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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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118<br />

10 Als sie so sprachen, ergrimmte <strong>der</strong> Tyrann nicht nur über ihren Ungehorsam, son<strong>der</strong>n er ward auch zornig über ihre Undankbarkeit. 11 So<br />

schleppten denn auf sein Geheiß die Geißler den Ältesten von ihnen herbei, zerrissen sein Gewand und banden ihm die Hände und Arme auf<br />

beiden Seiten mit Riemen fest. 12 A1s sie sich aber an ihm müde gegeißelt hatten, ohne doch etwas auszurichten, warfen sie ihn auf das Rad.<br />

13 Um dieses wurde <strong>der</strong> edelgeborene Jüngling gespannt, so daß seine Glie<strong>der</strong> sich ausrenkten. 14 Als so seine sämtlichen Glie<strong>der</strong><br />

gebrochen waren, brach er in die Anklage aus: 15 Du schmutzigster <strong>der</strong> Tyrannen, du Wi<strong>der</strong>sacher <strong>der</strong> himmlischen Gerechtigkeit und du<br />

Grausamer, nicht weil ich einen Menschen gemordet hätte, folterst du mich so, o<strong>der</strong> weil ich wi<strong>der</strong> Gott gefrevelt hätte, son<strong>der</strong>n weil ich vor<br />

ein göttliches Gesetz den Schild halte. 16 Da sagten die Speerträger zu ihm: Willige doch ein und iß, damit du <strong>der</strong> Foltern ledig wirst! 17 Er<br />

aber sprach: Euer Rad ist nicht so mächtig, ihr schmutzigen Knechte, daß es meine Vernunft erdrosseln könnte. Zerschneidet meine Glie<strong>der</strong>,<br />

verbrennet mein Fleisch in einzelnen Stücken, verrenkt meine Gelenke! 18 Bei allen diesen Foltern will ich euch zeigen, daß einzig die<br />

Söhne <strong>der</strong> Hebräer im Kampfe für die Tugend unbesiegbar sind. 19 Während er noch so redete, machten sie unter ihm ein Feuer an und<br />

spannten unter fortwährendem Anfachen das Rad immer mehr an. 20 Überall wurde da das Rad mit Blut befleckt, die aufgehäuften<br />

glühenden Kohlen verlöschten durch das viele herabtröpfelnde Blutwasser, und die Fleischstücke fuhren umher um die Aschen-Enden <strong>der</strong><br />

Maschine. 21 Aber trotzdem ihm bereits das Knochengerüst überall zu schmelzen begann, seufzte <strong>der</strong> hochgemute und abramäische Jüngling<br />

nicht. 22 Vielmehr, als wäre ihm im Feuer durch Verwandlung Unzerstörbarkeit verliehen worden, ertrug er voll Adel die Foltern: 23 Folgt<br />

meinem Beispiele, Brü<strong>der</strong>, so rief er, desertiert nicht aus meiner Kämpferschar, schwört nicht ab, son<strong>der</strong>n beweist, daß auch im wackeren<br />

Mut ein Bru<strong>der</strong>bund zwischen euch und mir besteht. Kämpft einen hehren und edlen Kampf um die Frömmigkeit, 24 durch den die gerechte,<br />

von unseren Vätern verehrte Vorsehung unserem Volke gnädig sein und den verruchten Tyrannen bestrafen wird! 25 Als <strong>der</strong><br />

hochehrwürdige Jüngling dies gesagt hatte, hauchte er seine Seele aus.<br />

26 Doch während sich noch alle über seine Seelenstärke verwun<strong>der</strong>ten, schleppten die Speerträger schon den Zweitältesten heran, legten sich<br />

die eisernen Hände an und schlossen ihn mit den spitzen Krallen an die Maschinen und die Schwinge an. 27 Als sie aber vor <strong>der</strong> Folterung<br />

auf die Frage, ob er essen wolle, die Antwort von Adel vernommen hatten, 28 krallten ihm die Pantherbestien in <strong>der</strong> ganzen Gegend von den<br />

Nackensehnen bis zum Kinn die eisernen Hände ins Fleisch, zogen an und rissen ihm die Kopfhaut ab. Er jedoch ertrug voll Stärke diesen<br />

Schmerz und sprach: 29 Wie süß ist doch, in je<strong>der</strong> Form, <strong>der</strong> um <strong>der</strong> Frömmigkeit unserer Väter willen erlittene Tod! Zu dem Tyrannen aber<br />

sprach er: 30 Glaubst du nicht selbst, du rohester aller Tyrannen, daß du in diesem Augenblicke schlimmer gefoltert wirst als ich? Mußt du es<br />

doch mit ansehen, wie deine übermütige Tyrannenvernunft gedemütigt wird durch unsere Standhaftigkeit um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen. 31<br />

Denn ich, ich fühle durch die die Tugend begleitenden Freuden meinen Schmerz gemil<strong>der</strong>t. 32 Du aber, du wirst mitten in deinen gottlosen<br />

