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Die Apokryphen - Verborgene Bücher der Bibel

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81<br />

Schütz uns vor unserer Brü<strong>der</strong> Hand! Sie mögen nicht als Rächer auftreten, daß wir dich unterdrücken wollten! Nicht mögen ihre Schwerter<br />

gegen uns sich wenden! 5 Wir wissen ja, daß unsre Brü<strong>der</strong> gottesfürchtige Männer sind und keinem Menschen Böses tun für Böses. 6 Schütz<br />

deine Sklaven vor jenen, ach du unsre Herrin!« 7 Da sprach zu ihnen Asenath: »Seid guten Muts, habt keine Furcht vor euren Brü<strong>der</strong>n! Sie<br />

sind ja gottesfürchtige Männer und voller Furcht des Herrn. Geht aber in den Rohrwald dort, bis ich zu euren Gunsten sie hab umgestimmt<br />

und ihren Zorn beschwichtigt für das, was ihr so schrecklich gegen sie gewagt! Indessen sieht's <strong>der</strong> Herr und richtet zwischen mir und euch.<br />

« 8 Da flohen in den Rohrwald Dan und Gad; doch ihre Brü<strong>der</strong>, Lias Söhne, eilten, wie die Hirsche, gar eifrig gegen sie heran. 9 Da stieg<br />

von ihrem überdachten Wagen Asenath herab und reichte unter Tränen ihnen ihre Rechte; sie aber warfen huldigend vor ihr sich hin und<br />

brachen in ein lautes Weinen aus und fragten nach den Brü<strong>der</strong>n, nach den Mägdesöhnen, um sie zu töten. 10 Da sprach zu ihnen Asenath:<br />

»Ich bitt euch: Schonet eure Brü<strong>der</strong>! Vergeltet ihnen nimmer für das Böse Böses! Der Herr hat mich vor ihnen ja gerettet. Denn er zerbrach<br />

in ihren Händen ihre Degen, ihre Schwerter; sie schmolzen hin und wurden Asche, wie Wachs vorm Feuer, und dies ist uns genug, daß selbst<br />

<strong>der</strong> Herr mit ihnen kämpft zu unsern Gunsten. 11 Nun schonet eure Brü<strong>der</strong>! Sie sind ja eure Brü<strong>der</strong>, von eures Vaters Israel Blut. 12 Darauf<br />

erwi<strong>der</strong>te ihr Simeon: »Warum spricht unsere Herrin gute Worte zugunsten ihrer Feinde? 13 Nein! Lieber wollen wir sie Glied um Glied mit<br />

unsern Schwertern jetzt zusammenhauen. Sie planten Schlimmes gegen unsern Bru<strong>der</strong> Joseph und unsem Vater Israel und gegen dich heut,<br />

unsere Herrin. « 14 Da streckte Asenath die Rechte aus, berührte Simeons Bart und küßte ihn und sprach: »In keiner Weise, Bru<strong>der</strong>, darfst du<br />

deinem Nächsten für Böses auch Böses vergelten. Der Herr würde eine solche Überhebung rächen. Sie sind nun einmal eure Brü<strong>der</strong> und<br />

eures Vaters Israel Geschlecht; sie flohen ja auch weit von euch hinweg. Verzeihet ihnen doch! « 15 Da trat nun Levi auf sie zu und küßte ihr<br />

die rechte Hand; er sah, daß sie vor ihrer Brü<strong>der</strong> Zorn die Männer retten wollte, daß diese sie nicht töteten. 16 Und diese selber waren in <strong>der</strong><br />

Nähe in dem Röhrendickicht. 17 Obgleich ihr Bru<strong>der</strong> Levi dieses wußte, verriet er es den Brü<strong>der</strong>n aber nicht; er fürchtete, in ihrem Zorne<br />

würden sie die Brü<strong>der</strong> nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

