Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel
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120<br />
Mütter, weil sie für die von ihnen Geborenen ein innigeres Mitgefühl haben als die Väter. 5 Denn so schwach die so häufigen Krisen<br />
ausgesetzten Mütter ihrer Natur nach sind, so viel lieber als die Väter haben sie die Kin<strong>der</strong>. 6 Von allen Müttern aber hatte die Mutter <strong>der</strong><br />
Sieben ihre Kin<strong>der</strong> am liebsten, - sie, <strong>der</strong> in sieben Schwangerschaften die zärtliche Liebe zu ihnen eingepflanzt 7 und <strong>der</strong> durch die vielen<br />
Wehen bei einem jeden einzelnen das Mitgefühl mit ihnen aufgezwungen worden war, 'die aber trotzdem um <strong>der</strong> Gottesfurcht willen die<br />
zeitliche Rettung ihrer Kin<strong>der</strong> außer acht ließ. 8 Doch nein! die Gründe ihrer einzigartigen Mutterliebe sind noch nicht erschöpft, vielmehr<br />
war ihre zärtliche Liebe zu ihren Söhnen auch wegen ihrer Tugend und ihres treuen Gehorsams gegen das Gesetz noch inniger: 10 Waren sie<br />
doch gerecht, besonnen, mannhaft, hochherzig, voll Bru<strong>der</strong>liebe und von solcher Liebe zu ihrer Mutter, daß sie ihr durch Befolgung <strong>der</strong> Verordnungen<br />
bis in den Tod Gehorsam leisteten. 11 Aber trotz alledem, obschon so starke Gründe <strong>der</strong> Liebe zu den Kin<strong>der</strong>n die Mutter an das<br />
Mitgefühl ketteten, vermochten doch die allerverschiedensten Martern ihre Vernunft bei keinem einzigen ihrer Söhne vom rechten Wege zu<br />
bringen, 12 son<strong>der</strong>n jeden einzelnen ihrer Söhne und alle zusammen ermunterte sie, die Mutter, zu dem Tode <strong>der</strong> Frömmigkeit. 13 O du<br />
hehre Natur, o ihr Zauberkräfte <strong>der</strong> Eltern, o Schöpfung, du liebevolle Erzieherin, o ihr unbezwingbaren Muttertriebe! 14 Einen Sohn nach<br />
dem an<strong>der</strong>en sah die Mutter gefoltert und gebrannt, aber sie blieb fest um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen. 15 Das Fleisch ihrer Kin<strong>der</strong> sah sie in<br />
Stücken auf dem Feuer schmelzen, wie Zehen und Finger auf <strong>der</strong> Erde zucken, die Fleischteile des Kopfes eines jeden bis zur Kinngegend<br />
wie Masken daliegen. 16 O Mutter, wie viel bitterer als die Wehen bei ihrer Geburt sind die Schmerzen, durch die du jetzt versucht wurdest!<br />
17 O Weib, du einzige, welche die vollkommene Frömmigkeit zur Welt geboren hat! 18 Vom rechten Wege brachte dich nicht ab <strong>der</strong><br />
Erstgeborene, als er seinen Geist aufgab, nicht <strong>der</strong> Zweite, als er in seinen Qualen dich Ärmste anblickte, nicht <strong>der</strong> Dritte, als er seine Seele<br />
aushauchte. 19 Du aber, du sahst die Augen eines jeden einzelnen in seinen Qualen stieren Blicks auf ihre Folterung starren und ihre Nüstern<br />
die Nähe des Todes anzeigen, aber du weintest nicht. 20 Du sahst das Fleisch deiner Kin<strong>der</strong> in immer neuen Stücken verbrennen, sahst wie<br />
ihnen Hand um Hand abgeschnitten, Kopf um Kopf abgehauen wurde und Leiche auf Leiche stürzte, sahst den Ort, wo deine Kin<strong>der</strong> standen,<br />
um ihrer Qualen willen von einer gaffenden Menschenmasse besetzt, aber du hattest keine Tränen. 21 So verlocken nicht die Lie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Sirenen, noch die Stimmen <strong>der</strong> Schwäne die Hörer zur Aufmerksamkeit wie die Stimmen von gequälten Kin<strong>der</strong>n, die nach <strong>der</strong> Mutter<br />
schreien. 22 Wie schlimm und arg müssen doch die Qualen gewesen sein, von denen sie, die Mutter, da gequält wurde, als ihre Söhne mit<br />
Rä<strong>der</strong>n und Brennwerkzeugen gequält wurden! 23Aber mitten in den Trieben war es die fromme Vernunft, die ihr das Herz mutig dem Entschlusse<br />
