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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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135<br />

<strong>Die</strong> Pistis Sophia<br />

Der Titel dieses gnostischen Evangeliums ist schwer zu deuten. Pistis bedeutet Glaube und Sophia Weisheit. In welcher Beziehung stehen<br />

diese zwei Wörter zueinan<strong>der</strong>? Möglicherweise stand ursprünglich anstelle des Substantivs Pistis das entsprechende Adjektiv, so daß also die<br />

»gläubige Weisheit« zu übersetzen wäre. <strong>Die</strong> Pistis Sophia könnte dann eine Wesenheit sein, die an <strong>der</strong> Seite Gottes lebt und bei <strong>der</strong><br />

Weltschöpfung tätig wird. Kurz zusammengefaßt, handelt das Buch von folgenden Themen: Jesus belehrte die Jünger ll Jahre lang, im 12.<br />

und letzten Jahr seiner Verweilung auf Erden soll ihnen das größte Geheimnis offenbart werden. Jesus erzählt weiterhin, daß er auf seiner<br />

Reise, von <strong>der</strong> er gerade zurückgekehrt ist, die Pistis Sophia >ganz allein unterhalb des dreizehnten Äons<<br />

angetroffen habe. Maria, die sich unter den Zuhörern befindet, erkundigt sich, warum sie denn trauere und betrübt sei. Jesus berichtet nun,<br />

daß sie vom 13. Äon in die Materie gefallen sei. Er habe sich aber ihrer erbarmt und sie wie<strong>der</strong> an ihren ursprünglichen Wohnort<br />

zurückgebracht. Es folgen Wechselreden über an<strong>der</strong>e Themen: über die Mysterien des Lichts, über die Entstehung <strong>der</strong> Sünde in <strong>der</strong> Welt,<br />

über die Notwendigkeit <strong>der</strong> Buße und über die Bestrafung des Sün<strong>der</strong>s im Jenseits. Es ist auffällig, daß dabei Maria Magdalena die meisten<br />

Fragen stellte. Ihr ist in dieser Schrift neben Johannes eine hervorragende Stelle unter den Jüngern zugewiesen.<br />

Textquelle: Pistis Sophia<br />

Es geschah aber, nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, da verbrachte er 11 Jahre, indem er sich mit seinen Jüngern unterredete<br />

und sie nur bis zu den Orten des ersten Gebotes belehrte und bis zu den Orten des ersten Mysteriums ... , welches ist das letzte Mysterium, d.<br />

h. das 24ste.<br />

Es geschah nun, als die Jünger beieinan<strong>der</strong> auf dem Ölberge saßen, indem sie diese Worte sprachen und hoch erfreut waren und sehr jubelten<br />

und zueinan<strong>der</strong> sprachen: »Wir sind glückselig vor allen Menschen auf <strong>der</strong> Erde, weil <strong>der</strong> Erlöser uns dieses offenbart hat, und wir die Fülle<br />

und die gesamte Vollendung empfangen haben«, - dieses sprachen sie zueinan<strong>der</strong>, während Jesus ein wenig entfernt von ihnen saß.<br />

Es geschah aber am 15ten des Mondes im Monat Tybi, welches ist <strong>der</strong> Tag, an welchem <strong>der</strong> Mond voll wird, an jenem Tage nun, als die<br />

Sonne auf ihrer Bahn herausgekommen war, kam hinter ihr eine große Lichtkraft heraus, gar sehr leuchtend, und es war kein Maß für das ihr<br />

anhaftende Licht. Denn sie kam aus dem Licht <strong>der</strong> Lichter, und sie kam aus dem letzten Mysterium, welches ist das 24ste Mysterium von<br />

innen nach außen, - diese 24. Mysterien, welche sich in den Ordnungen des zweiten Raumes des ersten Mysteriums befinden. Jene Lichtkraft<br />

aber kam herab über Jesus und umgab ihn ganz, während er entfernt von seinen Jüngern saß, und er hatte gar sehr geleuchtet, und es war kein<br />

