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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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Relativ bald brachen die Eltern beide Hilfen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Begründung ab, die verschiedenen Hilfen<br />

(SPFH, VHT, Frühför<strong>der</strong>ung in Kita) würden für den Sohn zuviel werden. Wir vermuteten,<br />

dass die beschriebene <strong>Familien</strong>dynamik allzu schnelle Verän<strong>der</strong>ungen nicht zulassen<br />

konnte, und dass die ihren (noch geltenden) Einfluss nutzte, um nicht durch eine Fortführung<br />

<strong>der</strong> Hilfe „vom Thron gestoßen“ zu werden.<br />

Verflechtungen dieser Art findet man häufig in <strong>Familien</strong> <strong>mit</strong> Alkoholproblemen: Die<br />

Großelterngeneration ist in den alltäglichen Abläufen <strong>der</strong> Familie von großer Bedeutung, z.T.<br />

bestehen tiefgreifende emotionale o<strong>der</strong> wirtschaftliche Abhängigkeiten und eine ungenügende<br />

Ablösung eines o<strong>der</strong> gar bei<strong>der</strong> Elternteile von ihren eigenen Herkunftsfamilien. Ist wie <strong>im</strong> obigen<br />

Beispiel die Kindesmutter aus Sicht ihres Partners in einem zu engen Verhältnis zu ihrer eigenen<br />

Mutter, mag ihm eine Verän<strong>der</strong>ung dieser Beziehung vielleicht wünschenswert erscheinen, würde<br />

aber tiefgreifende Umstrukturierungen des gesamten familiären Gefüges bedeuten: Die Oma müsste<br />

sich ein neues Betätigungs- und Bestätigungsfeld suchen, und die Tochter würde einen Prozess <strong>der</strong><br />

Ablösung und Verselbständigung durchlaufen müssen, <strong>der</strong> für sie zahlreiche innere wie äußere<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzungen erfor<strong>der</strong>lich macht. Auch Herr B. müsste lernen, sich gegenüber<br />

Einmischungen und Kritik seitens <strong>der</strong> Schwiegermutter auf angemessene Weise zu behaupten. Für<br />

die Paarebene brächte dies Verän<strong>der</strong>ungen <strong>mit</strong> sich, die auf beiden Seiten <strong>mit</strong> ambivalenten Gefühlen<br />

einher gehen dürften und meist eine fachkundige Unterstützung brauchen, um zu gelingen.<br />

Angesichts dieser Herausfor<strong>der</strong>ungen, die bei näherem Hinsehen für alle Beteiligten<br />

von beträchtlichem Ausmaß sind, scheitern oftmals einfach klingende Aufträge wie<br />

„das Entwickeln einer gemeinsamen elterlichen Erziehungslinie“. Einerseits werden<br />

die familiären Verstrickungen nicht <strong>im</strong>mer hinreichend o<strong>der</strong> früh genug sichtbar,<br />

an<strong>der</strong>erseits hofft man oft auch, an best<strong>im</strong>mten Personen „vorbei arbeiten“ zu<br />

können.<br />

Empfehlungen:<br />

⇒ Bereits in den ersten Kontakten und bei <strong>der</strong> Hilfeplanung sollte man sorgfältig<br />

darauf achten, wer welche Motivation hat Verän<strong>der</strong>ungen einzuleiten, und wer<br />

<strong>der</strong> Hilfe skeptisch gegenüberstehen könnte. Oft ist es hilfreich, diesen<br />

Eindruck schon <strong>im</strong> ersten Gespräch zurückzumelden - man signalisiert da<strong>mit</strong><br />

eher Sensibilität und Verständnis als Hilflosigkeit. Dabei ist es gut, nicht<br />

unbedingt auf eine Antwort zu drängen, son<strong>der</strong>n eine anfängliche Skepsis als<br />

völlig normal und berechtigt lediglich anzusprechen. In den meisten <strong>Familien</strong><br />

gäbe es jemanden, <strong>der</strong> zunächst zurückhaltend o<strong>der</strong> sogar ablehnend sei.<br />

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⇒ Wenn Hinweise auf weitere, für die Familie wichtige Personen deutlich werden,<br />

ist es <strong>im</strong>mer wertvoll, dies aufzugreifen: So kann man z.B. den Eindruck<br />

formulieren, dass die Oma für die Familie eine wichtige Bezugsperson sei, und<br />

dass es deshalb sicher gut wäre, sie bei einigen Gesprächen einzubeziehen.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Problemfeld ist, dass viele Eltern, die von sich aus um Hilfe ersuchen,<br />

dabei die Vorstellung haben, die Verantwortung für das Verhalten ihres Kindes an<br />

den Helfer abzugeben und ihr Kind in „Reparatur“ zu geben. Dies ist meist gekoppelt<br />

<strong>mit</strong> einem Selbstbild eigener Inkompetenz und Überfor<strong>der</strong>ung, welches sie<br />

gegenüber den Sozialarbeiterinnen oft überzeugend glaubhaft machen können. Die<br />

Hilfe läuft dann jedoch Gefahr, einen vorwiegend kompensatorischen Charakter zu<br />

bekommen, <strong>der</strong> später nur schwer noch zu verän<strong>der</strong>n ist.<br />

Empfehlungen:<br />

⇒ Bereits <strong>im</strong> ersten Gespräch ist es ratsam, auf Abgabetendenzen zu achten und<br />

gegenüber den elterlichen Klagen und Inkompetenzbekundungen zurückhaltend<br />

zu bleiben. Vielmehr empfiehlt es sich, die Eltern in ihrer elterlichen Verantwortung

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