KÃRNTEN - Fokus-Media
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„Der wahre Fortschritt ist Menschlichkeit und soziale Gerechtigkeit.“<br />
Großwinzer. Der gebürtige Kärntner besitzt in Wien das Weingut Mayer am Pfarrplatz sowie das Gut Rotes Haus,<br />
dessen Nussberg-Weine bei Mayer vinifiziert werden.<br />
„Im Sieg bescheiden,<br />
in der Niederlage stark.“<br />
Dkfm. Hans Schmid<br />
Miteigentümer der Gerngross-Kaufhäuser<br />
– hat sich das parallel zur Werbetätigkeit<br />
ergeben?<br />
Ja. Die gesamte Gerngross-Gruppe war zu<br />
verkaufen und ich habe gemeinsam mit<br />
Palmers die Gruppe gekauft. Das war<br />
1996 . Nebenbei war ich in der GGK Wien<br />
noch voll engagiert. Und weil die internationale<br />
Gruppe aber nicht sehr erfolgreich<br />
war, haben wir die ganze Gruppe gekauft<br />
und waren 1992 die siebentgrößte Agentur<br />
der Welt mit Headquarter in Zürich.<br />
Das war eine schwere Zeit, Tag und Nacht<br />
im Flieger, denn da waren sehr viele Leichen<br />
im Keller. Aber wir konnten die<br />
Gruppe sanieren und haben sie dann –<br />
auch weil ich das Gefühl hatte, nicht mehr<br />
zu wollen – abgegeben, zunächst 49 Prozent,<br />
dann, im Jahr 2000, die restlichen<br />
51 Prozent. Und ich stand vor der Frage:<br />
„Was machst du jetzt?“ Da habe ich mich<br />
voll der Gerngross-Geschichte gewidmet<br />
und 2007 auch das Kaufhaus Steffl zu 100<br />
Prozent erworben.<br />
Präsident der Vienna Capitals – wie kam es<br />
dazu?<br />
Ja. Dann ist auch Eishockey auf mich<br />
zugekommen. Martin Platzer – auch ein<br />
Villacher – fragte mich, ob ich für einen<br />
neu gegründeten Eishockeyclub das Marketing<br />
übernehmen würde. Und man hat<br />
mir auch angeboten, mich mit fünf Prozent<br />
zu beteiligen. Der wahre Grund aber<br />
war, dass man einen Investor gesucht<br />
hat. Also habe ich halt ein paarmal Geld<br />
hineingesteckt, damit man die Gehälter<br />
bezahlen konnte. Als es dann aber<br />
300.000 Euro waren, habe ich gesagt,<br />
ich steige aus oder ich mache es gleich<br />
selber. Alles wurde von mir neu formiert.<br />
Wir bemühten uns dabei, jede wichtige<br />
Position neu zu besetzen. Nachdem<br />
ich doch viel Geld investiert hatte habe<br />
ich auch erkannt, dass wir unbedingt<br />
eine neue Halle brauchen, damit wir<br />
überhaupt lebensfähig für die Zukunft<br />
sind. Die Stadt Wien hat auch die<br />
Notwendigkeit eines Eissportzentrums<br />
in Kagran erkannt und ich habe im<br />
Auftrag der Stadt Wien die Halle nicht<br />
nur auf 7.000 Zuseher ausgebaut, sondern<br />
auch eine neue Halle – eine dritte<br />
Halle – für 1.000 Zuseher errichtet. Dieses<br />
Eissportzentrum ist heute Vorbild<br />
in ganz Europa. Ich bin keine Eishockeyfanatiker,<br />
aber mich fasziniert am Eishockey<br />
die Kombination von Kraft und<br />
Schnelligkeit und dass Emotionen gelebt<br />
werden. Eishockey ist für Österreich<br />
ein absoluter Gewinn und Wien<br />
etabliert sich immer mehr zur Eishockey-Hauptstadt.<br />
„Der wahre Fortschritt ist Menschlichkeit<br />
und soziale Gerechtigkeit“ – diesen Satz von<br />
Ihnen, so liest man, lieben Sie am meis ten.<br />
Und man spürt auch, dass Sie in diesem<br />
Sinne gelebt haben. Wie gehen Sie persönlich<br />
mit Macht um? Begeisterte Dienstleistung<br />
ist das eine ...<br />
Bei Macht muss man unterscheiden, ob es<br />
politische Macht oder Verfügungsmacht<br />
ist. Viele sagen, ich hätte keine Macht. Das<br />
ist Unsinn, denn ich kann Leute kündigen,<br />
Leute anstellen, ich kann eine Bank kündigen<br />
und mir eine andere suchen. Ich habe<br />
also eine Verfügungsmacht, aber keine politische.<br />
Wichtig ist bei allem, wie man damit<br />
umgeht, mit Wohlstand, mit Freundschaft<br />
und eben auch mit Macht. Ich war da immer<br />
sehr demütig. Ich hatte ja nicht nur<br />
Erfolge, sondern habe auch Niederlagen erlitten,<br />
Stichwort „Arbeiter-Zeitung“, oder<br />
andere Dinge, die ich gegründet, bezahlt<br />
und wieder eingestellt habe. Und es gibt<br />
auch private Nieder lagen. Ich bin zweimal<br />
geschieden – nicht gerade eine Erfolgsstory,<br />
auch wenn jetzt in dritter Ehe wieder alles<br />
wunderbar ist. Da muss man einfach Demut<br />
lernen. Du musst im Sieg sehr bescheiden<br />
sein und in der Niederlage sehr stark.<br />
Das ist das, was ich auch meinen Leuten immer<br />
gesagt habe. Ich habe viele Freunde in<br />
der Politik und in der Wirtschaft, die ganz<br />
oben sind oder waren. Und ich habe manche<br />
fallen sehen – als Minister oder Generaldirektor<br />
– und gesehen, wie sie gelitten<br />
haben, weil sie nicht mehr so geachtet und<br />
begehrt wurden. Ein Dr. Vranitzky oder<br />
DEZEMBER 2012/JÄNNER 2013<br />
FOKUS 51