Drohungen gefoltert und wirst, du schmutzigster <strong>der</strong> Tyrannen, den Strafen des göttlichen Zornes nicht entrinnen!<br />

1 Als er dann den Ruhmestod standhaft ertragen hatte, wurde <strong>der</strong> Dritte herangeschleppt, von vielen inständig ermahnt, doch zu essen und<br />

sich so zu retten. 2 Er aber schrie auf: Wisset ihr denn eigentlich gar nicht, daß mich <strong>der</strong>selbe Vater erzeugt hat, wie die Getöteten, daß mich<br />

dieselbe Mutter geboren hat, daß ich auf dem Grunde <strong>der</strong>selben Lehrsätze erzogen bin? 3 Ich schwöre ihn nicht ab, den adelsverwandten<br />

Bru<strong>der</strong>bund! 4 Wenn ihr gegen diese Macht ein Strafmittel habt, nur heran damit, aber nur an meinen Körper! Meine Seele werdet ihr, selbst<br />

wenn ihr diese Absicht hättet, nicht antasten! 5 Jene aber, erbittert über den Freimut des Mannes, renkten ihm mit Glie<strong>der</strong>verrenkmaschinen<br />

Hände und Füße aus, hoben die einzelnen Glie<strong>der</strong> aus den Gelenken 6 und zerbrachen ihm Finger, Arme, Schenkel und Ellenbogen. 7 Da sie<br />

aber in keiner Weise sein Leben zu ersticken vermochten, zerrten sie ihm die ganze Haut mitsamt den äußersten Fingerspitzen herunter,<br />

skalpierten ihn nach Skythenart und legten ihn dann sofort auf das Rad. 8 Um dieses herumgebunden, sah er, während ihm vom Wirbel an<br />

die einzelnen Glie<strong>der</strong> zerstückelt wurden, wie sein Fleisch zerfetzt wurde, und an seinen Eingeweiden die Blutstropfen herabrannen. 9 Da, im<br />

Augenblicke des Todes sprach er: 10 Wir, du schmutzigster <strong>der</strong> Tyrannen, wir erdulden solches um <strong>der</strong> gottgefälligen Zucht und Tugend<br />

willen; 11 du aber wirst um <strong>der</strong> Gottlosigkeit und Blutschuld willen unaufhörliche Martern erdulden!<br />

12 Nachdem auch er seiner Brü<strong>der</strong> würdig gestorben war, führten sie den Vierten herbei und sprachen: 13 Sei du doch nicht <strong>der</strong>selbe Narr,<br />

wie deine Brü<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n gehorche dem König und rette dich! 14 Er aber erwi<strong>der</strong>te ihnen: So heiß brennt das Feuer, das ihr wi<strong>der</strong> mich<br />

angesteckt habt, nicht, daß ich ein feiger Mann werden müßte. 15 Bei dem glückseligen Tode meiner Brü<strong>der</strong> und dem ewigen Ver<strong>der</strong>ben des<br />

Tyrannen und dem ruhmvollen Leben <strong>der</strong> Frommen, ich will den adeligen Bru<strong>der</strong>bund nicht verleugnen! 16 Ersinne nur, Tyrann, Martern:<br />

auch durch sie sollst du nur lernen, daß ich <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong> <strong>der</strong> vor mir Gemarterten bin! 17 Als dies <strong>der</strong> blutdürstige, mordgierige und<br />

allerschmutzigste Antiochos hörte, befahl er, ihm die Zunge auszuschneiden. 18 Er aber erwi<strong>der</strong>te: Wenn du mir auch das Werkzeug <strong>der</strong><br />

Sprache raubst, Gott hört auch die Stummen. 19 Siehe, herausgestreckt ist meine Zunge! Schneide sie ab! Du wirst deswegen doch nicht<br />

unserer Vernunft die Zunge abschneiden. 20 Gern lassen wir uns für Gott die Glie<strong>der</strong> des Leibes verstümmeln. 21Vor dich aber wird in<br />

kurzer Frist Gott hintreten; denn die Zunge, die du abschneidest, ist <strong>der</strong> Gotteshymnen Sängerin!<br />

1 Als nun auch dieser den Foltertod erlitten hatte, sprang <strong>der</strong> Fünfte vor und rief 2 Ich gedenke, Tyrann, mich zu <strong>der</strong> für die Tugend zu<br />

erduldenden Folterqual nicht erst nötigen zu lassen, 3 son<strong>der</strong>n von selbst bin ich selbständig vorgetreten, damit du, auch mich tötend, dir<br />