Maß für das Licht, welches an ihm war. Und die Jünger hatten Jesus nicht gesehen infolge des großen Lichtes, in welchem er sich befand,<br />

o<strong>der</strong> welches an ihm war. Ihre Augen waren verdunkelt infolge des großen Lichtes, in dem er sich befand, und sie sahen nur das Licht, das<br />

viele Lichtstrahlen aussandte. <strong>Die</strong> Lichtstrahlen waren einan<strong>der</strong> nicht gleich, und das Licht war von verschiedener Art. Es war von<br />

verschiedener Form von unten bis oben, indem ein Strahl vorzüglicher war als <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e; es reichte von unten <strong>der</strong> Erde bis hinauf zum<br />

Himmel. - Und als die Jünger jenes Licht sahen, gerieten sie in große Furcht und große Aufregung.<br />

Als jene Lichtkraft über Jesus herabgekommen war, umgab sie ihn allmählich ganz. Da fuhr Jesus auf und flog in die Höhe. Er war sehr<br />

leuchtend geworden und strahlte in einem unermeßlichen Lichte. Und die Jünger blickten ihm nach und keiner von ihnen sprach, bis er zum<br />

Himmel gelangt war. Sie alle verhielten sich in großem Schweigen. <strong>Die</strong>ses nun geschah am 15ten des Mondes, an dem Tage, an welchem er<br />

im Monat Tybi voll wird.<br />

Als Jesus nach drei Stunden zum Himmel gelangt war, da gerieten alle Kräfte <strong>der</strong> Himmel in Aufregung und zitterten miteinan<strong>der</strong>, sie und<br />

alle ihre Äonen und alle ihre Örter und alle ihre Ordnungen, und die ganze Erde bewegte sich und alle, die auf ihr wohnen. Und es gerieten<br />

alle Menschen in Aufregung und auch die Jünger, und alle dachten: Vielleicht wird die Welt zusammengerollt werden. Alle in den Himmeln<br />

befindlichen Kräfte waren in Aufregung und sie bewegten sich alle gegeneinan<strong>der</strong> von <strong>der</strong> dritten Stunde des 15ten des Mondes Tybi bis zur<br />

neunten Stunde des folgenden Tages. Und alle Engel und ihre Erzengel und alle Kräfte <strong>der</strong> Höhe priesen den Innern <strong>der</strong> Inneren, so daß die<br />

ganze Welt ihre Stimme hörte, ohne daß sie abgelassen haben bis zur neunten Stunde des folgenden Tages.<br />

<strong>Die</strong> Jünger saßen aber beieinan<strong>der</strong> in Furcht, und sie waren gar sehr aufgeregt; sie fürchteten sich wegen des großen Erdbebens, welches<br />

stattfand, und weinten miteinan<strong>der</strong>, indem sie sprachen: > Was wird denn geschehen? Vielleicht wird <strong>der</strong> Erlöser alles zerstören.<<br />

Während sie nun dieses sagten und gegeneinan<strong>der</strong> weinten, da taten sich die Himmel um die neunte Stunde des folgenden Tages auf, und sie<br />

sahen Jesus herabkommen, gar sehr leuchtend, und es war kein Maß für sein Licht, in welchem er sich befand. Denn er leuchtete mehr als zu<br />

<strong>der</strong> Stunde, da er zu den Himmeln hinaufgegangen war, so daß die Menschen auf <strong>der</strong> Welt das Licht, welches an ihm war, nicht beschreiben<br />

konnten, und es sandte Lichtstrahlen sehr viele aus, und es war kein Maß für seine Strahlen, und sein Licht war nicht untereinan<strong>der</strong> gleich,<br />

son<strong>der</strong>n es war von verschiedener Art und von verschiedener Form, indem einige Strahlen unzählige Male die an<strong>der</strong>en übertrafen; und das<br />

ganze Licht war beieinan<strong>der</strong>, es war von dreierlei Art, und eine übertraf die an<strong>der</strong>e unzählige Male; die zweite, welche in <strong>der</strong> Mitte, war<br />

