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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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1. Wenn die Eltern trinken – Einführung in die Thematik<br />

"Gut war,<br />

dass es nicht um mich als Süchtige ging,<br />

son<strong>der</strong>n um mich als Mutter."<br />

Aussage einer Mutter über<br />

die Aufsuchende <strong>Familien</strong>beratung<br />

In <strong>der</strong> Arbeit <strong>mit</strong> alkoholabhängigen Eltern gehen wir von einer Reihe von<br />

Grundannahmen und Thesen aus, die sich in vielen Punkten als praktikabel erwiesen<br />

haben, um Verän<strong>der</strong>ungsprozesse anzuregen und zu begleiten (s. Teil 1, Kap. 2.).<br />

Bereichert durch einschlägige Fachliteratur, Fortbildung und den fachlichen<br />

Austausch <strong>mit</strong> erfahrenen systemischen <strong>Familien</strong>therapeuten wie Insoo K<strong>im</strong> Berg<br />

(USA), Gunther Schmidt (Heidelberg), Marie-Luise Conen (Berlin) und Michael Biene<br />

(Berlin) u.a. festigte sich über die Projektlaufzeit eine systemisch-familiendynamische<br />

Sichtweise auf das "Symptom Alkohol".<br />

Gegenüber den <strong>Familien</strong> <strong>mit</strong> Alkoholproblemen hat sich eine ressourcenorientierte,<br />

wertschätzende Arbeitshaltung bewährt, die sich in den <strong>im</strong> ersten Teil formulierten<br />

Arbeitsthesen wi<strong>der</strong>spiegelt. Wie diese Herangehensweise <strong>im</strong> Kontext <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe umgesetzt werden kann, soll in den vorliegenden Empfehlungen auf <strong>der</strong><br />

Grundlage eines familiendynamischen Verständnisses von Alkoholproblemen<br />

begründet und ausführlich beschrieben werden.<br />

1.1. <strong>Familien</strong>dynamik bei Alkoholproblemen - eine systemische Sichtweise<br />

Das Trinken von Alkohol wird aus familientherapeutischer Sicht weniger als eine<br />

Krankheit denn als symptomatisches Verhalten betrachtet. Es wird davon<br />

ausgegangen, dass es eine (z.T. unbewusste) Lösungsstrategie bzw. einen<br />

Lösungsversuch für ein Dilemma darstellt. Wie bei an<strong>der</strong>en Symptomen auch stellt<br />

das Trinken den Versuch dar, <strong>mit</strong> einer problematischen Situation umzugehen, für<br />

die <strong>der</strong> Betroffene o<strong>der</strong> das System z.Zt. keine an<strong>der</strong>e, gangbare Lösungsstrategie<br />

zur Verfügung hat. Durch das symptomatische Verhalten entsteht sowohl ein Nutzen<br />

(Erleichterung, kurzfristige Lösung o<strong>der</strong> Ausweg), als auch neue Komplikationen.<br />

Eine Verän<strong>der</strong>ungsmotivation entsteht in <strong>der</strong> Regel erst dann, wenn die negativen<br />

Auswirkungen gegenüber den positiven spürbar überwiegen. Das Trinken wird wie<br />

an<strong>der</strong>e Symptome auch als kontextabhängig betrachtet. <strong>Familien</strong>therapeuten<br />

gehen davon aus, dass ein Symptom in dem Kontext, in dem es entstanden ist, Sinn<br />

macht bzw. eine best<strong>im</strong>mte Funktion erfüllt. Gerade bei Alkoholproblemen lässt sich<br />

diese Funktion übrigens sehr häufig als eine wirksame Nähe-Distanz-Regulation<br />

verstehen.<br />

Ein Beispiel ist ein <strong>Familien</strong>vater, dessen Mutter sich <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> übermäßig in<br />

seine familiären Angelegenheiten einmischt, <strong>der</strong> sich aber nicht traut, ihr gegenüber<br />

eine klare Abgrenzung zu vertreten – worüber seine Frau wie<strong>der</strong>um stets <strong>mit</strong> ihm<br />

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