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P-OE - UniversitätsVerlagWebler

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P-<strong>OE</strong><br />

Personal- und Organisationsentwicklung • Gespräch mit Martin Mehrtens<br />

werbsvorteile im „Wissenschaftsmarkt“ begründen können.<br />

Mit gezielten Förderprogrammen qualifiziert die Universität<br />

Bremen u.a. junge Wissenschaftler/innen für eine enge<br />

Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Methoden und Herangehensweisen<br />

zur Initiierung von Forschungskooperationen<br />

mit Wirtschaftsunternehmen und die entsprechende Ausrichtung<br />

von wissenschaftlichen Dienstleistungen sind zentrale<br />

Themen. In dem dreijährigen Personalentwicklungsprogrammen<br />

werden gezielt Fähigkeiten und Kompetenzen<br />

für eine erfolgreiche Forschungskooperation mit der Wirtschaft<br />

entwickelt und gefördert. Die Maßnahmen zielen auf<br />

die Weiterentwicklung Ihrer Handlungskompetenzen und<br />

Verhaltensmuster. Die Teilnehmer/innen lernen, professionell<br />

zu kommunizieren und überzeugend zu argumentieren<br />

und in schwierigen Verhandlungssituationen strategisch<br />

und souverän zu agieren.<br />

In dem Förderprogramm sollen mit den Teilnehmer/innen<br />

gemeinsam neue Ansätze für Forschungskooperationen<br />

und wissenschaftliche Dienstleistungen entwickelt werden.<br />

In diesem Zusammenhang sollen zudem neue Sichten und<br />

Perspektiven erschlossen und strategische Herangehensweisen<br />

für Kooperationen mit der Wirtschaft erarbeitet<br />

werden, um somit im Wettbewerb erfolgreicher zu sein.<br />

P-<strong>OE</strong>: Sie haben zusammen mit Ihrem Mitarbeiter eine empirische<br />