Frevel, <strong>der</strong>entwegen du <strong>der</strong> himmlischen Gerechtigkeit Strafe schuldest, noch mehr anhäufst. 4 Du Tugend- und Menschenhasser, was haben<br />

wir begangen, daß du uns <strong>der</strong>art vergewaltigst? 5 O<strong>der</strong> kommt es dir etwa als etwas Böses vor, daß wir den Schöpfer des Alls fromm<br />

verehren und nach seinem Tugendgesetze leben? 5 Aber ein solches Verhalten ist doch <strong>der</strong> Ehren und nicht <strong>der</strong> Foltern wert, 7 wenn an<strong>der</strong>s<br />

du ein Gefühl für die Sehnsuchtsgedanken des Menschen und eine Hoffnung auf ein Heil bei Gott hättest. 8 Tatsächlich aber bist du Gott<br />

entfremdet und streitest wi<strong>der</strong> die, welche voll Frömmigkeit sind gegen Gott! 9 Während er noch so sprach, banden ihn die Speerträger und<br />

zerrten ihn zur Schwinge, 10 banden ihn mit den Knieen darauf, spannten diese in eiserne Fußschellen und beugten seine Hüfte um den<br />

Radkeil hernie<strong>der</strong>. Hierum wie ein Skorpion auf das Rad zurückgebogen, wurde er Glied für Glied zerstückelt. 11 In diesem Zustande sprach<br />

er, beengten Atems und erstickenden Körpers: 12 Herrlich sind, Tyrann, wi<strong>der</strong> deinen Willen die Gnaden, mit denen du uns begnadest;<br />

herrlich, weil du es uns vergönnst, durch die edelsten Leiden die Stärke unserer Gesetzestreue zu zeigen!<br />

13 So starb auch dieser. Als aber <strong>der</strong> sechste junge Bursche vorgeführt wurde und <strong>der</strong> Tyrann sich erkundigte, ob er essen und freigelassen<br />

werden wolle, da erwi<strong>der</strong>te dieser: 14 Ich, ich bin an Alter jünger als meine Brü<strong>der</strong>, an Überlegung aber ihr Altersgenosse. 15 Denn für die<br />

gleiche Sache geboren und erzogen, sind wir für die gleiche Sache in gleicher Weise schuldig zu sterben. 16 Deshalb, wenn du es für gut<br />

befindest, die zu foltern, die den Genuß des Unreinen ablehnen, so foltere nur! 17 Nach diesen seinen Worten führten sie ihn zum Rade. 18<br />

Auf dieses wurde er regelrecht gespannt; dann wurden ihm die Wirbel ausgerenkt, während er von unten langsam verbrannt wurde. 19<br />

Endlich machten sie spitze Spieße glühend, hielten sie ihm an den Rücken und verbrannten ihm, durch die Seiten stechend, noch die<br />

Eingeweide. 20 Er aber rief in seinen Folterqualen: O wie hochwürdig ist <strong>der</strong> Wettkampf, bei welchem wir, einen solche Brü<strong>der</strong>schar, um<br />

<strong>der</strong> Frömmigkeit willen zu schmerzensreicher Übung berufen und nicht besiegt worden sind! 21 Denn unbesiegbar ist, du Tyrann, die<br />

fromme Bildung. 22 Mit Tugend gewappnet, will auch ich mit meinen Brü<strong>der</strong>n sterben 23 und dadurch auch für mein Teil einen Gewaltigen<br />

über dich bringen, <strong>der</strong> deine Blutschuld ahndet, du Erfin<strong>der</strong> von Foltern, du Feind des wahrhaftigen Frommen!<br />

24 Sechs junge Bürschchen sind wir und haben deine Tyrannei zunichte gemacht. 25 Denn daß du außer Stande warst, unsere Vernunft<br />

umzustimmen und uns zum Genusse des Unreinen zu zwingen, ist das nicht dein Sturz? 26 Dein Feuer ist kühl für uns, schmerzlos sind deine<br />

Schwingen und kraftlos deine Gewalt. 27 Denn nicht eines Tyrannen, son<strong>der</strong>n eines göttlichen Gesetzes Speerträger stehen vor uns. Deshalb<br />

ist unsere Vernunft unbesiegbar!<br />

1 Nachdem auch dieser glückselig verschieden war - man hatte ihn in einen Kessel geworfen -, trat <strong>der</strong> Siebente vor, <strong>der</strong> Allerjüngste. 2 Mit<br />

ihm hatte <strong>der</strong> Tyrann, obwohl er von dessen Brü<strong>der</strong>n furchtbar gepeinigt worden war, Mitleid. 3 Und als er sah, daß man ihm schon die<br />

Fesseln anlegte, ließ er ihn näherkommen und versuchte ihm durch folgende Worte zuzureden: 4 Wie deiner Brü<strong>der</strong> Wahnsinn endet, das<br />

siehst du: um ihres Ungehorsams willen sind sie peinlich hingerichtet worden. Du, wenn du nicht gehorchst, wirst ebenfalls grauenvoll<br />

gefoltert werden und einen vorzeitigen Tod sterben. 5 Gehorchst du aber, so sollst du Freund sein und an den Regierungsgeschäften

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