25hours Hotel. Alte Idee im neuen Look ... 30 FOKUS NOVEMBER/DEZEMBER 2012
Für die Zielgruppe der Jungen geht das Hotelangebot noch mehr in Richtung einer Wohngemeinschaft. sich nicht im Etablissement selbst befindet. Frühstücksgelegenheiten etwa sind in der Nachbarschaft in Eigenregie aufzusuchen. Um den „all inclusive“-Gedanken ginge es den Klienten in dem Fall aber gar nicht, da das Publikum sich durchaus die Dinge gerne selber zu organisieren wüsste. Das meint die Hotelbetreiberin Theresia Kohlmayr und fasst den Leitgedanken in Worte: „Die Stadt ist praktisch auch die Lobby“. Eine Lobby im eigentlichen Sinn gibt es nämlich nicht und einmal aus dem Zimmer getreten, steht man auch gleich mitten in der Stadt. Eine Karte mit Ausgeh-Empfehlungen gibt man den Touristen mit. Kohlmayr erklärt den Vorteil: „Moderne Städtereisende sind dankbar für Insidertipps und suchen Anschlüsse.“ Wichtiger, als das Taxi vor die Tür gefahren zu bekommen, sei es für sie, die Stadt authentisch erleben zu können. Das erste kritische Jahr hat das Streetloft-Konzept überlebt, was den Betreibern Mut machte, mehr anzugehen. Weitere drei Standorte im gleichen Wiedner Grätzel wurden bereits erworben und werden demnächst adaptiert. 25hours Hotel. Wer es auch unterwegs lieber wohnlich hat, der steigt hier ab. VINTAGE. Neben den klassischen Hotels greifen also neue Konzepte Platz. Auf das Erleben ungewöhnlicher Orte hat sich auch das sogenannte „pop up hotel“ in England spezialisiert. Der Reiz geht hier einerseits von ungewöhnlichen Orten aus, die dafür gewählt werden aber auch von der zeitlichen Befristung des Angebots. Standardisierter Service ist für viele Gäste ein Thema, aber eben nicht für alle. Das meint PR- und Marketingexpertin Anita Komarek, die sich mit ihrer Agentur Hotel Relations auf die Beratung von Hotels- und Tourismusbetrieben spezialisiert hat: „Manche Gäste wollen auf der ganzen Welt den gewohnten Standard wiederfinden, aber andere designaffine Gruppen mögen eben individuell gestaltete Zimmer.“ Immer mehr Hotelbetreiber würden sich Gedanken machen, wie man im Gegensatz zu Hotelketten dem Gast auch passende, authentische Angebote machen könne. Die flexibleren Arbeitswelten sowie technische und soziale Entwicklungen würden andererseits auch die Hotel räume neu beleben. Lobbys sind nunmehr auch Orte, wo die Gäste mehr als bisher untereinander kommunizieren würden und wo man gemeinsam sein und doch für sich bleiben kann. Der Community-Gedanke greift also auch außerhalb des Internets um sich, demnach geht der letzte Trend vom virtuellen Raum zurück in den realen Raum. Entsprechend anregend und den Gedankenaustausch fördernd gibt sich auch manche neue Hotellobby, etwa jene des Hotels Daniel in Wien und Graz oder auch jene der 25hours Hotelkette in Wien. Kunstvolle Objekte und Einrichtungsgegenstände aus vergangenen Tagen, also Vintage-Versatzstücke, beleben hier die Atmosphäre, und das eben nicht nur aus rein ästhetischen Gründen. „Hotels werden so mit einer Dramaturgie aufgeladen“, meint Komarek, und so würde jedes Hotel quasi eine Geschichte erzählen. Im 25hours Hotel in der Hamburger Hafencity spielten die Designer mit dem Schifffahrtsgedanken des nahen Hafens und bauten sogar einen Schiffscontainer in die Gestaltung des Empfangsraums mit ein. „Derartige Qualitäten können den Unterschied ausmachen, um einen Gast anzusprechen oder preislich den Spielraum nach oben zu erweitern“, meint Komarek. SUPERBUDE. Für die Zielgruppe der Jungen geht das Hotelangebot noch mehr in Richtung einer Wohngemeinschaft und es darf in den Zimmern hier auch noch bunter werden. In den Häusern von Wombat’s wird ja schon länger mit Erfolg versucht, den Gruppengeist der Jugendherbergen in die moderne Zeit zu transferieren. Gemeinschaftseinrichtungen wie die Hausdisco und eine unkomplizierte Rezeption, die gerne auch Tipps gibt, tragen dazu nicht unwesentlich bei. In Hamburg gibt es zwei Hostels, die unter dem Namen „Superbude“ laufen, und hier ist sogar die gemeinsame Küchenbenützung vorgesehen. Unter Namen „Kitchen Club“ läuft hier das gemeinsame Aufkochen und außerdem gibt es hier noch freizügige Angebote in Sachen Computernutzung. Zwei Apple- Geräte stehen zur unentgeltlichen Mitbenützung in der Lobby bereit. Jene Häuser können getrost als „hippest“ bezeichnet werden, wenn man sich die ausgefallen gestalteten Zimmer ansieht. Zeitungspapiertapete oder Schalungsplattenkopfteil am Bett sorgen beim Eintreten für Aufsehen. So etwas darf den Besucher hier nicht verstören, aber wer sich am Namen „Superbude“ nicht stößt, den kann das vermutlich auch nicht erschüttern. NOVEMBER/DEZEMBER 2012 FOKUS 31