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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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son<strong>der</strong>n eher einen Ausdruck von Hilflosigkeit. Gerade das lange „Zusehen“, ohne<br />

den Betreffenden auf sein Trinken anzusprechen, führt dazu, dass er <strong>im</strong>mer weiter in<br />

die Abhängigkeit gerät. Dabei ist es ganz unterschiedlich, was Trinkende motivieren<br />

kann, aus dem bisherigen Trinkverhalten auszusteigen. Bei manchen ist es<br />

tatsächliche <strong>der</strong> totale Zusammenbruch ihrer sozialen Bezüge o<strong>der</strong> eine starke<br />

Schädigungen <strong>der</strong> Gesundheit. Bei an<strong>der</strong>en kann es <strong>der</strong> drohende Verlust des<br />

Arbeitsplatzes o<strong>der</strong> <strong>der</strong> wichtiger Bezugspersonen sein. Gerade die Liebe zu den<br />

eigenen Kin<strong>der</strong>n kann ein wesentlicher Beweggrund sein, <strong>mit</strong> dem Trinken (in <strong>der</strong><br />

bisherigen Weise) aufzuhören - ein Motiv, welches häufig nicht genügend genutzt<br />

wird, wenn es darum geht, <strong>mit</strong> den Eltern zu arbeiten. Für an<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um reicht es<br />

zu wissen, dass ihr Trinkverhalten von Außenstehenden kritisch wahrgenommen<br />

wird, um ein Umdenken in Gang zu bringen. Deshalb ist es so wichtig, <strong>mit</strong> den<br />

Betroffenen offen über ihr Trinken und dessen möglichen Folgen zu reden.<br />

1.3.1. Vermeidung von Co-Verhalten in professionellen Zusammenhängen<br />

Ebenso wie die <strong>Familien</strong><strong>mit</strong>glie<strong>der</strong> und Personen des sozialen Umfeldes laufen auch<br />

professionelle Helfer Gefahr, dem natürlichen Impuls nachzugeben und Muster von<br />

Co-Verhalten zu zeigen - die sich letztlich ebenso problemstabilisierend auswirken<br />

wie die duldenden, deckenden o<strong>der</strong> unterstützenden Handlungen Nahestehen<strong>der</strong>.<br />

Beispiele hierfür sind z.B. die Sozialarbeiterin, die eine trinkende Mutter bittet <strong>mit</strong><br />

dem Trinken aufzuhören, bzw. darauf drängt, eine Alkoholtherapie zu machen, o<strong>der</strong><br />

ihr droht, bald „an<strong>der</strong>e Seiten aufzuziehen“ (ohne es dann zu tun). O<strong>der</strong> die<br />

<strong>Familien</strong>helferin, die „die Ärmel hochkrempelt“, für Ordnung sorgt, den Klienten das<br />

Geld einteilt, und sich zur Entlastung um die Kin<strong>der</strong> kümmert. Aber auch subtilere<br />

Muster, wie ein Teilen des Tabus des <strong>Familien</strong>gehe<strong>im</strong>nisses, o<strong>der</strong> wenn man<br />

Gespräche <strong>mit</strong> Klienten unter Alkoholeinfluss führt, obwohl es eine an<strong>der</strong>e<br />

Vereinbarung gibt, fallen unter das, was hier <strong>mit</strong> „Co-Verhalten“ bezeichnet werden<br />

soll.<br />

So verständlich diese Verhaltensweisen in anbetracht <strong>der</strong> misslichen Lage sind, so<br />

folgenschwer sind sie in ihren Auswirkungen: Meist werden sie von den trinkenden<br />

Eltern als Botschaft verstanden, dass sie nichts an ihrem Trinkverhalten än<strong>der</strong>n<br />

müssten - da man sie ja von den Konsequenzen entlastet.<br />

Der Sog in die Co-Abhängigkeit stellt eine <strong>der</strong> größten Schwierigkeiten für<br />

Professionelle dar. Aus unserer Sicht gehört es zur typischen Dynamik bei<br />

Alkoholproblemen, dass das System <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> versteckte „Einladungen“ in das<br />

Co-Muster ausspricht. Alkoholsysteme verwenden viel Energie darauf, dass „nichts<br />

klar wird“ - eine Form von Wi<strong>der</strong>stand gegen Einmischung bzw. Schutz vor<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, die als bedrohlich erlebten. Durch wechselnde Anliegen<br />

beispielsweise und <strong>im</strong>mer neue Katastrophen können Helfer leicht verwirrt werden<br />

o<strong>der</strong> das Gefühl bekommen, die Klienten nicht richtig „zu fassen zu kriegen“. Der<br />

Helfer hat dann das Gefühl, nicht richtig durchzublicken o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Familie<br />

verstrickt zu sein. In <strong>der</strong> Kooperation <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Fachkräften entstehen oft<br />

Unst<strong>im</strong>migkeiten und Verschiebungen von Verantwortung. Teilweise scheinen die<br />

Klienten Intrigen zu initiieren, die die Fachkräfte in ihrer Wirksamkeit lähmen (zur<br />

Abst<strong>im</strong>mung auf Helferebene: s. Teil 2, Kap. 6: Kooperation). Dies halten wir für eine<br />

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