zuwandte, die zeitliche Mutterliebe außer acht zu lassen, 24 trotzdem diese den Untergang von sieben Kin<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Foltern<br />
vielfältige Fülle schaute: sie alle machte die edle Mutter kraft ihres Glaubens an Gott zu nichte. 25 Als stünde sie im Rathause, so schaute sie<br />
in ihrer Seele die gestrengen Ratsherren Natur, Schöpfung, Liebe zu den Kin<strong>der</strong>n und Folterung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, 26 so hielt sie, die Mutter, zwei<br />
Stimmsteinchen in <strong>der</strong> Hand, ein todbringendes und ein die Kin<strong>der</strong> errettendes: 27 und doch wollte sie von <strong>der</strong> Rettung von sieben Kin<strong>der</strong>n<br />
auf kurze Zeit nichts wissen, 28 son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Standhaftigkeit des gottesfürchtigen Abraham gedachte seine Tochter. 29 Ja, du Mutter des<br />
Volks, du Rächerin des Gesetzes und Beschirmerin <strong>der</strong> Frömmigkeit, du Preisgekrönte des Kampfes, bei dem das Herz zu ringen hat, 30 in<br />
<strong>der</strong> Standhaftigkeit warst du edler als Mannen und in <strong>der</strong> Ausdauer mannhafter als Männer! 31 Wie die Arche Noahs, in <strong>der</strong><br />
weltüberschwemmenden Flut die Welt in sich bergend, die gewaltigen Wogen aushielt, 32 So hast du, du Gesetzeswächterin, von allen<br />
Seiten in <strong>der</strong> Flut <strong>der</strong> Triebe umbrandet und von gewaltigen Winden, den Qualen deiner Söhne, bedräut, den über die Frömmigkeit<br />
brausenden Stürmen wacker standgehalten.<br />
1 Wenn nach alledem ein Weib, noch dazu Greisin und Mutter von sieben Söhnen, den Todesqualen ihrer Söhne zusehen und doch<br />
standhalten konnte, so ist die fromme Vernunft sonnenklar Selbstherrin <strong>der</strong> Triebe. 2 Den Beweis habe ich jedenfalls erbracht, nicht nur, daß<br />
Männer ihre Begierden beherrschten, son<strong>der</strong>n auch, daß ein Weib die größten Qualen verachtete. 3 ja so grimmig waren nicht die Löwen um<br />
Daniel, noch des Misael aufs Gierigste brennen<strong>der</strong> Feuerofen wie die natürliche Mutterliebe, die jene Frau bei dem Anblick ihrer sieben<br />
gefolterten Söhne umzüngelte. 4 Doch mit <strong>der</strong> Frömmigkeit <strong>der</strong> Vernunft löscht selbst sie, die Mutter, die so gewaltigen und so heftigen<br />
Triebe aus.<br />
5 Ihr könnt euch ja auch einmal den Fall des Gegenteils überlegen: angenommen, die Frau wäre, obwohl sie Mutter war, feige gesinnt<br />
gewesen, dann hätte sie doch wohl um jene gejammert und vielleicht folgen<strong>der</strong>maßen geredet: 6 O ich Elende und immer wie<strong>der</strong> dreimal<br />
Unglückselige! Sieben Söhne habe ich geboren und bin doch jetzt die Mutter nicht eines einzigen! 7 O vergeblich sind sieben<br />
Schwangerschaften gewesen, unnütz siebenmal zehn Monde, fruchtlos die Jahre <strong>der</strong> Pflege, unheilvoll die Zeiten, da ich mit meiner Milch<br />
sie nährte! 8 Umsonst ist's, ihr Söhne, daß ich euretwegen so viele Wehen erduldet habe und die noch schwereren Sorgen des Großziehens! 9<br />
O über meine Söhne! <strong>Die</strong> einen unvermählt, die an<strong>der</strong>en unnütz vermählt! Nicht darf ich von euch Kin<strong>der</strong> schauen, nicht Großmutter heißen<br />
und mich deswegen glücklich preisen lassen! 10 O, daß ich die Mutter so vieler und so schöner Söhne bin und doch eine Witwe und<br />
Verlassene voller Tränen! Und wenn ich gestorben bin, dann werde ich keinen Sohn haben, <strong>der</strong> mich begräbt! 11 Doch mit nichten<br />
bejammerte die hehre und gottesfürchtige Mutter mit solcher Klage auch nur einen einzigen, 12 mahnte auch keinen einzigen vom Sterben ab<br />
und betrauerte auch nicht die Getöteten. 13 Im Gegenteil: als hätte sie einen stählernen Sinn, und als gälte es, die Vollzahl ihrer Söhne<br />
