Unsichtbare Bildungsprogramme? Zur ... - Nordrhein-Westfalen direkt
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über szenerelevante Ereignisse findet hier (nahezu)<br />
ausschließlich im Internet statt. Dort allerdings nutzen<br />
Szenegänger alle prinzipiell möglichen Kommunikations-<br />
und Verbreitungswege, z.B. eigene Radiosendungen<br />
oder Nachrichtenportale, um über ihre<br />
Szene zu berichten. Spiele zwischen prominenten<br />
Teams werden (teilweise live) als Video-Stream von<br />
Events im Internet übertragen. Artikel und Nachrichten<br />
können von den Lesern auch hier – ähnlich wie<br />
in Printmedien per Leserbrief – kommentiert werden.<br />
Generell lässt sich konstatieren, dass das persönliche<br />
Engagement des Einzelnen für die Szene seine<br />
Stellung und sein Ansehen in der Szene bestimmt.<br />
Einen Elite-Status und damit einhergehende Privilegien<br />
(wie z.B. kostenloser Eintritt, Freigetränke,<br />
ein guter Sitzplatz etc.) genießen vor allem Szene-<br />
‚Motoren’, also solche Akteure, die das Szeneleben<br />
aktiv mitgestalten, d.h. höchst engagiert – unter zum<br />
Teil erheblichem (zeitlichen und finanziellen) Ressourceneinsatz<br />
– Veranstaltungen organisieren (wie<br />
beispielsweise die Veranstalter der ‚Circus Infernus’<br />
und der ‚GxP’), an Spielen teilnehmen (wie z.B. die<br />
Clans ‚Mortal Team Work’ und ‚Schroet Kommando’)<br />
oder über Ereignisse berichten (wie die Redaktionen<br />
‚PlanetLan’ und ‚LanParty.de’).<br />
6.1.4 Alltagsweltliche Erfahrbarkeit<br />
der Szene<br />
Für Szenegänger wird die Existenz ‚ihrer‘ Szene vor<br />
allem im Zuge der Teilnahme an Veranstaltungen<br />
wahrnehmbar, wobei sich folgende drei Veranstaltungsformen<br />
unterscheiden lassen: Privat-LANs (1),<br />
LAN-Partys (2), LAN-Events (3).<br />
(1) ‚Privat-LANs’ sind Veranstaltungen, bei denen sich<br />
vor allem Freunde und nähere Bekannte in privaten<br />
Räumlichkeiten treffen, um in kleinen Gruppen mitbzw.<br />
gegeneinander Computerspiele zu bestreiten. In<br />
der Szene werden diese Treffen auch ‚Sessions’<br />
genannt. Sie erweisen sich insbesondere für Clans als<br />
ideale Übungsmöglichkeiten, um Strategien zu ent-<br />
wickeln, Spielabläufe zu analysieren und das Teamplay<br />
zu trainieren.<br />
(2) ‚LAN-Partys’ weisen demgegenüber bereits erste<br />
Professionalisierungstendenzen auf, insofern sie von<br />
einem Veranstalterteam im Vorfeld organisiert werden.<br />
Sie unterscheiden sich vom dritten Veranstaltungstypus,<br />
den ‚LAN-Events’, vor allem hinsichtlich der<br />
hier vorherrschenden Grundstimmung. Geselligkeit,<br />
Spaß und die Möglichkeit, Bekannte zu treffen,<br />
machen das besondere Flair von ‚LAN-Partys’ aus.<br />
Nicht selten gerät der ursprüngliche Grund des<br />
Zusammenkommens, das gemeinsame Spielen, zugunsten<br />
des Partyfeierns ins Hintertreffen. Vielen<br />
Teilnehmern geht es hier weniger darum, Siegpunkte<br />
zu erzielen, als vielmehr darum, alte Bekannte zu treffen<br />
und mit ihnen zu feiern.<br />
(3) ‚LAN-Events’ schließlich zeichnen sich durch<br />
einen ausgesprochen hohen Professionalisierungsgrad<br />
seitens der Veranstalter aus. Hohe Teilnehmerzahlen<br />
(bis zu 2000 Besucher) erfordern langfristige<br />
Planungen im Vorfeld. Deutlich anonymer als bei<br />
Partys treffen hier Spieler aus ganz Deutschland (und<br />
vereinzelt aus angrenzenden europäischen Ländern)<br />
aufeinander. Obwohl auch hier manche Teilnehmer<br />
nicht zum Spielen und Punkten, sondern (nur) wegen<br />
der Party anreisen, steht das Vorhaben, gegen andere<br />
Teams zu spielen, bei den meisten Besuchern im<br />
Vordergrund. Denn LAN-Events bieten Clans die<br />
Möglichkeit, Spiele gegen Kontrahenten zu bestreiten,<br />
die sonst aufgrund der geografischen Entfernung nur<br />
über das Internet möglich sind. Darüber hinaus ist ein<br />
Besuch (gerade) für ehrgeizige Spieler attraktiv, weil<br />
das Punktevergabesystem verschiedener LAN-<br />
Gaming-Ligen (z.B. der WWCL 173 ) so ausgelegt ist,<br />
dass es für Siege im Rahmen teilnehmerstarker<br />
Veranstaltungen mehr Punkte gibt als auf kleineren<br />
Treffen. Deshalb reisen die Teilnehmer von LAN-<br />
Events nicht selten von weither an.<br />
Für Außenstehende kaum nachvollziehbar, sind<br />
sowohl LAN-Partys als auch LAN-Events ausgesprochen<br />
gesellige Anlässe und befördern das (für Szenen<br />
173 “Die WWCL – World Wide Championship of LAN-Gaming – ist die erste reine LAN-Party only Liga ihrer Art. Sämtliche Wettkämpfe der WWCL finden im<br />
Rahmen von LAN-Parties statt, wo sich Einzelspieler und Clans in den verschiedenen Disziplinen messen und Punkte für das Ranking der jeweiligen Länder<br />
erwerben können. Für den Veranstalter soll ein weiterer attraktiver Veranstaltungs-Höhepunkt in Form eines WWCL Turniers geboten werden, da zum ersten Mal<br />
Turniere einzelner Events in eine gemeinsame Liga zusammengefasst werden. Der Teilnehmer auf der anderen Seite kann bei jedem WWCL Turnier Punkte<br />
erwerben und so sein Ranking in der jeweiligen Disziplin verbessern. Jede LAN-Party, die gewisse Mindesterfordernisse erfüllt, ist berechtigt, WWCL Turniere<br />
abzuhalten. Diese Turniere müssen nach den Regeln der jeweiligen Disziplin ausgetragen werden. Party Veranstalter können sich registrieren und WWCL<br />
Turniere anmelden. Zum Ende der Saison wird ein Finale in den Disziplinen der WWCL Main Contests ausgetragen. An diesem Finale nehmen jeweils die besten<br />
16 Einzelspieler oder Clans anteilig aus den jeweiligen Ländern teil, um ein letztes Mal in der Saison gegeneinander anzutreten und den Besten unter sich zu<br />
bestimmen. Den Siegern des Finales winken attraktive Preise“ (Auszug der Internetseite ‚www.wwcl.de’, Zugriff: 3.07.2004).