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P-OE - UniversitätsVerlagWebler

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P-<strong>OE</strong><br />

W.-D. Webler • Möglichkeiten der Stärkung der Personalentwicklung an Hochschulen<br />

1.11 Informationen über PE und Nutzen von PE für Wissenschaftler/innen<br />

in Hochschulen nicht klar: Dieser Punkt ist<br />

eng mit dem vorigen verbunden. Wenn Nachwuchswissenschaftler<br />

von ihren Betreuern unentwegt geraten bekommen,<br />

ein weiterer Aufsatz sei tausend mal besser für ihr<br />

Fortkommen als der Besuch eines Werkstattseminars zu<br />

Lehrkompetenz oder auch Wissenschaftsmanagement, erscheint<br />

der Zeitaufwand für PE nicht erfolgsrelevant. Solche<br />

Ratschläge sind nicht nur unverantwortlich (wenn auch gut<br />

gemeint), weil sich die Kriterien der Personalauswahl zu<br />

wandeln beginnen und außerfachliche Kompetenzen zunehmend<br />

Bedeutung für den wissenschaftlichen Erfolg erlangen,<br />

sondern erschweren zudem auch eine Professionalisierung<br />

der vielseitigen Aufgaben von Hochschullehrern<br />

(den eigenen Lehrstuhl organisieren und führen, Drittmittel<br />

einwerben, forschen, entwickeln, Transfer fördern, Nachwuchs<br />

fördern (promovieren), Studierende beraten, lehren,<br />

prüfen, Curricula (weiter-)entwickeln, verwalten, akademische<br />

Selbstverwaltung betreiben usw.). Dieser Professionalisierungsprozess<br />

(nicht nur mehr Lehrkompetenz, sondern<br />

mit Zügen zum Wissenschaftsmanager) wird neben der wissenschaftlichen<br />

Exzellenz zunehmend bestimmend für eine<br />

erfolgreiche wissenschaftliche Karriere und auch für das Alltagsgeschäft<br />

der betreffenden Wissenschaftler/innen notwendig.<br />

1.12 Fachlichkeit bei Wissenschaftlern im Vordergrund:<br />

Trotz der Rollen- und Funktionsvielfalt des Hochschullehrerberufes<br />

gibt es nach wie vor wenige, die den Beruf<br />

wegen seiner Vielfalt lieben; Lehre und Selbstverwaltung<br />

gelten bei vielen als lästig, als „von der eigentlichen wissenschaftlichen<br />

Aufgabe ablenkend”: der der Erkenntnisproduktion<br />

als Forscher. Hier liegen Fehlorientierungen der<br />

Scientific Community durch Eigenverschulden vor, die Änderungen<br />

des Berufsbildes nicht wirklich zur Kenntnis nehmen<br />

will. Dies ist aber auch als Folge u.a. permanenter Versäumnisse<br />

des Dienstherren (bisher: der Bundesländer) eingetreten;<br />

von dort ist das Berufsbild des Hochschullehrers<br />

in der Ausgestaltung der dienstlichen Rechte und Pflichten<br />

und seiner gesellschaftlichen Verantwortung nicht klar<br />

genug gemacht und als Berufungskriterien zu wenig nachdrücklich<br />

gegen die einseitige Praxis der Fachbereiche (und<br />

früher: akademischen Senate) durchgesetzt worden.<br />

1.13 PE auf verschiedene Bereiche der Hochschulen verteilt:<br />

Gerade in seiner Verwechslung mit Weiterbildung<br />

(Bemühungen des Individuums um seine eigene Weiterentwicklung<br />

nach eigenen Bedarfsvorstellungen, von ihm<br />

selbst in Intensität und Häufigkeit gesteuert) wird dort, wo<br />

PE ansetzen könnte, nicht aus einer Hand nach zusammenhängender<br />

Bedarfsanalyse des Betriebes gesteuert, sondern<br />

ist nicht selten als Initiative (nicht unbedingt auch Zuständigkeit)<br />

auf verschiedene Organisationsbereiche verteilt<br />

(Personaldezernat, Gleichstellungsstelle, hochschuldidaktische<br />

Stelle, Placement Centre, Promotionskolleg, Fortbildung…).<br />

