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Unsichtbare Bildungsprogramme? Zur ... - Nordrhein-Westfalen direkt

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Booker zurück, was wiederum zur Folge haben kann,<br />

dass ein Veranstaltungsteam (zumindest vorübergehend)<br />

dadurch sanktioniert wird, dass es keine weiteren<br />

Bands vermittelt bekommt. 92 Relevant werden in<br />

diesem Zusammenhang vor allem Kompetenzen des<br />

‚diplomatischen’ Aushandelns von Leistungen und<br />

Gegenleistungen und der Argumentation, z.B. zur<br />

Plausibilisierung eines ‚Vertragsbruchs‘ gegenüber<br />

Bands, Tourmanagern und Bookern, aber auch Fähigkeiten<br />

der effizienten (d.h. zeit- und geldsparenden)<br />

Beschaffung aller ‚verlangten‘ Materialien.<br />

Auch die Aufgabe der Werbung für ein Konzert fällt in<br />

den Zuständigkeitsbereich des Lokalen Promoters.<br />

Während die Tourdaten einer Band zur Bekanntmachung<br />

zumeist von der Booking Agency an Fanzineredaktionen<br />

weitergeleitet werden, müssen Veranstalter<br />

‚Flyer‘ eigenständig erstellen, drucken und verteilen.<br />

93 Immer häufiger organisieren Lokale Promoter<br />

darüber hinaus auch den Kartenvorverkauf, wobei sie<br />

den Eintrittspreis selbst so festlegen müssen, dass die<br />

Forderungen der Band erfüllt und eigene Kosten abgedeckt<br />

werden können. Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

nicht nur, gute Kontakte zu einer ausreichenden<br />

Anzahl an Vorverkaufsstellen aufzubauen, sondern<br />

auch darauf zu achten, dass der in der Szene übliche<br />

Rahmen für Eintrittspreise nicht überschritten wird –<br />

denn eine unangemessene Preisgestaltung kann zu<br />

Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Veranstalters auf<br />

Seiten des Publikums führen, d.h. sie müssen zwar<br />

notwendigerweise Geschäftssinn mitbringen, diesen<br />

aber szene-adäquat glaubwürdig ‚verpacken‘ können.<br />

In der Durchführung eines Events kümmert sich der<br />

Promoter um den zeitlichen Ablauf, d.h. er sorgt einer-<br />

seits dafür, dass Bands pünktlich auf der Bühne stehen<br />

und Veranstaltungen somit fristgerecht beendet werden<br />

können, andererseits trägt er Sorge dafür, dass sein<br />

Team Aufgaben ‚synchron‘ zu diesem Zeitplan erledigt<br />

hat. 94 Dabei arbeitet er nicht nur in Abstimmung<br />

mit seinem eigenen Team und den Roadies 95 , sondern<br />

auch mit dem Tourmanager, der das Sprachrohr zur<br />

Band und auch zum Booker darstellt, um unerwartet<br />

auftretende Probleme schnell und flexibel beheben zu<br />

können. Promoter müssen diesbezüglich in der Lage<br />

sein, in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu behalten<br />

und alle neu entstehenden ‚Pflichten‘ unmittelbar<br />

effektiv umzuverteilen, um den geplanten Ablauf der<br />

Veranstaltung zu – möglichst – aller Zufriedenheit einhalten<br />

zu können.<br />

Promoter sind zudem zuständig für die Abrechnung<br />

und die Bezahlung der Bands – beides muss noch<br />

während der laufenden Veranstaltung erledigt werden.<br />

96 Die Abrechnung muss transparent und verständlich<br />

sein, d.h. es wird genau aufgeführt, wie viele Besucher<br />

(zahlend und nicht-zahlend) anwesend waren<br />

und welche Anteile der Promoter einbehält. Hierzu<br />

werden vor allem rechnerische Kompetenzen, der Umgang<br />

mit Computerprogrammen (wie ‚Excel‘), gegebenenfalls<br />

aber auch Aushandlungskompetenzen und<br />

Plausibilisierungsstrategien relevant. 97<br />

Zu den zentralen Kompetenzen eines Lokalen Promoters<br />

und seines Teams gehört die angemessene<br />

Vorbereitung des Backstage-Bereichs und das entsprechende<br />

Verhalten gegenüber den ‚Gästen‘. ‚Backstage-<br />

Behaviour‘ erfordert vor allem, einen Ausgleich zum<br />

stressigen Touralltag zu schaffen, also ‚lästige<br />

91 Solche Sonderwünsche wären beispielsweise: ein TV-Gerät im Backstagebereich, frankierte Ansichtskarten oder die Möglichkeit zum ‚Workout‘ in einem<br />

Fitness-Studio.<br />

92 Wer bekanntermaßen Bands nicht angemessen behandelt oder versorgt, kann sozusagen in<strong>direkt</strong> zusätzlich dadurch sanktioniert werden, dass er zum<br />

Gegenstand des Szenegesprächs wird: Infolgedessen können dann beispielsweise Konzertbesucher bei nachfolgenden Events ausbleiben.<br />

93 Überaus selten und nur bei bekannteren Bands wird mit speziellen (szeneexternen) Promotionagenturen zusammengearbeitet, die auch szeneintern unübliche<br />

(kostspielige) Werbemaßnahmen einsetzen, wie (z.B.) Gewinnspiele, Verlosungen, exklusive Radiokonzerte, Record-Release-Parties oder die Verteilung von<br />

Incentives. Derartige Werbung scheint jedoch in der HC-Szene (bislang) kaum auf Akzeptanz zu stoßen.<br />

94 Die Einhaltung von Fristen bzw. Terminen ist besonders wichtig zur Stabilisierung der Beziehungen zu Kontaktpersonen, die Räume zur Verfügung stellen.<br />

Erstens müssen dabei Sperrstunden (Curfews) berücksichtigt werden, damit keine Konflikte mit Anwohnern einer Location entstehen; zweitens kann im<br />

Anschluss an ein Konzert – insbesondere in der Zusammenarbeit mit Diskotheken – eine weitere Veranstaltung geplant sein; drittens können bei den Mitarbeitern<br />

der Location feste Feierabendzeiten vorliegen. Bands verlangen in ihren Verträgen zumeist eine Pause von mindestens zwei Stunden zwischen Mahlzeit und<br />

Auftritt. Ferner werden zwischen den einzelnen Sets verschiedener Bands häufiger Bühnenumbauten erforderlich, die bei mangelhafter zeitlicher Koordination<br />

Verzögerungen nach sich ziehen können.<br />

95 Roadies sind Bühnenhelfer. Inzwischen hat sich für diesen ‚Job‘ der Ausdruck ‚Tech‘ (Abkürzung für ‚technician‘) durchgesetzt. Roadies helfen beim<br />

Bühnenauf- und -abbau und überprüfen, stimmen und reparieren Instrumente.<br />

96 Tourmanager ‚sammeln‘ die Abrechnungen im Verlauf einer Tour und erstellen am Ende eine Gesamtabrechnung. Bands werden grundsätzlich bar bezahlt,<br />

denn Bandmitglieder erhalten von ihren Einnahmen täglich ein gewisses ‚Handgeld‘, das ebenfalls der Tourmanager verteilt und verrechnet.<br />

97 Es kann vorkommen, dass beispielsweise die Abrechnung nicht vertraglich festgelegter Sonderwünsche der Band ausgehandelt werden muss – z.B., wenn eine<br />

Band sich spontan entscheidet, in einem Hotel zu übernachten oder dem Besuch eines Restaurants den Vorzug vor dem bestellten Catering zu geben.<br />

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