P-OE - UniversitätsVerlagWebler
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P-<strong>OE</strong><br />
Boris Schmidt • Wege zwischen Tradition und Bologna: Mitarbeitergespräch, ...<br />
de Stellenausschreibung) eine geeignete berufliche Perspektive<br />
offenbart – sondern dass sie sich von Anfang an der<br />
Verantwortung bewusst werden, ihre eigene Entwicklung<br />
am „Arbeitsplatz Hochschule“ kurz- und langfristig zu planen,<br />
sich auch auf etwaige Alternativlösungen vorzubereiten<br />
und bereits frühzeitig sich die notwendigen Kompetenzen<br />
anzueignen. Hierzu zählt insbesondere ein bewusster,<br />
reflektierter Umgang mit den eigenen Stärken und<br />
Schwächen und die zielorientierte Suche nach Maßnahmen<br />
und Angeboten, um die eigenen Kompetenzen entsprechend<br />
den Anforderungen und den eigenen Perspektiven<br />
zu entwickeln. Diese Fähigkeit zur Selbststeuerung der<br />
Kompetenzentwicklung wird auch als „Metakompetenz“<br />
beschrieben (Bergmann 2003; Bergmann/Daub 2006; vgl.<br />
„Selbstorganisation des Lernens“: Dubs 2000; „Metakognition“:<br />
Weinert 1984). Bergmann (2003) verdeutlicht die<br />
Funktion dieser Metakompetenz anhand eines fiktiven<br />
Mentors, der eine Person in ihrer Kompetenzentwicklung<br />
unterstützt, mit ihr den jeweils aktuellen Stand von Entwicklungszielen<br />
und –vorhaben reflektiert und förderliche<br />
Bedingungen für die weitere Entwicklung schafft. Diese<br />
Funktion kann, nachdem entsprechende Fähigkeiten gezielt<br />
aufgebaut wurden (Dubs 2000), auch von der zu fördernden,<br />
lernenden und sich zunehmend selbst entwickelnden<br />
Person eigenständig übernommen werden und dient dann<br />
einer selbstorganisierten Steuerung der Kompetenzentwicklung.<br />
Um eine solche Verantwortungsübernahme möglichst bald<br />
nach dem Übergang zwischen dem Studium und der Promotion<br />
zu erreichen, kann eine gezielte und systematische<br />
Unterstützung von Nutzen sein. Drei Personengruppen im<br />
Hochschulkontext scheinen auf besondere Weise geeignet,<br />
um eine derartige Reflexion im Sinne der Nachwuchsförderung<br />
zu unterstützen, nämlich<br />
(1) die Vorgesetzten, im traditionellen Promotionsmodell in<br />
gleichzeitiger Funktion als Führungsperson und Promotionsbetreuer/innen,<br />
(2) kollegiale Netzwerke mit anderen Promovierenden,<br />
(3) formelle oder informelle Berater/innen, beispielsweise<br />
eher formell durch die Einrichtungen für Hochschuldidaktik,<br />
durch die Nachwuchs-/Graduiertenförderung<br />
oder Career Services, oder eher informell im Rahmen<br />
von Mentoring- oder Coachingbeziehungen mit erfahreneren<br />
Wissenschaftlern/innen an derselben oder einer<br />
anderen Hochschule.<br />
Ziel der drei vor diesem Hintergrund konzipierten Instrumente<br />
ist es, einen Beitrag zur Auflösung des Dilemmas der<br />
Nachwuchsförderung zwischen Freiheit und Strukturierung<br />
zu leisten, indem der Nachwuchs nicht nur als Objekt, sondern<br />
als Subjekt dieser Förderung verstanden wird: Im Optimalfall<br />
werden junge Nachwuchswissenschaftler/innen<br />
nicht nur gefördert, sondern sie werden in die Lage versetzt,<br />
sich selbst zu fördern, die eigene Entwicklung in die<br />
Hand zu nehmen und selbst zu organisieren, gemeinsam mit<br />
unterstützenden Personen am „Arbeitsplatz Hochschule“.<br />
2.1 Mitarbeitergespräch<br />
Besonders während der ersten Jahre ihrer Tätigkeit an der<br />
Hochschule stehen junge, d.h. noch nicht promovierte<br />
Nachwuchswissenschaftler/innen in einem ausgeprägten<br />
P-<strong>OE</strong> 1+2/2008<br />
Abhängigkeitsverhältnis zu ihren direkten Vorgesetzten<br />