29. Kapitel: Ende<br />

1 Der Sohn des Pharao erhebt sich von dem Boden und setzt sich hin und speit das Blut aus seinem Mund; denn von <strong>der</strong> Schläfe lief ihm in<br />

den Mund das Blut. 2 Und Benjamin lief zu ihm hin, ergriff sein Schwert und zog's dem Pharaosohne aus <strong>der</strong> Scheide; denn Benjamin trug<br />

keine Wehr an seiner Seite. Er wollte Pharaos Sohn die Brust durchbohren. 3 Auf ihn lief Levi zu, ergriff ihn bei <strong>der</strong> Hand und sprach: An<br />

keiner Weise, Bru<strong>der</strong>, darfst du dieses tun; wir sind ja gottesfürchtige Männer, und einem gottesfürchtigen Manne ziemt es nicht, für Böses<br />

Böses zu vergelten, noch einen Hingestürzten vollends zu zertreten, noch seinen Feind zum Tode zu zermalmen. Bring wie<strong>der</strong>um dein<br />

Schwert an seinen Platz! Komm mir zu helfen! Wir wollen ihn von dieser Wunde heilen, und bleibt er leben, wird er unser Freund und<br />

Pharao, sein Vater, unser Vater. « 5 Alsdann hob Levi Pharaos Sohn vom Boden auf und wusch das Blut ihm vom Gesicht, verband die<br />

Wunde, setzt ihn auf sein Pferd und brachte ihn zu seinem Vater Pharao, und er erzählte alles das Geschehene und Vorgefallene. 6 Darauf<br />

stand Pharao von seinem Throne auf und fiel vor Levi auf den Boden, ihn lobpreisend. 7 Am dritten Tage starb <strong>der</strong> Sohn des Pharao am<br />

Steinwurf Benjamins. 8 Und Pharao betrauerte den erstgeborenen Sohn so sehr, daß durch die Trauer Pharao in eine Krankheit fiel und 109<br />

Jahr alt verstarb. Er hinterließ sein Diadem dem wun<strong>der</strong>schönen Joseph. 9 So war denn Joseph in Ägypten alleinig Herrscher 48 Jahre lang.<br />

Hernach gab Joseph Pharaos jüngstem Sprößlinge das Diadem; er war beim Tod des alten Pharao ein Säugling noch gewesen. Und Joseph<br />

war von da an wie ein Vater zu dem jüngsten Sohn des Pharao im Ägypterland. Er lobte Gott und pries ihn bis zu seinem Ende.<br />

<strong>Die</strong> alttestamentlichen Apokalypsen<br />

<strong>Die</strong> Apokalypsen (»Enthüllungen«, Offenbarungen) wollen einen Einblick geben in die dem Menschen unzugängliche Welt <strong>der</strong> Geheimnisse<br />

<strong>der</strong> Natur (Himmelsräume, Kammern des Regens, Unterwelt usw. mit Naturbeobachtungen und Phantasie) und mehr noch des Jenseits<br />

(Paradies, Hölle) und <strong>der</strong> Zukunft, beson<strong>der</strong>s des Weltendes und <strong>der</strong> ihm vorausgehenden Drangsale.<br />

Mit dem jüdischen Glauben an gerechte Vergeltung und Gottes allwirksame Weltregierung suchen sie die Rätsel <strong>der</strong> Geschichte zu vereinen:<br />

Übermacht und Übermut <strong>der</strong> Heiden und Sün<strong>der</strong>, Zerstörung des Tempels und <strong>der</strong> Heiligen Stadt, Leiden <strong>der</strong> Gerechten. Das Alte<br />

Testament, beson<strong>der</strong>s die Königsbücher und die Chronik, hatten das schon geschichtlich versucht, Job theologisch. <strong>Die</strong> Apokalypsen bohren<br />

weiter. Wenn auch die <strong>Bücher</strong> nur in kleineren Kreisen verbreitet waren, so zeigen sie uns doch Angst und Hoffnungen <strong>der</strong> Volksmassen.<br />

In <strong>der</strong> »Apokalypse Abrahams« sieht dieser, wie die Götzen, die sein Vater Therach gemeißelt o<strong>der</strong> gehobelt hat, lächerlich zerbrechen und<br />

verbrennen, und erhält eine Offenbarung des Schöpfers (vgl. Is 44,12 - 20). Von einem Engel geleitet, opfert er am Horeb (vgl. Gen 15,7-<br />

