P-OE - UniversitätsVerlagWebler
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Personal- und Organisationsentwicklung/-politik<br />
P-<strong>OE</strong><br />
stellen und durch eine klarere Strukturierung und Steuerung<br />
die Qualität der Nachwuchsförderung zu verbessern.<br />
Vor diesem Hintergrund sind Konzepte wie Promotionsund<br />
Graduiertenkollegs (Wildt 2002; DFG 2002) sowie Varianten<br />
des Promotions-Studiums (Berning/Falk 2004) entstanden.<br />
Durch eine Erhöhung der Anzahl der Promotionsbetreuenden<br />
(ggf. mit unterschiedlich definierten Rollen),<br />
durch eine Vernetzung der Promovierenden untereinander<br />
sowie durch begleitende Workshop- und Beratungsangebote<br />
(z.B. zur Entwicklung von Schlüsselqualifikationen) sollen<br />
die Qualität der Betreuung spürbar verbessert und die<br />
Kompetenzentwicklung während der Promotionsphase<br />
ausgewogener gestaltet werden. Allerdings erreichen alle<br />
diese nicht-traditionellen Modelle zusammen bislang nur<br />
eine Minderheit der Promovierenden in einer Größenordnung<br />
von rund 20% (Janson et al. 2006).<br />
Nur falls sich eine radikale Neustrukturierung der Nachwuchsförderung<br />
an den deutschen Hochschulen abzeichnen<br />
würde, wäre jedoch von einem baldigen Verschwinden des<br />
traditionellen Promotionsmodells zugunsten alternativer<br />
Modelle auszugehen. Stattdessen wird voraussichtlich auch<br />
in absehbarer Zeit ein Großteil der Promovierenden (noch<br />
oder weiterhin) im traditionellen Meister-Schüler-System<br />
betreut werden: Die Mehrzahl der Promovierenden wird<br />
auch künftig auf Lehrstuhl- bzw. Haushaltsstellen oder im<br />
Rahmen von Drittmittelprojekten beschäftigt sein und deswegen<br />
neben der Promotion mit weiteren Forschungs- und<br />
mit Lehraufgaben sowie mit unterstützenden Aufgaben im<br />
Bereich des Hochschulmanagements (z.B. Gremienarbeit,<br />
Selbstverwaltung) betraut sein. Ihren direkten Vorgesetzten<br />
wird neben deren Rolle als Führungsperson für die zu bewältigenden<br />
hochschulischen Arbeitsaufgaben auch die<br />
Funktion der alleinigen Promotionsbetreuung zukommen.<br />
Dieses voraussichtlich auch künftig eher typische als ungewöhnliche<br />
Promotionsmodell gilt es, in seinen Eigenarten<br />
kritisch zu reflektieren und dort, wo nötig, weiterzuentwickeln<br />
und auf behutsame Weise um angemessene Unterstützungsangebote<br />
zu ergänzen, um einige Schwachstellen<br />
dieses traditionellen Modells auszugleichen. Untersuchungen<br />
über die Motivationssituation am „Arbeitsplatz Hochschule“<br />
(z.B. Schmidt 2007b) und den Verlauf der Promotionsphase<br />
(z.B. Berning/Falk 2004) zeigen, dass die „hohe<br />
Abhängigkeit vom Doktorvater“ (Janson et al. 2006, S. 60)<br />
in Kombination mit einem hochschultypischen „Mangel an<br />
Transparenz“ (Müller-Böling 2004, S. 10) dazu beitragen,<br />
dass es während der Promotionsphase vielfach an Orientierung<br />
mangelt: Zwar werden den Promovierenden zahlreiche<br />
für die Hochschule wesentliche Aufgaben übertragen,<br />
jedoch bleibt oft unklar, auf welche Weise die Aufgabenerledigung<br />
erfolgen könnte und welche Erfolgskriterien anzulegen<br />
sind (Zitat aus einem der zur Konzeptevaluation geführten<br />
Interviews: „... und dann heißt es: ‚Na dann machen<br />
Sie mal!’“, vgl. Schmidt/Vetterlein, in Vorb.). In Ermangelung<br />
konkreter, regelmäßiger und systematischer<br />
Rückmeldungen bleiben häufig Zweifel, wie der aktuelle<br />
Stand der Dissertation oder der individuellen Kompetenzentwicklung<br />
einzuschätzen ist und welche Entwicklungsvorhaben<br />
für die weitere berufliche Perspektive innerhalb<br />
