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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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Rahmen. Erst ab Vers 24 mit dem Einbrechen <strong>der</strong> kosmischen Katastrophe setzt <strong>der</strong> überirdische Ablauf <strong>der</strong> Dinge ein. Wenn man diese<br />

Einteilung vornimmt, wird man auch die Abschnitte davor als eigene Teile auffassen. <strong>Die</strong> Verse 5-8 stellen nicht die erste Phase <strong>der</strong><br />

Ereignisse dar, son<strong>der</strong>n einen groben Aufriß. In den Versen 9-13 kommt die gegenwärtige Situation <strong>der</strong> Kirche zum Ausdruck. Insgesamt<br />

läßt sich daraus schließen, daß aus Einzelstücken verschiedener Herkunft ein Ganzes zusammengestellt worden ist. Allerdings wird wohl<br />

schon vor Markus eine Apokalypse vorgelegen haben, <strong>der</strong>en zeitlicher Umfang wahrscheinlich weiter in die Geschichte zurückreicht, als dies<br />

in Mk 13 <strong>der</strong> Fall ist. <strong>Die</strong> markinische Apokalypse erfährt bei Matthäus und Lukas einige Abwandlungen. Bei beiden ist aus <strong>der</strong> esoterischen<br />

Rede Jesu eine öffentliche geworden. Bedeuten<strong>der</strong> ist, daß die Naherwartung, die Markus beson<strong>der</strong>s hervorhebt, bei Matthäus durch eine<br />

Zwischenzeit <strong>der</strong> Kirche und Weltmission hinausgeschoben wird, bei Lukas sogar völlig abgelehnt wird.<br />

<strong>Die</strong> Johannes-Apokalypse<br />

<strong>Die</strong> Johannes-Apokalypse hat Aufnahme in den Kanon des Neuen Testamentes gefunden. <strong>Die</strong>s hat sie wohl einigen Beson<strong>der</strong>heiten zu<br />

verdanken, die sie von an<strong>der</strong>en Apokalypsen unterscheidet.<br />

<strong>Die</strong>se Offenbarung legt keinen Wert auf Pseudonymität. Johannes versteht sich selbst als Prophet, <strong>der</strong> von Christus dazu berufen wurde,<br />

Sendschreiben an die > sieben Gemeinden in Asia zu richten angelus<br />

interpres letzten Dinge< aber breit ausgemalt werden, hatte <strong>der</strong> Verfasser<br />

dennoch wohl die Verbreitung apokalyptischer Vorstellungen beson<strong>der</strong>s im Auge. Weiterhin ist <strong>der</strong> apokalyptische Determinismus deutlich<br />

vorhanden. Das > Buch mit den 7 Siegeln< legt den Ablauf des Heilsplans Gottes fest, und so wird er unabän<strong>der</strong>lich ablaufen. Ein<br />

christliches Element ist dabei, daß Christus die En<strong>der</strong>eignisse in die Wege leitet: Das Lamm wird die sieben Siegel lösen.<br />

In <strong>der</strong> Johannes-Apokalypse ist <strong>der</strong> Gegensatz zwischen dieser Welt und <strong>der</strong> neuen Welt stärker als sonst im Neuen Testament<br />

herausgearbeitet: > Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; <strong>der</strong> erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das<br />

Meer ist nicht mehr.< (Off 21,1)<br />

Breit ausgebaut ist auch die Schil<strong>der</strong>ung des Antichristen. Er ist das Spiegelbild Satans und repräsentiert das römische Weltreich ebenso wie<br />

den Kaiser Domitian. Dadurch wird <strong>der</strong> Gegenspieler des Messias zum erstenmal als eine Persönlichkeit <strong>der</strong> Gegenwart dargestellt. Außer<br />

diesen genannten Punkten ergibt sich eine starke Abhängigkeit von <strong>der</strong> jüdischen Apokalyptik aus zwei Gedanken, die dem übrigen Neuen<br />

Testament unbekannt sind. Einmal ist von einer messianischen Zwischenzeit die Rede. Christus wird den Teufel fesseln und für tausend<br />

Jahre in den Abgrund werfen. Nach dem Tausendjährigen Reich wird <strong>der</strong> Teufel die Weltmächte Gog und Magog in den Kampf führen;<br />

endgültig besiegt, wird er schließlich auf ewig in den Feuer- und Schwefelsee geworfen. Zum zweiten stehen vor dem Tausendjährigen<br />

Reich nur die Gerechten auf, danach findet erst die allgemeine Totenauferstehung statt. Das ist eine Verbindung von zwei verschiedenen<br />

jüdischen Auferstehungsvorstellungen.<br />

<strong>Die</strong> Himmelfahrt des Jesaja<br />

<strong>Die</strong> Schrift »Himmelfahrt Jesajas« ist eine jüdische Legende vom Martyrium des Jesaja und ein Visionsbericht. Wie fast die gesamte<br />

apokalyptische Literatur ist auch dieses kein einheitliches Werk, son<strong>der</strong>n eine Kompilation von Bruchstücken. Im ersten Teil findet sich ein<br />