21), darf Gott hören und anbeten: Du durch dich selbst Gewordener, Selbstvervollkommener, Selbstleuchten<strong>der</strong>, Menschenlieben<strong>der</strong>!; er<br />

schaut den Cherubenthron, Engel auf den Firmamenten, die Erde und das auserwählte Volk, Paradiessünde, Ver<strong>der</strong>btheit und Götzendienst<br />

und fragt immer wie<strong>der</strong>: Ewiger, Starker, Einziger! (Er schaut einen Mann, geschlagen und dann angebetet: »Das ist die Nachlassung von<br />

den Heiden« [wohl <strong>der</strong> Messias, christliches Stück].) Er sieht die Heiden, Israel plün<strong>der</strong>nd, mit zehn Plagen bestraft und in die Hölle<br />

gestürzt.<br />

In <strong>der</strong> Sophonias-Apokalypse sieht dieser Engel an <strong>der</strong> Himmelspforte, Strafengel die die guten Werke aufschreiben, mit Pantherköpfen und<br />

Feuergeißeln, das Höllenmeer mit Feuerschlamm, später Bestecher in Fesseln und Wucherer in Feuermatten; die Patriarchen beten für die<br />

Bestraften. Er bittet zitternd um Rettung und sieht die Schriftenrolle mit seinen Sünden: Unterlassung von Krankenbesuchen, Fasten, Beten. -<br />

Der Stil ist mitleidig, etwas einfach.<br />

<strong>Die</strong> ergreifendste und echteste unter den Apokalypsen ist das 4. Buch Esra, quellend aus traurigen Erfahrungen eines tiefen Gemüts durch die<br />

Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Chr., dem Sealtiel, dem Vater des Serubabel, im Exil in den Mund gelegt, <strong>der</strong> kühn gleichgesetzt<br />

wird mit dem Schriftgelehrten Esra. Im 1. -4. Gesicht schaut er, wie Sion, jetzt vernichtet und trauernd, herrlich sein wird in <strong>der</strong> kommenden<br />

Weltzeit (Kap. 3-10). Im 5. Gesicht steigt ein Adler aus dem Meere; seine Flügel und Häupter = Könige bedrücken die ganze Erde, aber er<br />

wird verbrannt vor dem Löwen = Messias. Im 6. Gesicht (Kap. 13) kommt aus dem sturmgepeitschten Meer ein Mensch (Messias) herauf,<br />

vernichtet das riesige Feindheer durch Flammenhauch und schirmt Israel. Im 7. Gesicht stellt Esra die heiligen Schriften wie<strong>der</strong> her, 24<br />

kanonische, 70 Apokalypsen nur für die Weisen. -<strong>Die</strong> Gesichte sind vielleicht echt, doch gedeutet und mit Überliefertem bereichert, manches<br />

vor Christi Geburt, das Ganze um 90 o<strong>der</strong> 120 nach Christus wohl in Rom hebräisch verfaßt, in viele alte Sprachen übertragen und in treuer<br />

lateinischer Übersetzung im Anhang <strong>der</strong> Vulgata erhalten.<br />

Verschieden davon ist die Apokalypse des Esra. Da rechtet er mit Gott: Besser nicht geboren als bestraft zu werden; du rettest o<strong>der</strong><br />

vernichtest, wen du willst; aber Gott antwortet: Ich habe keinen Grund, mich <strong>der</strong> Sün<strong>der</strong> zu erbarmen. Esra schaut dann in <strong>der</strong> Hölle<br />

Bestrafte (Herodes auf dem Feuerthron ist christlicher Einschub, ebenso <strong>der</strong> Antichrist mit ellenbreitem Mund und Sichelfingern). Noch sieht<br />

er im Osten Henoch, Elias, Moses und alle Gerechten (die Schil<strong>der</strong>ung des Sterbens ist wie<strong>der</strong>um christlich).<br />

Tiefer und sprachlich schöner erwägt Sedrach (Freund Daniels o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Form für > Esra

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