(vgl. Müller-Böling 2004; Bornmann/Enders 2002), denen<br />
zugleich die aufgabenorientierte Führung des jeweiligen<br />
Arbeitsbereichs und die entwicklungsorientierte Betreuung<br />
der Promovierenden zukommt. Diese Abhängigkeitsverhältnisse<br />
sind von einer hohen Individualität gekennzeichnet,<br />
also stark von der Persönlichkeit und Herangehensweise<br />
der jeweiligen Vorgesetzten geprägt. Zu ihrer besonderen<br />
Bedeutung trägt zudem bei, dass den Vorgesetzten<br />
auch die Aufgabe zukommt, die „praktische, eher informelle<br />
Förderung und Einführung des Nachwuchses in die<br />
Scientific Community und Expertenkultur“ (Webler 2003,<br />
S. 244) anzuregen und zu unterstützen. Je nachdem welche<br />
Kontakte der/die Vorgesetzte in dieser Phase ermöglicht,<br />
können sich weitere fachliche Entwicklungsmöglichkeiten<br />
ergeben oder aber verschlossen bleiben.<br />
Diese hohe Relevanz dieses Verhältnisses zwischen Vorgesetzten<br />
und den Promovierenden kann zugleich als Chance<br />
für die Nachwuchsförderung genutzt werden: Denn wenn<br />
ohnehin die Arbeit am Lehrstuhl oder im Forschungsprojekt<br />
darauf gerichtet ist, neben der Aufgabenerledigung auch<br />
die arbeitsbezogenen Kompetenzen der Promovierenden in<br />
einem bestimmten fachlichen Gebiet zu entwickeln, kann<br />
der ganz automatisch stattfindende Kontakt mit ihren direkten<br />
Vorgesetzten auch gezielt ausgebaut werden zu<br />
einer Gelegenheit zur systematischen Unterstützung der<br />
Kompetenzentwicklung. Aufgabe der Vorgesetzten ist es<br />
dabei im Gegensatz zum Modell des curricularem Promotionsstudiums<br />
nicht etwa, die Inhalte und die einzelnen<br />
Schritte der Kompetenzentwicklung vorzugeben, sondern<br />
die Promovierenden in ihrer eigenen Entwicklungsplanung<br />
zu unterstützen und zur Verantwortungsübernahme zu ermutigen:<br />
„Dabei liegt die erste Verantwortung nach dem<br />
Subsidiaritätsprinzip bei den Mitarbeitern selbst. Als mündige<br />
Menschen mit eigenen Zielvorstellungen sollten sie für<br />
ihre Entwicklung selbst einstehen. Vorgesetzte leisten dabei<br />
‚Hilfe zur Selbsthilfe’.“ (Wunderer/Dick 2003, S. 135).<br />
In einer Reihe von Kontexten werden unterschiedlich stark<br />
strukturierte Mitarbeitergespräche (vgl. Holling/Liepmann<br />
1995; Neumann 1999) als Instrumente zur Kompetenzentwicklung<br />
eingesetzt. Zum Teil wird ihnen hierbei ausdrücklich<br />
die doppelte Funktion einer bereits an und für sich entwickelnden<br />
Maßnahme (z.B. indem das Gespräch zum Aufbau<br />
der Metakompetenz beiträgt) sowie als Instrument zur<br />
Steuerung der außerhalb des Gesprächs stattfindenden<br />
Kompetenzentwicklung zugewiesen (z.B. indem die Nutzung<br />
von Entwicklungsangeboten vereinbart wird). Zimmerli<br />
und Kopp (2000) verbinden mit der möglichen Einführung<br />
systematischer Mitarbeitergespräche an der Hochschule<br />
die Hoffnung auf eine präzisere Orientierung der<br />
Mitarbeiter/innen, auf eine stärkere Verbindlichkeit von<br />
Absprachen und auf einen Gegenpol zu dem im üblichen<br />
Hochschulalltag nur selten erfolgenden Feedback über die<br />
eigene Leistung. Wunderer und Dick (2003, S. 143) wenden<br />
kritisch gegen Mitarbeitergespräche ein, dass sie im Arbeitsalltag<br />
am Zeitmangel, einer inkompatiblen Prioritätensetzung<br />
und Motivation, nicht zuletzt aber auch am (mangelnden)<br />
Führungsgeschick der Vorgesetzten scheitern können.<br />
Abbildung 1 zeigt einen Musterablauf für ein derartiges<br />
Mitarbeitergespräch, das auf rund 60 Minuten angelegt<br />
ist und in einem halbjährlichen bis jährlichen Turnus durchgeführt<br />
werden kann.<br />
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