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Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"

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gelangt und in die Sakristeifenster eingesetzt worden. Der Konservator Luber hatte sich zwar Mühe beim Zusammensetzen der<br />

Scherben gemacht, konnte aber doch kein überzeugendes Gesamtbild erzielen. Ein besonderes künstlerisches Gefühl hat Luber<br />

nicht an den Tag gelegt. Das meiste ist schlecht ergänzt, grob übermalt, sogar über die Verbleiungen hinweg! Wie schon erwähnt,<br />

sind zwei Fenstertafeln in der Montierung von Luber erhalten12). Auf der Fenstertafel 1 ist das so genannte Stifterbildnis Wirichs<br />

IV. zu sehen. Da die Fragmente meist willkürlich zusammengesetzt und weitgehend ergänzt sind, kann man kaum von einer<br />

spätgotischen Komposition sprechen. Das meiste ist neu, aus dem 19. und aus unserem Jahrhundert stammend, und auch der<br />

Kopf mit dem Portrait Wirichs muss neu sein. Die Art der Zeichnung ist unkünstlerisch, die Augen liegen schematisch<br />

nebeneinander, getrennt von einer steifen, schief gezogenen Nase, überschattet von ebenso schematisch gezogenen<br />

Augenbrauen. Das Kinn springt in zwei kugelförmigen Verdickungen vor, auch hier ohne zeichnerische und malerische Qualitäten.<br />

Auch die Art, wie die Haare wiedergegeben sind, entspricht in keinem Falle einer spätgotischen Malerei. Das Ganze wird eben<br />

doch von der Hand Lubers sein und stammt damit aus unserem Jahrhundert. Sehr schlecht ist die Zeichnung im unteren Teil des<br />

Gewandes von Wirich, wo die Falten mit einem groben Pinsel aufgemalt wurden. Alt sind sicherlich die Reste des Schriftbandes;<br />

sie sind aber auch nicht genau genug zusammengesetzt. Die Inschrift lautet: ,Wirich von Dune Herr zu Falckenstein und zum<br />

Oberstein 1482“. Der Teil der Inschrift mit“ ... stein 1482“ ist in die zweite Fenstertafel eingefügt. Auch auf dieser Tafel II ist das<br />

meiste neu. Alt sind nur noch das genannte Inschriftfragment mit ,, . . . stein 1482“, ein Teil des Daun−Obersteiner Wappens mit<br />

dem goldgelben, rot gegitterten Schild und einige Ornamentsfragmente. Ein weiteres Bruchstück dieser Tafel nennt die <strong>Jahre</strong>szahl<br />

148. . Kurt Henn veröffentlichte in der <strong>Festschrift</strong> 1929 ein weiteres Glasbild, das ebenso fragmentarisch und stark ergänzt ist und<br />

sich noch in der Kirche befindet13). Henn konnte sich noch keine Klarheit verschaffen, ob eine weibliche Heilige oder ein Heiliger<br />

gemeint ist. Der sicher originale Kopf der nach der Zusammensetzung völlig ungestalten Figur stellt sicherlich den heiligen Nikolaus<br />

von Myra dar, der den Goldklumpen, das Geschenk für die Töchter eines armen Mannes, in der Hand hält. Weitere ornamentale<br />

Fragmente der alten Fenster sind in den kleinen Fenstern der Kirche und in der Sakristei erhalten. Wichtig ist noch ein Fragment<br />

mit dem Wappen der Grafen von Leiningen, denn Wirich IV. war mit Margaretha, Gräfin von Leiningen, verheiratet. (Die Linie<br />

Leiningen−Heidesheim beerbte 1662 die Daun−Obersteiner und ließ auch die <strong>Felsenkirche</strong> nach der Beschädigung von 1742<br />

wiederherstellen). Das Wappen zeigt drei silberne Adler auf schwarzem Grund, darum vier goldene Kreuzblumen, darüber ein roter<br />

dreilätziger Steigbügel− (oder Turnier−) Kragen.<br />

Weitere Erwägungen über die Glasfragmente anzuschließen dürfte sich nicht lohnen. Aber als wichtige Erkenntnis muss<br />

festgehalten werden, dass das Gesicht des Wirich kein Originalbildnis aus spätgotischer Zeit darstellt.<br />

Das bedeutendste Kunstwerk der <strong>Felsenkirche</strong> ist das spätgotische hochberühmte Altarretabel, das an anderer Stelle in dieser<br />

<strong>Festschrift</strong> ausführlich behandelt wird.<br />

Glücklicherweise ist noch eine alte Glocke vorhanden. Sie überstand die Beschlagnahme beider Weltkriege. Nach dem Wortlaut<br />

ihrer Inschrift war sie nicht für Oberstein, sondern für die katholische Kirche zu Monzelfeld bei Bernkastel bestimmt. Aus welchem<br />

Grunde sie dann doch nicht in Monzelfeld erklingen durfte, sondern nach Oberstein gelangte, ist ungeklärt geblieben. Die Inschrift<br />

lautet: ,,sub pastore Friderico BernardiJoanne Frank et Thysone Treish syodalibus, 1686 2. Juli, percussa resono, populum voco,<br />

mortuum defleo et fulgura pello, 5. Stephane ecclesiae Montzelfe(ldensis) patronne ora pro nobis“, zu Deutsch: Zurzeit des Pastors<br />

Friedrich Bernardi und der Sendschöffen Johann Frank und Mathias Treisch am 2. Juli 1686 (zu ergänzen: bin ich gegossen<br />

worden). Wenn ich geschlagen werde, ertöne ich, das Volk rufe ich zusammen, den Toten beklage ich und den Blitz vertreibe ich.<br />

Heiliger Stephan, Schutzherr der Kirche von Monzelfeld, bitte für uns“14). Die drei genannten Personen sind um diese Zeit in<br />

Monzelfeld nachweisbar, und der heilige Stephan wird schon um 1569 als Patron der dortigen Kirche genannt.<br />

Anmerkungen:<br />

1) Vergl. auch Eberhard Zahn, Idar−Oberstein, in: Führer zu vor− und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 34, Mainz 1977, S.<br />

129 ff.<br />

2)Alfred Loch, Aus der Geschichte der <strong>Felsenkirche</strong> und ihrer Gemeinde, in: Die Obersteiner <strong>Felsenkirche</strong>, <strong>Festschrift</strong> für die<br />

Wiederweihe, Oberstein 1929, S. 51.<br />

3) Alfred Loch, ebenda S. 52.<br />

4) Alfred Loch, ebenda S. 37.<br />

5) Alfred Peth, Zwei bisher noch nicht entzifferte Grabplatten in der <strong>Felsenkirche</strong>, in: Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde<br />

Birkenfeld und des Vereins Die Heimatfreunde Oberstein, 32,1969, S. 68 ff.<br />

6) Alfred Peth, ebenda S. 70.<br />

7) Walther Zimmermann, Evangelische Kirchenkunst im Rheinischen Oberland, in: Unsere Kirche im Rheinischen Oberland,<br />

herausgegeben vom Evangelischen Sonntagsblatt ,,Glaube und Heimat‘ von Ernst Gillmann, Simmern 1954, S. 480. Weitere<br />

Taufschalen in Kastellaun und Kirschroth.<br />

8) Walther Zimmermann, ebenda S. 487.<br />

<strong>Festschrift</strong><br />

9) So konnte einer der Hauptständer in dem bedeutenden Fachwerkhaus Hauptstraße 468 unterhalb der <strong>Felsenkirche</strong> in Oberstein<br />

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