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Unsichtbare Bildungsprogramme? Zur ... - Nordrhein-Westfalen direkt

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sen. Szenegänger, die als Texter, Graphiker, Fotografen<br />

etc. tätig werden wollen, können z.B. die unter ihrem<br />

Namen publizierten Werke (Texte, Bilder, Layouts,<br />

Websites, Videoclips etc.) in einer Bewerbungsmappe<br />

zusammenstellen.<br />

Kompetenzen wie die des Event-Veranstalters, des<br />

Bookers und die von ‚Medien-Machern’ bezeichnen<br />

wir als ‚quasi-zertifizierte berufspraktisch relevante<br />

Kompetenzen’. Gemeint sind damit Kompetenzen,<br />

die auch außerhalb der Szene dezidiert beruflich verwertbar<br />

sind und mit der Vorlage von ‚Werken’ (wie<br />

z.B. bei Szene-Grafikern 36 ) bzw. (wie im Fall des<br />

Event-Veranstalters und des Bookers) von Dokumenten<br />

nachgewiesen werden können.<br />

2.2.6 Die Kategorie ‚Formal-zertifizierte<br />

berufspraktisch relevante<br />

Kompetenzen’<br />

Insofern die Techno-Party-Szene eine lange und wechselhafte<br />

Entwicklung durchlaufen hat und ungewöhnlich<br />

groß und ausdifferenziert ist, erweist sie sich auch<br />

‚bildungsprogrammatisch’ als besonders vielschichtig.<br />

So bietet sich inzwischen auch die Möglichkeit, in auf<br />

die Veranstaltung von Techno-Events spezialisierten<br />

Firmen formale Berufsausbildungen zu absolvieren -<br />

z.B. den seit April 2001 von der IHK anerkannten<br />

Beruf des Veranstaltungskaufmanns bzw. der Verwaltungskauffrau<br />

zu erlernen.<br />

Wie bereits erwähnt, sind für die Veranstaltung von<br />

Events Kompetenzen erforderlich, die Veranstalter<br />

dazu befähigen, kompetent zu beurteilen, welche<br />

Arbeiten im Prozess von der Idee über die Planung bis<br />

zur Durchführung und Abwicklung eines Events anstehen<br />

(Aufgabengebiete); in welcher zeitlichen Abfolge<br />

diese Arbeiten erledigt werden müssen (Logistik); wer<br />

über die jeweiligen Fähigkeiten und Kenntnisse zur<br />

Erledigung dieser Aufgaben verfügt und wie diese<br />

Spezialisten anzuleiten sind (Personalmanagement);<br />

welche finanziellen Aufwendungen zu erwarten sind<br />

(Kalkulation/Kostenrechnung); und schließlich wie<br />

die Aufmerksamkeit von Konsumenten, Sponsoren,<br />

Medien und Publikum zu erreichen und zu binden ist<br />

(Werbung/Marketing).<br />

Diesem Berufsprofil wird in der Berufsschule, die<br />

begleitend zur innerbetrieblichen Ausbildung obligatorisch<br />

zu besuchen ist, mit Fächern wie ‚Steuerung/<br />

Controlling, ‚Dienstleistung/Service’, ‚Veranstaltungsmanagement’<br />

etc. Rechnung getragen. 37 Überdies<br />

bilden Public Relations-Tätigkeiten, Marketingstrategien,<br />

Werbemaßnahmen und Pressearbeit aller Art<br />

einen großen Anteil der Veranstaltertätigkeit, der sich<br />

im Rahmen der schulischen und praktischen Ausbildung<br />

von Veranstaltungskaufleuten nieder- und damit<br />

eine Brücke schlägt „von umfassenden kaufmännischen<br />

Qualifikationen für den Dienstleistungssektor<br />

hin zu Fachqualifikationen, die für Planung, Organisation<br />

und Durchführung von Veranstaltungen benötigt<br />

werden“ (http://www.veranstaltungskaufleute.net/<br />

beruf.html).<br />

Ebenfalls ein deutlicher Akzent auf kaufmännische<br />

und organisatorische Belange wird in der Berufsausbildung<br />

zum Kaufmann bzw. zur Kauffrau für audiovisuelle<br />

Medien gelegt. 38 Kaufleute für audiovisuelle<br />

Medien befassen sich mit speziellen Aufgaben in den<br />

Bereichen Marketing, Vertrieb, Personalwirtschaft und<br />

Rechnungswesen in Unternehmen der Medienbranche<br />

(Fernsehen, Radio, Presse), der Multimediabranche<br />

(Online-Dienste, Internet-Agenturen) und der Musikbranche<br />

(Tonträgerproduktion, Labels, Musikverlage).<br />

Ihre Aufgabe ist es beispielsweise, alle Kosten eines<br />

Projekts (z.B. für einen Film oder für eine CD) zu kalkulieren,<br />

alle notwendigen Einkäufe zu planen, abzuschließen<br />

und die gesamten verfügbaren Finanzmittel<br />

zu verwalten. Über die Kompetenzen hinaus, die zur<br />

Projektplanung und -durchführung, zur Kostenrechnung<br />

und Kalkulation, für Marktbeobachtung,<br />

Werbung usw. erforderlich sind, werden hier auch juri-<br />

36 Eine frühe Form der kollektiven Selbstdarstellung stellt hierbei das von Robert Klanten (1995) unter dem Titel „Localizer 1.0“ herausgegebene „Techno House<br />

Book“ dar, dessen Layout in einer Gemeinschaftsproduktion etlicher Graphiker der ‚ersten Stunde’ der Techno-Szene entstanden ist.<br />

37 In <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> werden alle Veranstaltungskaufleute am Joseph Du Mont Berufskolleg in Köln ausgebildet. Der Rahmenlehrplan für den<br />

Ausbildungsberuf (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 11.05.2001) findet sich im Netz unter http://www.kmk.org/beruf/rlpl/rlpveranstkfm.pdf.<br />

38 Die Verordnung über die Berufsausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien/zur Kauffrau für audiovisuelle Medien vom 15. Mai 1998 (BGBl. I S.<br />

1030) findet sich im Netz unter http://www.orientiere-dich.de/abdual.nsf/audiovisuell?openform.<br />

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