vorzüglicher als die erste, welche unterhalb, und die dritte, welche oberhalb von ihnen allen, war vorzüglicher als die beiden, welche<br />

unterhalb; und <strong>der</strong> erste Strahl, <strong>der</strong> unterhalb von ihnen allen, war ähnlich dem Lichte, welches über Jesus gekommen war, bevor er<br />

hinaufgegangen war zu den Himmeln, und war gleich nur sich in seinem Lichte. Und die drei Lichtweisen waren von verschiedener Lichtart<br />

und sie waren von verschiedener Form, wobei einige an<strong>der</strong>e unzählige Male übertrafen.<br />

Es geschah aber, als die Jünger dieses sahen, fürchteten sie sich sehr und gerieten in Aufregung. Jesus nun, <strong>der</strong> Barmherzige und<br />

Mildherzige, als er seine Jünger sah, daß sie in großer Aufregung sich befanden, sprach er mit ihnen, indem er sagte: > Seid getrost; ich bin<br />

es, fürchtet euch nicht O Herr, wenn Du es bist, so ziehe Deinen Lichtglanz an Dich, auf daß wir stehen<br />

können, sonst sind unsere Augen verdunkelt und wir sind aufgeregt, und auch die ganze Welt ist aufgeregt infolge des großen Lichtes,<br />

welches an Dir ist.<<br />

Da zog Jesus den Glanz seines Lichtes an sich; und als dieses geschehen war, faßten alle Jünger Mut, traten vor Jesus, fielen alle zugleich<br />

nie<strong>der</strong>, beteten ihn an in großer Freude, und sprachen zu ihm: > Rabbi, wohin bist Du gegangen o<strong>der</strong> was ist Dein <strong>Die</strong>nst, in welchem Du<br />

gegangen bist, o<strong>der</strong> warum vielmehr waren alle diese Erregungen und alle diese Erdbeben, welche stattgefunden haben?<<br />

Da sprach zu ihnen Jesus, <strong>der</strong> Barmherzige: > Freuet euch und jubelt von dieser Stunde ab, denn ich bin zu den Orten, aus welchen ich<br />

gekommen war, gegangen. Von heute ab werde ich mit euch in Offenheit vom Anfang <strong>der</strong> Wahrheit bis zu ihrer Vollendung reden, und ich<br />

werde mit euch von Angesicht zu Angesicht ohne Gleichnis reden; nicht werde ich euch von dieser Stunde an etwas von dem Wesen <strong>der</strong><br />

Höhe und dem Wesen des Ortes <strong>der</strong> Wahrheit verbergen. Denn mir ist durch den Unaussprechlichen und durch das erste Mysterium von<br />

allen Mysterien die Macht gegeben, mit euch vom Anfang bis zur Vollendung und von innen bis außen und von außen bis innen zu reden.<br />

Höret nun, auf daß ich euch alle Dinge sage. <<br />

»Aber Maria Magdalena und Johannes, <strong>der</strong> Jungfräuliche, werden überragen alle meine Jünger und alle Menschen, die Mysterien in dem<br />

Unaussprechlichen empfangen werden, werden zu meiner Rechten und zu meiner Linken sein, und ich bin sie und sie sind ich, und sie<br />

werden mit euch in allen Dingen gleich sein, nur vielmehr werden eure Throne den ihrigen überragen und mein eigener Thron wird den<br />

eurigen überragen und den aller Menschen, die das Wort des Unaussprechlichen finden werden. «<br />

Es antwortete aber Maria und sprach: > Mein Herr, was das Wort anbetrifft, das Deine Kraft durch David prophezeit hat: ><strong>Die</strong> Gnade und<br />

die Wahrheit begegneten einan<strong>der</strong>, die Gerechtigkeit und <strong>der</strong> Friede küßten einan<strong>der</strong>. <strong>Die</strong> Wahrheit sproßte aus <strong>der</strong> Erde hervor und die<br />

Gerechtigkeit blickte vom Himmel herabWo ist Jesus,

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