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Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

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Bild 8: Die <strong>Felsenkirche</strong> 1482/84 im Querschnitt<br />

Rekonstruktionsversuch Brandt<br />

Anders als bei den bisherigen ,,sagenhaften“ Nachrichten, lassen sich die hier überlieferten Fakten leicht verifizieren: Wirich IV. von<br />

Daun−Oberstein lässt sich ebenso sicher als Obersteiner Alleinregent jener Zeit nachweisen wie der genannte Papst. Wirich lebte<br />

von 1418 − 1501 und muss nach dem Tode seines Vaters − 1432, noch unmündig − den daunischen Anteil an der Herrschaft<br />

Oberstein geerbt haben. Er sollte es unter allen Obersteiner Landesherren zu größtem Wohlstand und Ansehen bringen. Rund 100<br />

<strong>Jahre</strong> nach seinem Tode schrieb der Familienchronist über ihn:<br />

,,Dieser Herr ist überaus sinnreich und geschickt gewesen; (er hat) große Ämter bedient; bei Kaiser, König,<br />

Chur− und Fürsten in hohem Ansehen (gestanden), in Ratschlägen und Werken ganz glückselig, daneben sehr<br />

reich gewesen.<br />

<strong>Festschrift</strong><br />

Für uns sind in diesem Zusammenhang nur drei biografische Einzelheiten von Interesse: Wirich hatte 1440 eine Gräfin von<br />

Leiningen geheiratet; er erwarb käuflich 1456 die Reichsgrafschaft Falkenstein in der Pfalz, und er galt als ,,tief religiös veranlagte<br />

Natur“. Mindestens fünf seiner Kinder traten in den geistlichen Stand; drei von ihnen erlangten die Würde von Äbtissinnen, und sein<br />

Sohn Philipp wurde sogar Erzbischof und Kurfürst von Köln. Nach dem Erwerb der Grafschaft Falkenstein nannte sich Wirich ,,Herr<br />

zu Falkenstein und Oberstein“; den Titel eines Grafen von Falkenstein erlangten erst später seine Enkel.<br />

Der Bau und insbesondere die Ausstattung der neu errichteten Obersteiner Kirche ist wohl auf seinen frommen Wesenszug<br />

zurückzuführen. Bereits am 18. Januar 1484 (also nach weniger als 17 Monaten) war das neue Gotteshaus im Felsen fertig. Die<br />

ungewöhnlich kurze Bauzeit unterstreicht auch die Annahme, dass es sich hierbei lediglich um einen Umbau handelte. Zur<br />

finanziellen Absicherung dieser Maßnahme (,,zur Handhabung der Kirchen Gottes Dienste“) schenkte Wirich 1484 mit Zustimmung<br />

seiner bereits mündigen Söhne und Nachfolger (Melchior und Emich) der <strong>Felsenkirche</strong> den aus acht Einzelhöfen bestehenden<br />

Hubhof in der Pfarrei (Nieder−)Brombach. Aus der Schenkungsurkunde geht hervor, dass ,,die alt(e) Kirch zum Oberstein<br />

entweihet, die von neuem in den (dem) Tal der Unterburg gebauet und geweihet.“<br />

Es gab bzw. gibt noch weitere Belege für die Errichtung der <strong>Felsenkirche</strong> in den <strong>Jahre</strong>n 1482 /84. Im Neubau befanden sich große<br />

gotische Fenster, welche mit wertvollen buntbemalten Gläsern ausgestattet waren. In einem von ihnen soll sich eine lebensgroße<br />

Darstellung der Äbtissin Walpurgis, der Schutzpatronin des neuen Gotteshauses, befunden haben. Von dieser ursprünglichen<br />

Verglasung sind nur noch geringe Reste erhalten. Glücklicherweise befindet sich darunter ein Bildnis des Stifters in demütig<br />

kniender Haltung mit der Umschrift ,,Wiric vo(n) dune her(r) zu falkenstein und zu(m) oberstein 1482“.<br />

An weiteren Resten von der Originalverglasung sind noch zwei Fragmente erhalten, die sich heute jeweils in den<br />

,Schießschartenfenstern“ des Kaffgesimses befinden: Es handelt sich einmal um eine Darstellung des Bischofs Nikolaus von Myra<br />

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