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Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

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Bilder 26 und 27: Oberstein vor und nach 1855 / 58<br />

Zwei Holzstiche aus zeitgenössischen französischen bzw. englischen Veröffentlichungen;<br />

links: Oberstein vor dem Brand des Schlosses 1855; rechts: nach der Umgestaltung der Felsenkirchturmspitze 1858<br />

Der Eklat war da: Die nunmehrigen Landesherrn, die Grafen von Limburg−Styrum, Nachkommen von Wilhelm Wirich von<br />

Daun−Oberstein, versuchten Christian Carl Jaeger wegen ,,Beleidigung der Asche und Störung Höchstderer großmütterlicher<br />

Ahnen“ zur Rechenschaft zu ziehen. Dieser verteidigte sich mit dem Hinweis, beim Abheben der Grabplatten habe man ,,kein<br />

Gewölb noch sonstige Mauern“ gefunden − im Gegenteil, nichts habe auf eine besondere Bestimmung des Platzes hingedeutet;<br />

man sei lediglich auf ,,längst verweste kleine Stücke einer hölzernen Totenlade“ gestoßen.<br />

Bild 28: Fassung der Quelle an der Rückwand der <strong>Felsenkirche</strong><br />

Er führte ferner aus: ,,Gleich denn ohnehin eine bekannte Sache ist, daß die in der Kirche liegenden Steine um so weniger ein<br />

gewisses Begräbnuß anzeigen, als sie mehrmals von einem Ort zum anderen verlegt worden sind“ ,,Er rechtfertigte seine<br />

Handlungsweise außerdem mit einem Verweis auf die bisher in dieser Hinsicht geübte Praxis: ,,Es ist eine kundbare und deren<br />

Kinder auf der Gaß bekannte Sach, daß die protestantischen Beamten und Geistlichen zu Oberstein in daßiger protestantischer<br />

Kirche ihr Begräbnuß haben“. Die Landesherrschaft konnte Jaeger jun. zwar keine absichtliche Grabschändung nachweisen, doch<br />

wurde sowohl für seinen Vater als auch für künftige Zeiten ein für alle Mal eine Beerdigung im Inneren der <strong>Felsenkirche</strong> untersagt.<br />

Ab 1792, spätestens jedoch 1798, ging es endgültig mit der Feudalzeit in der ,,Herrlichkeit Oberstein“ zu Ende. Erneut überfluteten<br />

französische Kriegsvölker − diesmal waren es die Revolutionsheere − das Nahegebiet. Die vielen kleinen Fürsten wurden verjagt,<br />

die höheren Beamten folgten ihnen vielfach gleich auf dem Fuße, und das Land kam offiziell zum französischen Staat. Man wurde<br />

nun hier aller Errungenschaften, aber auch aller Nachteile der französischen Umwälzung teilhaftig, wozu nicht nur ein neues<br />

Rechtssystem, sondern auch eine Umfunktionierung der Religion gehörten. In diesem Zusammenhang wurde die christliche<br />

Zeitrechnung abgeschafft und ein neuer Revolutionskalender eingeführt. Das Neue Schloss Oberstein wurde als Nationalgut an<br />

Privatleute versteigert; das angestammte Gotteshaus jedoch blieb der Pfarrei erhalten. Aus diesen unruhigen Zeiten ist bezüglich<br />

der <strong>Felsenkirche</strong> folgende Nachricht überliefert:<br />

,,Vor und während des Französischen Revolutionskrieges fand sich noch eine große Tafel vor, welche mit<br />

Papier bedeckt, worauf eine Beschreibung mit lateinischen Lettern gedruckt war. Eine übel verstandene<br />

Ökonomie ließ die Tafel zu Kirchenstühlen benutzen, und das Papier wurde zerrissen − wahrscheinlich mit ihm<br />

<strong>Festschrift</strong><br />

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