wie<strong>der</strong>zugebären in die Unsterblichkeit, ermahnte sie diese vielmehr im Interesse <strong>der</strong> Frömmigkeit flehentlich zum Tode. 14 O Mutter, du<br />
Streiterin Gottes um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen, obwohl nur eine Greisin und ein Weib! Mit Standhaftigkeit besiegtest du selbst den Tyrannen<br />
und wurdest in Taten und Worten mächtiger als er erfunden, obwohl nur eine Witwe! 15 Als du mitsamt deinen Knaben ergriffen wurdest,<br />
nicht wahr, da standest du unter dem Eindruck <strong>der</strong> Martern des Eleazaros und sagtest zu deinen Knaben auf hebräisch: 16 Knaben, das ist ein<br />
edler Kampf; werdet ihr zu ihm berufen, um Zeugnis abzulegen für das Volk, so kämpft getrost für das väterliche Gesetz! 17 Das wäre ja<br />
eine Schande, wenn ihr, wo doch dieser Greis die Schmerzen um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen erträgt, als die Jüngeren vor den Qualen<br />
zurückschrecken wolltet. 18 Gedenket daran, daß Gott es ist, durch den ihr an <strong>der</strong> Welt teilhabt und euch des Lebens erfreut. 19 Deshalb seid<br />
ihr schuldig, um Gottes willen jede Mühsal zu erdulden. 20 Um seinetwillen geschah es, daß auch unser Vater Abraham eilte, seinen Sohn,<br />
den Völkervater, zu schlachten, und daß Isaak, als er die schwertbewaffnete väterliche Hand auf sich nie<strong>der</strong>zucken sah, nicht erschrak. 21<br />
Daniel <strong>der</strong> Gerechte wurde in die Löwengrube geworfen, Ananias, Azarias und Misael wurden in den Feuerofen geschleu<strong>der</strong>t: und sie<br />
harrten aus um Gottes willen. 22 Darum auch ihr, die ihr den selben Glauben an Gott habt: seid nicht betrübt! 23 Denn das wäre doch unvernünftig,<br />
sich auf die Frömmigkeit zu verstehen und doch unfähig zu sein, den Leiden Wi<strong>der</strong>stand zu leisten!<br />
24 Mit diesen Worten mahnte die Mutter <strong>der</strong> Sieben jeden einzelnen ihrer Söhne und bewog ihn, eher zu sterben als das Gebot Gottes zu<br />
übertreten, 25 zumal sie ja auch außerdem wußten, daß sie, wenn sie um Gottes willen stürben, Gotte leben würden, wie Abraham, Isaak und<br />
Jakob und alle Erzväter.<br />
1 Es erzählten übrigens noch einige <strong>der</strong> Speerträger, daß sie, als auch sie zum Tode geschleppt werden sollte, sich selbst in den<br />
Scheiterhaufen gestürzt habe, damit niemand ihren Leib berühre.<br />
2 O Mutter, die du mitsamt deinen Sieben Knaben die Gewalt des Tyrannen zu nichte gemacht, seine bösen Anschläge vereitelt und den<br />
Adel des Glaubens erwiesen hast! 3 Denn wie ein Dach, stark gestützt auf deine Knaben als Säulen, so hieltest du die Erschütterung durch<br />
das Erdbeben <strong>der</strong> Martern aus, ohne zu wanken. 4 Getrost deshalb, du Mutter mit <strong>der</strong> hehren Seele! Ist dir doch die Hoffnung auf Gott, die<br />
dich ausharren ließ, verbürgt! 5 So erhaben steht nicht <strong>der</strong> Mond am Himmel mitsamt den Sternen, wie du, die du deine sternengleichen<br />
Sieben Knaben den Lichtesweg zur Frömmigkeit geführt, bei Gott in Ehren stehst und samt ihnen im Himmel eine feste Stätte hast! 6 War es<br />
doch <strong>der</strong> Vater Abraham, nach dem du dich im Werke <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>zucht gerichtet hattest.<br />
Schluß.<br />
7 Wenn es uns aber möglich wäre, wie auf einem Gemälde die Geschichte deiner Frömmigkeit zu malen, würde dann nicht ein Schau<strong>der</strong> alle<br />
die ergreifen, die eine Mutter von sieben Kin<strong>der</strong>n um <strong>der</strong> Frömmigkeit willen die mannigfachsten Qualen erdulden sähen? 8 Ja, es wäre auch<br />
in <strong>der</strong> Ordnung, auf eben dieses Grabgemälde auch folgende Worte zum Gedächtnis für die Volksgenossen zu schreiben: 9 Hier sind