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Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

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stellte − offenbar in seiner Eigenschaft als Privatmann − dafür eine Beihilfe von 300 Louisdor in Aussicht. Er war nebenbei noch als<br />

Geschäftsmann tätig und lebte in ,,notorisch glänzenden Verhältnissen“. Nachdem Caesar jedoch sein dem geplanten Bauplatz<br />

gegenüberliegendes Haus verkauft hatte, weigerte er sich, diese Summe zu geben, da er an dem Platz kein Interesse mehr hatte.<br />

1838 wurde die <strong>Felsenkirche</strong> erneut durch herabfallende Felsen getroffen. Da die Neubaufrage nach wie vor an den Kosten<br />

scheiterte, entschloss man sich wieder zu einer Reparatur.<br />

Ähnlich lagen die Verhältnisse nach einem Felssturz 20 <strong>Jahre</strong> später. Diesmal war die Turmspitze stark in Mitleidenschaft gezogen.<br />

Bei der Wiederherstellung wurde die möglicherweise noch aus gotischer Zeit stammende Turmhaube stark verändert. Bislang hatte<br />

sie eine wesentlich schlankere Form und nur ein kleines Seitentürmchen. Nun wurden gleich drei derartige Aufbauten mit großen<br />

Schalllöchern angebaut, wodurch der gesamte Turm ein plumpes, unvorteilhaftes Aussehen erhielt.<br />

Die Umgestaltung des Turmes von 1858 sowie die Zerstörung des neuen Schlosses durch einen Brand im <strong>Jahre</strong> 1855 bilden<br />

immer gute Anhaltspunkte zur zeitlichen Einordnung der zahllosen Gemälde von Oberstein aus dem 19. Jahrhundert, wie die<br />

beiden hier wiedergegebenen Bilder zeigen (s. Bild Nr. 26 und Nr. 27). Im Inneren der Kirche wurden im Zusammenhang mit der<br />

Reparatur links neben dem Epitaph die vorstehenden Felsen weggesprengt und an deren Stelle eine gerade Mauer aufgeführt.<br />

Bild 31: Blick ins Innere der <strong>Felsenkirche</strong> um 1900.<br />

Neben der Orgel ist zu erkennen, wo sich damals das Altarbild und das Sebastiansbild befanden.<br />

<strong>Festschrift</strong><br />

Damals ging man auch die oldenburgische Regierung wegen einer Felsbereinigung über der Kirche an. Die Obersteiner Pfarrei sah<br />

darin eine staatliche Pflicht, doch fand der Birkenfelder Baumeister Meyer einen Grund, sich dieser Forderung zu entziehen.<br />

Doch auf Dauer konnten sich die Oldenburger nicht völlig sperren. Immerhin war und ist ein Teil des Kirchfelsens staatliches<br />

Eigentum. Bei einer Felsbereinigung im <strong>Jahre</strong> 1895 beteiligte sich denn auch der Staat an den Kosten. Schäden an der Kirche<br />

entstanden bei dieser Maßnahme ebenso wenig wie bei der Ablösung größerer Steine neben dem Turm um 1900. Bei dieser<br />

Gelegenheit erhielt der Turm einen neuen Hahn mit einer Kugel. Die Turmuhr gehörte übrigens kurioserweise der politischen<br />

Gemeinde Oberstein. Sie muss sehr alt gewesen sein, wenn sie auch nicht − wie einmal behauptet wurde − aus der Erbauungszeit<br />

der Kirche stammen könnte. Um 1900 verfügte sie noch über ein gutes Gangwerk, ließ sich aber nach Auffassung eines<br />

Turmuhrsachverständigen 1929 nicht auf Elektrizität umstellen, weshalb man sie damals durch ein modernes Werk ersetzte.<br />

Infolge der permanenten Gefährdung der Kirche, der unzureichenden Heizmöglichkeiten und der rapid wachsenden<br />

Bevölkerungszahl von Oberstein reiften um die Mitte des vorigen Jahrhunderts Pläne für einen Neubau im Tale heran. 1862 erteilte<br />

das großherzoglich oldenburgische Konsistorium in Birkenfeld die Erlaubnis zur Errichtung eines Kirchenbaufonds. Wie umstritten<br />

diese Pläne jedoch innerhalb der Gemeinde waren, zeigt die Tatsache, dass die Entscheidung nur mit 13 gegen 12 Stimmen<br />

gefasst wurde und mit der Auflage verbunden war, mit einem Neubau erst zu beginnen, wenn der Fonds ein Kapital von 40000<br />

Talern beinhalte.<br />

Der damalige Gemeindepfarrer, der um das Obersteiner Schulwesen hochverdiente spätere Weimarer Oberschulrat und<br />

Superintendent Dr. phil. Carl Otto Schmidt (1817 − 1878), erließ 1862 sowohl an die eigene Gemeinde als auch ,,für fremde<br />

Länder“ (in deutscher, englischer und französischer Sprache) einen Spendenaufruf zum Bau einer zweiten evangelischen Kirche in<br />

Oberstein. Darin wird die <strong>Felsenkirche</strong> wenig freundlich geschildert: ,,Die Luft in der Kirche ist (....), weil es an der rechten Lüftung<br />

fehlt, dumpf und beengend; in heißen Sommern ist sie kalt (. . . .). Im Sommer vergeht selten ein Gottesdienst, ohne daß es<br />

jemand unwohl wird (....). Ihre innere Einrichtung ist so winkelig, daß Störungen der Andacht oft unbemerkt bleiben<br />

Beim Weggang von Pfarrer Schmidt 1865 waren erst 1.078 Mark im Kirchenfonds. 1877 wurde die Genehmigung zu einer<br />

jährlichen Hauskollekte für den Kirchenbau erteilt. 1878 errichtete der damalige Obersteiner Gemeindepfarrer Carl Heinrich Ludwig<br />

(1819− 1899) eine sogen. ,,Elisabeth−Stiftung“, welche durch Verlosung von Wertgegenständen − insbesondere der heimischen<br />

Industrie − Mittel sammeln sollte. Diese konnten sowohl für einen Neubau als auch später ,,bei Unterhaltung und Verschönerung<br />

der <strong>Felsenkirche</strong> weitere Hülfe leisten“. Der Name dieser Stiftung beruhte auf der irrigen Annahme, die Gemahlin des verhassten<br />

Grafen Christian Carl Reinhard, ,,an deren Hof zu Heidesheim zuerst der Gedanke, eine Kirche in das Tal der Stadt Oberstein zu<br />

bauen, und dazu Mittel zu beschaffen ausgesprochen wurde“, sei Anna Elisabeth von Daun−Oberstein gewesen. In Wirklichkeit<br />

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