>der</strong> Herr und seine jungfräuliche Mutter umarmten ihn. Dann sprach <strong>der</strong> Heiland zu seiner jungfräulichen Mutter: ><br />

Auf, du und Salome, wascht den Leichnam.< Und sie wuschen den Leichnam <strong>der</strong> gesegneten Elisabeth in <strong>der</strong> Quelle, aus <strong>der</strong> sie gewöhnlich<br />

für sich und für ihren Sohn Wasser geholt hatte. Dann ergriff die heilige Jungfrau Maria den gesegneten Johannes und weinte über ihm und<br />

verfluchte Herodes wegen <strong>der</strong> zahlreichen Verbrechen, die er begangen hatte. Da kamen Michael und Gabriel vom Himmel herab und<br />

gruben ein Grab; und <strong>der</strong> Heiland sprach zu ihnen: > Gehet und bringet die Seele des Zacharias und die Seele des Priesters Simeon, damit sie<br />

singen mögen, während ihr den Leichnam begrabt.< Und Michael brachte sogleich die Seelen des Zacharias und des Simeon, die den<br />

Leichnam <strong>der</strong> Elisabeth einhüllten und lange über ihm sangen ... Und Jesus Christus und seine Mutter blieben bei dem gesegneten und<br />

heiligen Johannes sieben Tage und trauerten mit ihm über den Tod seiner Mutter und lehrten ihn, in <strong>der</strong> Wüste zu leben. Und <strong>der</strong> Todestag<br />

<strong>der</strong> gesegneten Elisabeth war <strong>der</strong> 15. Februar.<br />

Darauf sprach Jesus Christus zu seiner Mutter: > Laß uns nun an den Ort gehen, wo ich mit meinem Werke fortfahren soll.< <strong>Die</strong> Jungfrau<br />

Maria weinte sogleich über die Verlassenheit des Johannes, <strong>der</strong> sehr jung war, und sagte: > Wir wollen ihn mit uns nehmen, denn er ist<br />

verwaist und hat niemanden.< Aber Jesus sprach zu ihr: >Das ist nicht <strong>der</strong> Wille meines Vaters, <strong>der</strong> in den Himmeln ist. Er soll in <strong>der</strong><br />

Wildnis bleiben bis zu dem Tage, da er sich Israel zeigt. Statt in einer Wüste voll wil<strong>der</strong> Tiere wird er in einer Wüste voller Engel und<br />

Propheten wandeln, als wenn sie viel Volks wären. Hier ist auch Gabriel, das Haupt <strong>der</strong> Engel, den ich dazu bestimmt habe, daß er ihn<br />

schütze und ihm Kraft vom Himmel verleihe. Ferner will ich das Wasser dieser Wasserquelle so süß und lieblich für ihn machen wie die<br />

Milch, die er von seiner Mutter sog. Wer hat sich um ihn gekümmert in seiner Kindheit? Bin nicht ich es, meine Mutter, <strong>der</strong> ich ihn mehr<br />

liebe als alle Welt? Zacharias liebte ihn auch, und ich habe ihm befohlen, zu ihm zu kommen und nach ihm zu schauen, denn obgleich sein<br />

Leib in <strong>der</strong> Erde begraben ist, so lebt doch seine Seele .. . «<br />

<strong>Die</strong>se Worte sprach Christus, unser Herr, zu seiner Mutter, während Johannes in <strong>der</strong> Wüste war. Und sie bestiegen die Wolke, und Johannes<br />

blickte auf sie und weinte, und Maria weinte auch bitterlich über ihn und sagte: »Weh mir, o Johannes, denn du bist allein in <strong>der</strong> Wüste und<br />

hast niemanden. Wo ist Zacharias, dein Vater, und wo ist Elisabeth, deine Mutter? Laß sie kommen und heute mit mir weinen. « Und Jesus<br />

sagte zu ihr: >Weine nicht über diesen Knaben, meine Mutter. Ich werde seiner nicht vergessen.< Und indem er diese Worte sprach, siehe, da<br />

hoben die Wolken sie auf und brachten sie nach Nazareth. Und er vollbrachte dort alles, was zum Menschsein gehört, außer Sünde.<br />

