17.11.2012 Aufrufe

Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aus der Zeit vor der Erbauung der <strong>Felsenkirche</strong> stammen schließlich auch noch zwei Grabplatten: die bekannteste − das Epitaph<br />

eines Ritters in voller Rüstung − dient seit über 50 <strong>Jahre</strong>n den ,,Heimatfreunden Oberstein“ als Vereinssymbol. Es handelt sich um<br />

Philipp II. von Daun−Oberstein, den Vater des Erbauers der <strong>Felsenkirche</strong>, der höchstwahrscheinlich am 4. März 1432 in Erfüllung<br />

seiner Lehnspflichten für den Herzog von Lothringen im Kampfe fiel (Bild Nr. 3).<br />

Die deutsche Übersetzung der Umschrift lautet:<br />

,,Im <strong>Jahre</strong> des Herrn 1432, am Mittwoch nach dem Sonntage Estomihi starb Junker Phil (ipp von Daun, Herr<br />

von Oberstein,) dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen‘‘<br />

Direkt neben diesem überlebensgroßen Standbild befindet sich eine wesentlich schlichtere kleine Grabplatte von Philipps Ehefrau<br />

Mena, einer geborenen Raugräfin von Neuenbamberg, die er offenbar 1401 geheiratet hatte. Der Stein zeigt das gespaltene<br />

Wappen der Raugrafen und die deutsche Inschrift (Bild Nr. 3):<br />

,,Meen rvgrafyn fraw zum Obersteyn"<br />

Der Tod Menas wird wohl erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts eingetreten sein − jedenfalls vor Erbauung der <strong>Felsenkirche</strong>,<br />

sodass sich auch dieses Grab zuvor an einer anderen Stelle befunden haben muss.<br />

Die kleine Kopfkonsole, welche eine der Rippen des Seitenschiffes stützt (s. Bild Nr. 13) und vielleicht eine Art Selbstdarstellung<br />

des Baumeisters zeigt, stammt dagegen wohl aus der Erbauungszeit. Mit Sicherheit gilt dies für das daunische Rautenwappen, das<br />

am Ansatz einer der Rippen des Hauptgewölbes noch heute erhalten ist (s. Bild Nr. 14).<br />

Aus der Erbauungszeit sind noch einige Ausstattungsgegenstände vorhanden: Der gotische Taufstein, der früher angeblich als<br />

Ständer für einen Weihwasserkessel diente. Er lag übrigens im vorigen Jahrhundert unbeachtet unter den Trümmern vor der Kirche<br />

und wurde erst durch eine Glöcknerin wieder im Innern aufgestellt und 1929 mit einer neuen Kupferschale und einem Deckel<br />

versehen (Bild Nr. 17).<br />

Ferner könnte aus dieser Zeit die Taufschale aus Messing stammen, die eine Darstellung Adams und Evas mit der Schlange im<br />

Paradiese zeigt und möglicherweise von einem Nürnberger Beckenschläger gefertigt wurde.<br />

Die neue Kirche hatte mindestens drei Altäre. Neben einem Hauptaltar werden kurz nach der Erbauungszeit auch ein Marien− und<br />

ein Wolfgangs−Altar genannt. Wir hören von Altareinkünften, die nicht nur aus barem Geld, sondern auch aus Wachs, Käse, Eiern<br />

und Hühnern bestanden, von den Obersteiner Brudermeistern (heute würden wir vielleicht Kirchmeistern sagen), welche das<br />

Vermögen der ,,Kirche zu Oberstein“ zu verwalten hatten, und von verschiedenen Seelenmessen, die an diesen Altären gelesen<br />

wurden. Die Stiftungen dienten zur personellen und materiellen Absicherung des neuen Gotteshauses, das übrigens eine<br />

Walpurgis−Kirche gewesen sein muss. An der Westwand soll sich ein ,,Heiligenhäuschen“ befunden haben, das um 1900<br />

zugemauert, jedoch noch in Umrissen zu erkennen war. Möglicherweise handelt es sich um eine Nische, die beim Umbau 1929<br />

sichtbar wurde (vergl. Grundriss Bild Nr. 12 und Bild Nr. 16).<br />

Sicher lässt sich belegen, dass − entgegen verschiedenen früheren Auffassungen − die Obersteiner Kirche auch nach ihrer<br />

Umgestaltung noch weiterhin zum alten Idarer Pfarrsprengel gehörte. Die <strong>Felsenkirche</strong> war also zunächst lediglich eine Idarer<br />

Filialkirche, wobei allerdings für 1492 belegt ist, dass der Idarer Pfarrer seinen Wohnsitz nach Oberstein verlegt hatte.<br />

Spätestens mit der Reformation wurde Oberstein jedoch zur selbstständigen Pfarrei, welche außer dem Flecken selbst lediglich<br />

noch einen Teil des Dorfes Breungenborn umfasste, jener 1937/38 durch die Anlegung des Truppenübungsplatzes Baumholder<br />

untergegangene Ort. Dort stand eine Michaeliskirche, wo der Obersteiner Pfarrer noch im 16. Jahrhundert zu gewissen Zeiten<br />

Gottesdienste zu halten hatte.<br />

Die <strong>Felsenkirche</strong> vom Ausgang des Mittelalters bis 1742<br />

<strong>Festschrift</strong><br />

Das Ende des Mittelalters brachte für die neuerbaute Kirche gewiss einschneidende Veränderungen. In diesem Zusammenhang<br />

wäre zunächst der Wechsel des Glaubens zu nennen, der in Oberstein schon verhältnismäßig früh − um 1540 − ohne Mitwirkung<br />

des Landesherrn erfolgte. Damals verschwanden gewiss auch die Nebenaltäre aus der <strong>Felsenkirche</strong> und der oben erwähnte<br />

Taufstein sowie weitere Ausstattungsgegenstände, von denen wir bislang keine Nachricht hatten. Es ist schon ungewöhnlich −<br />

wenn nicht sogar einmalig für das Land an der oberen Nahe, das zunächst vollständig von der Reformation erfasst wurde , dass<br />

dabei das heute so bekannte Altarbild erhalten blieb. Oder sollte es ursprünglich gar nicht in der <strong>Felsenkirche</strong> gewesen sein und<br />

erst im Zuge der Gegenreformation aus einem anderen Gotteshaus − vielleicht aus dem Mainzer Raum − hierher gekommen sein?<br />

10

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!