Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"
Festschrift ,,500 Jahre Felsenkirche Oberstein"
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Wegen der zahlreichen Schäden konnte jedoch das Triptychon nicht aufgestellt werden, sodass es nach kurzem Aufenthalt in der<br />
<strong>Felsenkirche</strong> abermals auf Reisen gehen musste: die Restauratorin Flinsch hatte es in ihrem Atelier in Gau−Bischofsheim<br />
restauriert, sodass es 1952 endlich wieder in der <strong>Felsenkirche</strong> aufgestellt werden konnte 11), 12).<br />
Dem Chronisten sei es verziehen, dass er bei der Beschreibung des Krankheitsbildes dieses für Idar−Oberstein so wichtigen<br />
Kindes auch auf dessen ,,Herzstück“ − selbst wenn es nicht von Geburt an eine Einheit mit ihm bildete − eingehen musste. So<br />
gesehen, ist eben das Altarbild nicht ,,nur“ ein Ausstattungsgegenstand, sondern auch die ,,Seele“ der <strong>Felsenkirche</strong>, ohne die ganz<br />
gewiss die <strong>Felsenkirche</strong> nicht das geblieben wäre, was sie heute neben der Baugeschichte hauptsächlich auch für die<br />
Kunstgeschichte bedeutet.<br />
Es dürfte kein Zufall sein, dass die Nachkriegsgeschichte der <strong>Felsenkirche</strong> mit der Sorge der Gemeinde um das dreiflügelige<br />
Altarbild beginnt. Hier setzt nach dem Kriege auch die Tätigkeit der staatlichen Denkmalpflege ein, indem neben dem Bemühen um<br />
die Rückführung des Bildes aus ihren Mitteln auch die Restaurierung in Höhe von DM 1.400,− bezahlt wurde 13).<br />
Mehr als an anderen historischen Kirchengebäuden bedarf es wegen der exponierten Lage der <strong>Felsenkirche</strong> einer<br />
immerwährenden Sorgfalt, die nur zu vergleichen ist mit derjenigen an unseren Burgen und Schlössern, die teilweise ähnlich<br />
spektakulär in die Topografie eingebunden sind.<br />
Zu Beginn des <strong>Jahre</strong>s 1959 wurde von dem ortsansässigen Malermeister Stoltz der Innenraum der Kirche farbig neu gefasst.<br />
Anlässlich einer diesbezüglichen Besprechung konnte die staatliche Denkmalpflege feststellen, dass diese Arbeiten im Großen und<br />
Ganzen einen fachlich guten Verlauf nahmen, baten jedoch, einen Kirchenmaler für die weiteren farbigen Fassungen<br />
hinzuzuziehen14). Mit Schreiben vom 19.1.1959 schildert dann der Kirchenmaler und Restaurator Velte seine Eindrücke, die er<br />
anlässlich eines Besuches in der <strong>Felsenkirche</strong> gewonnen hatte, wie folgt:<br />
,,Bei meinem Besuch am 13. Januar 1959 waren die Wände der Kirche fertig gestrichen. Die gelblichen<br />
Wandteile und Fensternischen wurden ebenfalls im hellen Wandton überstrichen. Die Arkadenbogen wurden<br />
grau betont und mit 3 cm breiten Begleitlinien versehen.<br />
An der Holzdecke wurden die rot angesetzten Absetzungen am Balkenwerk für gut befunden, jedoch der<br />
Farbton etwas verändert (englischrot).<br />
Die Gewölberippen, die Fenstergewände und die Steinepitaphien wurden in einem warmen Graufarbton<br />
nochmals lasiert. An der Orgelempore wurde die Untersicht in englischrot gestrichen.<br />
Die sichtbaren Felsenteile in der Kirche mussten in Grau belassen werden, da sie im Wandton gestrichen<br />
ungünstig wirkten.<br />
Weiter habe ich vorgeschlagen, die vorhandenen Goldabsetzungen an den Emporen und an der Kanzel mit<br />
echtem 22 Karat Rollengold neu zu vergolden.<br />
Die Bänke werden im Farbton der Empore (alteiche) neu lasiert, die Buchbretter und die Abdeckprofile an den<br />
Bankköpfen in einem Schwarzgrau gestrichen, die Buchbrettleisten in englischrot abgesetzt. . . ." 15)<br />
Dieser Bericht schildert den Zustand des Innenraumes, wie er bis zur letzten Renovierung Bestand hatte.<br />
<strong>Festschrift</strong><br />
Für das Gesamtkunstwerk <strong>Felsenkirche</strong> ist es nicht unerheblich, dass Dr. Rentsch vom Kunsthistorischen Institut der Universität<br />
Bonn im <strong>Jahre</strong> 1961 im Rahmen einer von der UNESCO geförderten internationalen Gemeinschaftsarbeit die mittelalterlichen<br />
Glasmalereien der <strong>Felsenkirche</strong> in das ,, Gorpus Vitrearum“ aufgenommen hat 16)<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1964 stellte man fest, dass der Außenputz an der <strong>Felsenkirche</strong>, anlässlich der Renovierung in den <strong>Jahre</strong>n 1928/29<br />
angebracht, an verschiedenen Stellen gerissen und sich mehrfach gelöst hatte 17). Dieser Schaden trat auf, da man damals den<br />
Außenputz aus Beton hergestellt hatte, dessen Eisenarmierungen durch Rost die Putzschichten aufgesprengt hatte. Die Kosten für<br />
diese Ausbesserungsarbeiten beliefen sich auf DM 3.000,−, von denen DM 2.000,− die staatliche Denkmalpflege übernahm 18).<br />
Nicht zuletzt durch die Ausbesserungsarbeiten am Putzwerk der <strong>Felsenkirche</strong> war ein neuer Außenanstrich notwendig geworden,<br />
der jedoch nach Aussage der Kirchengemeinde erst nach der anstehenden und unbedingt notwendig gewordenen Felsbereinigung<br />
durchgeführt werden sollte. Die Diskussion um den sog. ,,grünen Tarnanstrich“ der <strong>Felsenkirche</strong> begann damals bereits, zumal<br />
man behauptete, dass dieser auf einen Vorschlag der rheinischen Denkmalpflege zurückzuführen sei 19). In einem Schreiben vom<br />
Oktober 1974 betont die rheinland−pfälzische Denkmalpflege hingegen, dass man vorsorglich darauf hinweisen muss, dass bei<br />
einem so einzigartigen und nicht nur für das Stadtbild wichtigen Baudenkmal die neue Farbgebung gründlich überlegt werden<br />
müsse. Den grünlichen Anstrich halte man nicht für glücklich, denn gerade die Vorstellung über die Farbgebung mittelalterlicher<br />
Kirchen habe sich im Laufe der Zeit dahingehend entwickelt, dass z.B. eine neue Farbfassung das Bauwerk vom natürlichen<br />
Hintergrund als ein eigenständig geformtes Kunstwerk durchaus abheben sollte, ohne deswegen in Disharmonie mit der Natur zu<br />
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