oder außerhalb der Hochschule förderlich sein könnten.<br />
Viele der von den Hochschulen tatsächlich zu diesem<br />
Zweck bereitgestellten Angebote zur Kompetenzentwicklung<br />
bleiben zudem ungenutzt (Schmidt 2007a), weil sie<br />
nicht zum Bedarf der Promovierenden zu passen scheinen<br />
oder weil niemand ihnen die Teilnahme nahelegt. So bleibt<br />
es im traditionellen Promotionsmodell oftmals bei einer<br />
eher einseitig auf die fachlichen Kompetenzen ausgerichteten<br />
als ausgewogenen und an den künftigen Anforderungen<br />
ausgerichteten Qualifizierung, welche die jungen<br />
Nachwuchswissenschaftler/innen nur auf einen Teil ihrer<br />
künftigen beruflichen Anforderungen innerhalb oder außerhalb<br />
der Hochschule vorbereitet (vgl. Webler 2004) und<br />
den für die meisten (vgl. Janson et al. 2006) irgendwann<br />
anstehenden Übergang in eine berufliche Zukunft außerhalb<br />
der Hochschule eher erschwert als erleichtert. Mangels<br />
einer gezielten Beratung hinsichtlich der „eigentlich“<br />
angestrebten und weiterer, alternativer beruflicher Perspektiven<br />
im Sinne einer „Entwicklung und Verfolgung polyvalenter<br />
Karrierestrategien“ (Müller-Böling 2004, S. 10) sowie<br />
in Ermangelung von Hilfestellungen zur Strukturierung der<br />
eigenen Kompetenzentwicklung kommt es zudem zu zeitlichen<br />
Verzögerungen und Unterbrechungen während der<br />
Promotionsphase (Bornmann/Enders 2002) und zu nachteiligen<br />
Auswirkungen auf spätere berufliche Abschnitte.<br />
Vielen dieser Schwierigkeiten könnte vermeintlich abgeholfen<br />
werden, indem nach dem amerikanischen Modell der<br />
„Doctoral Studies“ (Janson et al. 2006, S. 60) ein festes<br />
Curriculum für die Promotion vorgegeben würde und bestimmte<br />
Angebote zur Kompetenzentwicklung (z.B. ein<br />
hochschuldidaktisches Grundprogramm oder Basiskurse in<br />
Hochschulmanagement) zur Verpflichtung gemacht würden.<br />
Jedoch widerspricht für viele die Vorstellung einer solchen<br />
Standardisierung und Verpflichtung dem (deutschen?)<br />
Wissenschaftsideal selbstständiger Forschung und Lehre<br />
und der Überzeugung, dass eine „gute“ wissenschaftliche<br />
Arbeitsweise von Eigenverantwortlichkeit, Freiwilligkeit<br />
und Freiheit gekennzeichnet sei (z.B. Köhler 2005). Gesucht<br />
ist daher nach Möglichkeiten, das traditionelle Promotionsmodell<br />
in Deutschland in Richtung einer stärkeren<br />
Strukturierung konstruktiv weiterzuentwickeln, ohne das<br />
Modell und die darin implizierte Freiheit und Vielfalt aufzugeben<br />
oder durch ein anderes, als problematisch empfundenes<br />
Alternativmodell abzulösen.<br />
2. Instrumente für eine selbstgesteuerte<br />
Nachwuchsförderung<br />
Ein möglicher Ansatz zur Weiterentwicklung des traditionellen<br />
Promotionsmodells besteht darin, durch geeignete<br />
flankierende Instrumente gezielt und frühzeitig die Selbststeuerung<br />
der Promovierenden zu unterstützen. Aufgabe<br />
derartiger Instrumente wäre es, unter Einbindung der ohnehin<br />
am „Arbeitsplatz Hochschule“ anzutreffenden Personen<br />
den Promovierenden Impulse und Hilfestellungen zu<br />
geben, um möglichst bald nach Aufnahme ihrer Tätigkeit an<br />
der Hochschule die Verantwortung für die eigene Kompetenzentwicklung<br />
zu übernehmen, Ziele für die eigene Entwicklung<br />
zu definieren und die zu deren Erreichung geeigneten<br />
Entwicklungsangebote zu nutzen. Die Grundidee<br />
einer solchen Vorgehensweise liegt darin, dass die Promovierenden<br />
nicht abwarten, bis „jemand“ (z.B. der Promotionsbetreuer)<br />
ihnen eine bestimmte Entwicklungsrichtung<br />
empfiehlt oder bis sich „von selbst“ (z.B. durch eine passen-<br />
30 P-<strong>OE</strong> 1+2/2008