<strong>Die</strong> Abgarsage<br />

<strong>Die</strong> Abgarsage besteht aus einem Briefwechsel zwischen dem König Abgar V. (9-46 n. Chr. ) und Jesus. Der König hatte Jesus gebeten, zu<br />

ihm nach Edessa zu kommen und ihn, <strong>der</strong> an einer schlimmen Krankheit litt, zu heilen. Denn er hatte gehört, daß Jesus große Wun<strong>der</strong>taten<br />

vollbracht habe und daß er außerdem von den Juden verfolgt würde. Er bot ihm deshalb Edessa als Zufluchtsort an. Da Jesus aber erst tun<br />

mußte, was zu tun ihm aufgetragen war, lehnte er ab, versprach aber, nach seinem Tode einen Apostel zu senden. An die beiden recht kurzen<br />

Briefe ist deswegen auch noch ein Bericht über den gesandten Apostel Thaddäus und sein Wirken angefügt.<br />

An <strong>der</strong> Echtheit dieser Schriften wurde, ja mußte von jeher gezweifelt werden, da Augustinus und Hieronymus bestreiten, Jesus habe etwas<br />

Schriftliches hinterlassen. <strong>Die</strong> Kirche hat darum im Decretum Gelasianum den Briefwechsel als apokryph verworfen.<br />

<strong>Die</strong> Abgarsage wurde bei Eusebius zum erstenmal erwähnt. Sie fand in seiner Kirchengeschichte Aufnahme. Er behauptet, daß er sie direkt<br />

aus dem Archiv von Edessa habe. Dort sei sie von Abgars Zeiten an aufbewahrt worden. Dem wi<strong>der</strong>spricht, daß sie vor Eusebius noch an<br />

keiner Stelle erwähnt worden war. Vielmehr scheint die Sage eine Erfindung aus <strong>der</strong> Zeit zu sein, in <strong>der</strong> sich die rechtgläubige Religion<br />

gegen Irrlehren durchgesetzt hat. Bis etwa 313 stand die Stadt unter dem Einfluß von Häretikern wie Marcion, Bardesques und Mani.<br />

Nachdem sich jetzt aber die Rechtgläubigkeit durchgesetzt hatte, wollte man sie stützen, indem man die Gründung <strong>der</strong> Kirche von Edessa auf<br />

einen Apostel zurückführte. <strong>Die</strong> Schrift fand weiteste Verbreitung und wurde in viele Sprachen übersetzt. Schon einer Abschrift davon<br />

schrieb man Wun<strong>der</strong>kräfte zu. Vor allem vor Gericht, auf Reisen, gegen Krankheit und Unfälle sollte sie eine schützende Wirkung ausüben.<br />

Das geht darauf zurück, daß Abgar und seine Nachfolger Edessa von Feinden, die die Stadt belagerten, befreite, indem er den Brief Jesu am<br />

Stadttor verlesen hatte.<br />

Der Briefwechsel und <strong>der</strong> Bericht über das Wirken des Thaddäus in Edessa wird hier nach <strong>der</strong> Kirchengeschichte des Eusebius<br />

wie<strong>der</strong>gegeben. Der Text beginnt mit einer Einleitung des Eusebius.<br />

Textquelle: <strong>Die</strong> Abgarsage<br />

Man hat dafür ein schriftliches Zeugnis, das dem Archiv von Edessa, einer Stadt, die damals noch von einem König regiert wurde,<br />

entnommen worden ist. Denn in den dort befindlichen Akten, die unter an<strong>der</strong>en Begebenheiten aus alter Zeit auch die Erlebnisse des Abgar<br />

enthalten, wird auch dieses von seiner Zeit an bis zur Gegenwart aufbewahrt gefunden. Am besten ist es wohl, die Briefe selbst zu hören, die<br />

wir aus dem Archiv empfangen und auf folgende Weise wörtlich aus <strong>der</strong> syrischen Sprache übersetzt haben.<br />

Abschrift des Briefes, <strong>der</strong> von dem Toparchen Abgar an Jesus geschrieben und ihm durch den Eilboten Ananias nach Jerusalem gesandt<br />

worden ist:<br />

»Der Toparch Abgar Uchama entbietet Jesus, dem guten Heiland, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Ortschaft Jerusalem erschienen ist, seinen Gruß! Ich habe von<br />

dir und deinen Heilungen gehört, daß sie nämlich ohne Arzneimittel und Kräuter von dir vollbracht werden. Denn wie die Rede geht, machst<br />

du Blinde sehend, Lahme gehend und reinigst Aussätzige und treibst unreine Geister und Dämonen aus und heilst die von langer Krankheit<br />