Erhebung der aktuellen Situation der PE an deutschen<br />

Hochschulen durchgeführt. Wie sah das Ergebnis im<br />

Überblick aus? Wieso waren Sie von dem Ergebnis nicht so<br />

begeistert?<br />

P-<strong>OE</strong> 1+2/2008<br />

MM: Wir haben auf der Grundlage einer Internetrecherche<br />

der Webauftritte von 95 Universitäten 44 Universitäten mit<br />

Beiträgen und Infos zur Personalentwicklung identifizieren<br />

können. Diese 44 Universitäten haben wir mit einem standardisierten<br />

Fragebogen befragt. Im Ergebnis kamen recht<br />

unterschiedliche Ausprägungen zur Organisation und inhaltlichen<br />

Profilierung der Personalentwicklung in Hochschulen<br />

heraus. Im Einzelnen würde die Argumentation der<br />

Ergebnisse an dieser Stelle den Rahmen sprengen.<br />

Das Ergebnis der Befragung zeigt ein differenziertes Bild<br />

mit einer deutlichen Prägung in Richtung Weiter- und Fortbildung.<br />

Die Wissensvermittlung steht offensichtlich im<br />

Vordergrund der „PE-Bemühungen“ vieler Hochschulen.<br />

Dieses Ergebnis spiegelt ein bißchen die derzeitige Realität<br />

in den Hochschulen wieder. Personalentwicklung ist entweder<br />

nicht etabliert oder ist mit einem sehr engen Aktionsradius<br />

versehen. Auch die Verankerung der Personalentwicklung<br />

in der Leitung ist meist nicht hinreichend ausgeprägt.<br />

Auffallend ist, dass ein Großteil der hochschulinternen<br />

Weiterbildner lediglich „umfirmiert“ hat und sich<br />

mit bisheriger Praxis nunmehr unter dem Label „Personalentwicklung“<br />

darstellt. Kritisch ist, dass die Schaffung eines<br />

PE-Bereiches in Hochschulen nicht von innen heraus bedarfsgetrieben<br />

erfolgt sondern recht häufig von externer<br />

Seite in Form eines Erlasses oder Gesetztes seitens des Gesetzgebers<br />

(des Bundeslandes oder im Falle Österreichs des<br />

Staates) initiiert wird. Personalentwicklung wird verordnet<br />

und gewinnt damit eine ganz andere Legitimation als eine<br />

aus organisatorischen Bedarfen heraus gegründete Personalentwicklung.<br />

Als interne Auslöser haben drei der 45 befragten<br />

Hochschulen die Hochschulleitung (Mainz, Duisburg/Essen<br />

und Osnabrück) und jeweils eine die Leitbildumsetzung<br />

(Linz wissenschaftlicher Bereich), neues<br />

Führungspersonal (Halle/Wittenberg), weniger Personal<br />

(Bielefeld) und ein Bedarf nach PE (Magdeburg) als Impuls<br />

für den Aufbau einer Personalentwicklung genannt.<br />

Die Mehrheit der Befragten nannte Weiterbildung, Schulung<br />

und Qualifizierung als zentralen Auftrag der Personalentwicklung.<br />

Fort- und Weiterbildung sowie Führungskräfteentwicklung<br />

wurden am häufigsten als spezifische Aufgaben<br />

genannt. Die Befragung machte deutlich, dass es vielerorts<br />

in den Hochschulen Personalentwicklungsinitiativen<br />

gibt, die jedoch häufig punktuell agieren, wenig systematisch<br />

aufgebaut und kaum über eine langjährige Kontinuität<br />

verfügen. Insofern ist weiterhin großer Handlungsbedarf in<br />

den Hochschulen gegeben.<br />

P-<strong>OE</strong>: Haben Sie Erklärungen dafür, dass wirkliche PE so<br />

selten an deutschen Hochschulen praktiziert wird? Wo liegen<br />

die Hindernisse?<br />

MM: Personalentwicklung erfordert organisatorische Verankerung,<br />

ein hohes Maß an Legitimation durch die jeweilige<br />

Hochschulleitung, zeitigt erst deutlich zeitverzögert<br />

Wirkungen, die zudem sehr schwer messbar sind, und ist<br />

zudem nicht aufwandsneutral. Hiermit sind vier Argumente<br />

genannt, die eine Verankerung von Personalentwicklung in<br />

den Hochschulen so schwer macht. Zunächst ist in vielen<br />

Hochschulen keine referenzierbare Erfahrung zur Personalentwicklung<br />

und deren möglichen Wirkungspotenzialen<br />

vorhanden. Über punktuelle Maßnahmen und Pilotvorhaben<br />

hinausgehend haben sich in den meisten Hochschulen<br />

kaum längerfristig angelegte Personalentwicklungsstrategien<br />

entwickeln können. Vor diesem Hintergrund können<br />

Aufwendungen für Personalentwicklung, die angesichts zunehmend<br />

knapper Haushalte immer in direkter Konkurrenz<br />

zu Stellen in Forschung und Lehre stehen, nur schwer in<br />

den internen Haushaltsberatungen legitimiert werden.<br />

Eine Hochschulleitung wird Personalentwicklung immer<br />

dann legitimieren und letztlich auch ausstatten, wenn sie<br />

klare Wirkungsvorstellungen zu den Zielbeiträgen, die PE<br />

für eine Hochschulentwicklung erbringen kann, hat. Letzteres<br />

ist jedoch nicht einfach zu vermitteln, weil Wirkungen<br />

einer PE deutlich zeitversetzt eintreten und eigene Erfahrungen<br />

und PE-Kompetenzen in den meisten Hochschulen<br />

nicht hinreichend ausgeprägt sind.<br />

P-<strong>OE</strong>: Haben Sie eine Idee, wie den Hochschulen auf den<br />

Weg geholfen werden kann?<br />

MM: Ein großer Schritt nach vorne könnte eine stärkere<br />

Vernetzung der PE-Aktivitäten zwischen den Hochschulen<br />

bringen. Hiermit meine ich eine Vernetzung, die deutlich<br />

über eine hochschulübergreifende Koordination von Weiterbildungsaktivitäten<br />

oder ein gemeinsames Weiter- und<br />

Fortbildungsprogramm wie in NRW und Niedersachsen<br />

hinausgeht. Der systematische und organisierte Austausch<br />

zwischen Personalentwicklern und Hochschulleitungen und<br />

die Initiierung entsprechender Qualitätszirkel, um miteinander<br />

und voneinander zu lernen, könnten ein erster Ansatz<br />

zur Entwicklung von geeigneten Handlungsperspektiven<br />

und PE-Kompetenzen in den Hochschulen sein. Hierüber<br />

könnten Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam<br />

Handlungsstrategien entwickelt und vermittelt werden, um<br />

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