Dadurch wird eine Abstimmung der Maßnahmen<br />

und sytematische und strategische Ausrichtung der PE als<br />

Instrument einer aktiven Hochschulentwicklung sehr erschwert.<br />

2. Gründe für eine Stärkung der<br />

PE an Hochschulen<br />

Wie eingangs erwähnt, stellt sich die Frage, warum die<br />

mangelnde Praktizierung der PE ein Defizit sein soll, m.a.W.<br />

warum PE gestärkt werden sollte. Wird hier ein künstlicher<br />

Mangel aufgebaut, ja aufgebauscht? Die Vorteile sind aber<br />

schnell aufgezählt. Die Aufgaben der Hochschulen haben<br />

sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur erweitert,<br />

sondern mit steigender Autonomie, höherer Drittmittelabhängigkeit<br />

und steigender Internationalisierung sprichwörtlich<br />

erheblich komplexer gestaltet - und das gilt nicht nur<br />

für den Bereich von Forschung und Lehre , sondern auch für<br />

die Verwaltung einer zunehmend vernetzten Forschungsfinanzierung<br />

aus unterschiedlichsten Finanzquellen und der<br />

umfassenden Studienreformprozesse. Steigende Anteile<br />

ausländischer Studierender und komplexe Anerkennungsfragen<br />

von Studien- und Prüfungsleistungen, die neu gewonnene<br />

Personalhoheit, die Globalisierung der Haushalte,<br />

kaufmännische Rechnungslegung und Steuerpflichtigkeit,<br />

Kapitalanlage u.v.m. begründen für Wissenschaft und Verwaltung<br />

neue Herausforderungen. Die Hochschulverwaltung<br />

mit klassisch hoheitlicher Tradition musste oder muss<br />

in kürzester Zeit z.T. vollständig auf die pro-aktive Gestaltung<br />

ihrer eigenen Angelegenheiten umgestellt werden;<br />

nicht nur viele Vorgänge und Verwaltungsprozesse entstanden<br />

neu (incl. EDV), auch das grundlegende Denken änderte<br />

sich. Hier waren im Interesse der Funktionsfähigkeit der<br />

Hochschulen fundamentale Anpassungsprozesse zu bewältigen,<br />

zu denen nicht jedes Hochschulmitglied gleichermaßen<br />

bereit oder geeignet war.<br />

2.1 Personal im öffentlichen Dienst fast unkündbar, daher<br />

PE mit vorhandenem Personal notwendig: mit den neuen<br />

Aufgaben war manche Neuausrichtung und manche Umsetzung<br />

notwendig; sich für die neuen Aufgaben das passende,<br />

bereits einschlägig ausgebildete Personal auf dem<br />

Arbeitsmarkt zu suchen war wegen der nahezu Unkündbarkeit<br />

des vorhandenen Personals kaum, je nach Altersstruktur<br />

der vorhandenen Mitarbeiter jedenfalls nur langsam<br />

möglich. Daher war zu versuchen, in einem internen Arbeitsmarkt<br />

geeignete, vorhandene Mitarbeiter durch PE für<br />

neue Aufgaben zu schulen. Da Stellenbesetzungen in der<br />

Vergangenheit je nach momentaner Vakanz eines Stellenprofils<br />

von einer gewissen Zufälligkeit begleitet waren,<br />

konnte hier bei Umsetzungen auch z.T. eine bessere Passung<br />

erzielt werden.<br />

2.2 Förderung der PE als Wettbewerbsvorteil nur an der eigenen<br />

Hochschule betreiben? Eine solche Strategie reicht<br />

nicht weit. Sie verschafft der eigenen Hochschule durch<br />

besser qualifiziertes Personal zwar zunächst Vorteile im landesweiten<br />

Wettbewerb um Ressourcen; aber auch die eigene<br />

Hochschule nimmt im Maßstab internationalen Wettbewerbs<br />

bei suboptimalen Leistungen der anderen Hochschulen<br />

teil am Prestige-Verlust des ganzen nationalen Hochschulsystems<br />

und erleidet letztlich Nach-, nicht Vorteile aus<br />

der Schwäche der anderen.<br />

P-<strong>OE</strong> 1+2/2008<br />

11

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