Gepeinigten und weckst Tote auf. Und als ich dieses alles über dich hörte, erwog ich, daß du entwe<strong>der</strong> Gott selber und vom Himmel<br />

herabgekommen bist, um es zu tun, o<strong>der</strong> Gottes Sohn bist, wenn du es tust. Deshalb nun schreibe ich und bitte dich, dich zu mir zu bemühen<br />

und das Leiden, das ich habe, zu heilen. Habe ich doch auch gehört, daß die Juden gegen dich murren und dir Übles antun wollen. Ich habe<br />

eine Stadt, zwar recht klein, aber würdig, die für uns beide ausreicht.« Was von Jesus durch den Eilboten Ananias dem Toparchen Abgar<br />

erwi<strong>der</strong>t worden ist:<br />

>Selig bist du, <strong>der</strong> du an mich geglaubt hast, ohne mich gesehen zu haben. Denn es steht über mich geschrieben, daß die, die mich gesehen<br />

haben, nicht an mich glauben werden, und daß gerade die, die mich nicht gesehen haben, glauben und leben sollen. Was aber das anbetrifft,<br />

was du mir geschrieben hast, zu dir zu kommen, so ist es nötig, alles, um deswillen ich gesandt bin, hier zu erfüllen und nach solcher<br />

Erfüllung hier aufgenommen zu werden zu dem, <strong>der</strong> mich gesandt hat. Und wenn ich hier aufgenommen worden bin, werde ich dir einen<br />

meiner Jünger senden, damit er dein Leiden heile und Leben übermittle dir und den Deinen.<<br />

<strong>Die</strong>sen Briefen war aber auch noch das Folgende in syrischer Sprache angehängt: > Nach <strong>der</strong> Himmelfahrt Jesu aber sandte ihm Judas, <strong>der</strong><br />

auch Thomas heißt, den Apostel Thaddäus, einen <strong>der</strong> Siebzig. Der kam und wohnte bei Tobias, dem Sohn des Tobias. Als man aber von ihm<br />

hörte, meldete man dem Abgar: Ein Apostel Jesu ist hier angekommen, so wie er dir geschrieben hat. Da begann nun Thaddäus in <strong>der</strong> Kraft<br />

Gottes alle Krankheit und Schwäche zu heilen, so daß sich alle wun<strong>der</strong>ten. Als aber Abgar die Großtaten und die Wun<strong>der</strong>dinge, die er<br />

verrichtete, erfuhr, und wie er heilte, da kam er auf die Vermutung: <strong>der</strong> ist es, von dem Jesus schrieb: Wenn ich hinaufgenommen worden<br />

bin, werde ich dir einen meiner Jünger senden, welcher dein Leiden heilen wird. Er ließ also den Tobias kommen, bei dem er wohnte, und<br />

sprach: Ich habe gehört, daß ein machtvoller Mann gekommen ist und in deinem Haus Wohnung genommen hat. Führe ihn zu mir! Tobias<br />

aber kam zu Thaddäus und sprach zu ihm: Der Toparch Abgar hat mich kommen lassen und mich angewiesen, dich zu ihm zu führen, damit<br />

du ihn heilst. Und Thaddäus sagte: Ich gehe hin, da ich ja mit Macht ausgestattet zu ihm gesandt worden bin.<br />

Am folgenden Tage machte sich nun Tobias in <strong>der</strong> Frühe auf, nahm den Thaddäus mit und kam zu Abgar. Als er aber hingekommen war, da<br />

wurde in Gegenwart von dessen dastehenden Würdenträgern gleich bei seinem Eintritt dem Abgar eine außerordentliche Erscheinung im<br />

Antlitz des Apostels Thaddäus sichtbar. Als Abgar das sah, fiel er vor Thaddäus nie<strong>der</strong>, und Staunen ergriff alle, die herumstanden; denn sie<br />

hatten die Erscheinung nicht gesehen, die allein dem Abgar sichtbar geworden war. Der fragte denn auch den Thaddäus : Bist du wirklich ein

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