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Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

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ei einer exakten Vermessung ergab. Die Schildmauer bis zur Höhe des Kaffgesimses weist nicht nur eine Stärke von 1,90 m auf,<br />

sondern auch drei schießschartenähnliche Fensteröffnungen, welche die Vermutung nahe legen, dass sich ursprünglich an dieser<br />

Stelle ein Wehrbau befand.<br />

Bild 5: Fußboden im Seitenschiff während der Sanierungsarbeiten 1928<br />

Bild 6: Die <strong>Felsenkirche</strong> um 1820<br />

Lithographie von Ludwig Strack (1761 − 1836)<br />

<strong>Festschrift</strong><br />

Hinzu kommt noch − auch dies ergab die Vermessung (vgl. Grundriss und Querschnitt Bilder Nr. 8 und 12) , dass diese<br />

Schildmauer mehrfach ganz unregelmäßig abknickt und in dem sechseckigen Turm alle Seitenlängen und Winkel ungleich sind.<br />

Beim Bau von Gotteshäusern legte man zu jener Zeit aber sehr großen Wert auf Symmetrie. Da alle Abstände zwischen den<br />

Schießschartenfenstern, den Sakristeifenstern, den Säulen im Hauptschiff und den Gurtbögen ungleich sind (vergl. Grundriss Bild<br />

Nr. 12 u. Bild Nr. 15), vermag man auch schwerlich in der heutigen <strong>Felsenkirche</strong> eine Huldigung an die Trinität zu erkennen. Es<br />

deutet eigentlich alles darauf hin, dass es eben keine Kirche war, die ursprünglich in dieser Höhlung stand. Falls es sich aber um<br />

einen Wehrbau handelte, so ist sogar wahrscheinlich, dass dieser auch über eine Kapelle verfügte, welche nicht unbedingt mit der<br />

heutigen Sakristei identisch sein muss. Die zur Begründung dieser These angeführte Ungleichheit von Mauerwerk, Sakristei und<br />

oberem Teil der <strong>Felsenkirche</strong> belegt lediglich, dass diese nicht gleichzeitig entstanden sind. Mörteluntersuchungen lassen darauf<br />

schließen, dass die heutige Sakristei mit der vorderen Schildmauer zusammen errichtet wurde und somit ursprünglich zur<br />

Wehranlage gehörte (s. Bild Nr. 4).<br />

Tatsächlich wird eine ,,Unterburg im Tale“ wiederholt in mittelalterlichen Urkunden erwähnt, wobei diese bezeichnenderweise auch<br />

manchmal den Namen ,,das Loch“ trägt. Mit ,,im Tale“ ist mit Sicherheit ein Gelände innerhalb der späteren Stadtmauer gemeint,<br />

und was läge da näher, als diese in der Höhlung am Fels zu suchen. Zwar gibt es ein einziges Mal auch eine Nachricht von einer<br />

Unterburg in der Nähe des unteren Stadttores, doch ist diese aus dem 16. Jahrhundert und muss nicht unbedingt mit den<br />

Verhältnissen 200 <strong>Jahre</strong> zuvor in Verbindung gebracht werden.<br />

Obwohl wir davon ausgehen können, dass alle Obersteiner Befestigungsanlagen − Unterburg (1075 ?), Altes Schloss (1197),<br />

Neues Schloss (um 1320) − über eine eigene Burgkapelle verfügten, hat es in Oberstein schon verhältnismäßig früh eine Kirche<br />

gegeben, die allerdings nicht in dem ummauerten Ort, sondern ca. <strong>500</strong> m davon entfernt im Distrikt ,,Auf dem Kreuz“ − an einer<br />

Wegekreuzung im Bereich des heutigen Kaufhauses Woolworth − stand und erstmals 1324, ferner 1329, 1340 und 1382 genannt<br />

wird. Die Möglichkeit, dass es sich dabei um eine Wallfahrtskirche handelte, ist zwar gegeben, aber nicht sehr wahrscheinlich.<br />

Kirchenpatrone dieses Gotteshauses waren Philippus und Jacobus, Dionysius und Walpurgis. Daneben wird 1430 erst und<br />

einmalig eine Kapelle im Tale (also im ummauerten Flecken) genannt, über deren genauen Standort, Alter, Patron und späteres<br />

Schicksal jedoch nichts weiter urkundlich berichtet wird. Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass diese sich im Bereich der<br />

Unterburg befand, zumal später an anderer Stelle nie etwas von einer Kapelle berichtet wird. Zwar ist für das 16. Jahrhundert<br />

einmal die Existenz eines Heiligenhäuschens überliefert, doch lag dieses am Niedertore vor der Stadtmauer in Richtung<br />

Nahbollenbach − also nicht ,,im Tale“.<br />

Natürlich fällt der zeitliche Zusammenhang zwischen dem Mord in der Familie der Herren von Oberstein (1328/29) und der ersten<br />

Erwähnung der Kapelle (1340) auf; da die Unterburg jedoch mit Sicherheit älter ist, kann es sich − falls wirklich ein wahrer Kern in<br />

der Sage stecken sollte − dabei nicht um die Erbauung der <strong>Felsenkirche</strong>, sondern bestenfalls um die Errichtung oder Umgestaltung<br />

einer Kapelle innerhalb dieses Baukomplexes handeln.<br />

Der Fußboden der heutigen <strong>Felsenkirche</strong> lag früher jedenfalls erheblich tiefer (s. Bild Nr. 5 und Querschnitt Bild Nr. 8), wie sich bei<br />

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