Einschub, <strong>der</strong> vom Wirken Christi und von seinem Tod, von <strong>der</strong> Einsetzung <strong>der</strong> Kirche und ihrer Verfolgung, vom Erscheinen des<br />

Antichristen (Beliar) und seiner Nie<strong>der</strong>lage erzählt. Der Titel > Himmelfahrt des Jesaja< kommt von <strong>der</strong> Vision, die Jesaja in Form einer<br />

Reise durch den Himmel erfahren haben soll.<br />

Der zweite Teil ist deswegen interessant, weil darin doketischer und gnostischer Einfluß deutlich zu Tage tritt. So wird <strong>der</strong> Hl. Geist als<br />

Engel dargestellt; mit Jesus kniet er vor dem Thron Gottes. Auch <strong>der</strong> Herrscher des Totenreiches wird als Engel bezeichnet. Das erinnert an<br />

die gnostische Abstufung <strong>der</strong> Göttlichkeit. <strong>Die</strong> Geburt Jesu wird ganz doketisch beschrieben. Selbst Maria merkt nichts davon.<br />

In gnostischer Form vollzieht sich <strong>der</strong> Abstieg Jesu in das Totenreich und danach <strong>der</strong> Aufstieg durch die Himmel, in den er den Seelen den<br />

Weg zum Vater bahnt. Bei jedem Himmel muß er dem Türhüter ein Lösungswort angeben, damit er durchgelassen wird.<br />

Wann die jüdische Schrift über das Martyrium des Jesaja entstanden ist, kann nicht sicher gesagt werden. <strong>Die</strong> christlichen Teile stammen<br />

wohl aus dem 2. Jh. n. Chr.<br />

Textquelle: <strong>Die</strong> Himmelfahrt des Jesaja<br />

Im zwanzigsten Jahre <strong>der</strong> Herrschaft Hiskias, des Königs von Juda, kamen Jesaja, <strong>der</strong> Sohn des Amoz, und Jasub, <strong>der</strong> Sohn Jesajas, von<br />

Gilgal nach Jerusalem zu Hiskia. Und nachdem Jesaja eingetreten war, setzte er sich auf das Bett des Königs, und obwohl man ihm einen<br />

Sessel brachte, wollte er sich nicht darauf nie<strong>der</strong>lassen. Da fing Jesaja an, mit dem König Hiskia Worte des Glaubens und <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

zu reden, während alle Fürsten Israels herum saßen samt den Eunuchen und Räten des Königs. Und es waren daselbst 40 Propheten und<br />

Prophetensöhne, die waren aus den Nachbarbezirken, aus den Bergen und von den Fel<strong>der</strong>n gekommen, als sie hörten, Jesaja würde aus<br />

Gilgal zu Hiskia kommen. Und sie waren gekommen, ihn zu begrüßen und seine Rede zu hören, und daß er seine Hand auf sie legen sollte<br />

und daß sie weissagten und er ihre Weissagung höre; und sie alle waren vor Jesaja. Dann redete Jesaja mit Hiskia Worte <strong>der</strong> Wahrheit und<br />

des Glaubens, und alle hörten die Tür, die jemand geöffnet hatte, und die Stimme des Geistes. Da rief <strong>der</strong> König alle Propheten und das<br />

ganze Volk, das sich daselbst vorfand, und sie kamen herein und Micha und Anania, <strong>der</strong> Alte, und Joel und Jasub setzten sich zu seiner<br />

Rechten und zu seiner Linken. Und es geschah, als sie alle die Stimme des Heiligen Geistes hörten, fielen sie alle anbetend auf ihre Knie und<br />

priesen Gott <strong>der</strong> Gerechtigkeit, den Höchsten in <strong>der</strong> höchsten Welt, <strong>der</strong> als Heiliger hoch oben seinen Sitz hat und unter den Heiligen ruht,<br />

und sie gaben Ehre dem, <strong>der</strong> so eine Vortrefflichkeit <strong>der</strong> Worte einem Menschen verliehen hat. Und während er durch den Heiligen Geist<br />

redete, indem alle zuhörten, schwieg er plötzlich still, und sein Bewußtsein ward von ihm genommen, und er sah die Männer nicht mehr, die<br />

vor ihm standen; und seine Augen waren geöffnet, aber sein Mund war stumm, und das Bewußtsein seiner Körperlichkeit war von ihm<br />

genommen, aber sein Odem war noch in ihm, denn er sah ein Gesicht.<br />

Und <strong>der</strong> Engel, <strong>der</strong> entsandt war, ihn schauen zu lassen, gehörte nicht zu diesem Firmament und nicht zu den Engeln <strong>der</strong> Herrlichkeit dieser<br />

Welt, son<strong>der</strong>n er war aus dem siebten Himmel gekommen. Und das Volk, welches herumstand, mit Ausnahme des Kreises <strong>der</strong> Propheten,<br />

meinte nicht, daß <strong>der</strong> heilige Jesaja hinaufgenommen sei. Und das Gesicht, das er sah, war nicht von dieser Welt, son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Welt, die

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