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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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Spiegelung <strong>der</strong> <strong>Familien</strong>dynamik, welche eng <strong>mit</strong> dem Alkoholsymptom verbunden<br />

ist und sich auf das Helfersystem überträgt.<br />

Als ein wichtiges Kriterium von Professionalität betrachten wir die Fähigkeit, diese<br />

Dynamik zu reflektieren und als Hinweis auf die Strukturen des <strong>Familien</strong>systems zu<br />

nutzen. Unserer Ansicht nach braucht es eine gute, relativ dichte Beratung und<br />

Supervision, um <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> eine Position „professioneller Abstinenz“<br />

einzunehmen. Das bedeutet, <strong>der</strong> Familie ein klares Gegenüber zu sein und sich nicht<br />

durch Co-Verhalten in die Suchtdynamik zu verstricken - bzw. zu reflektieren, wenn<br />

dies doch geschieht, um dann wie<strong>der</strong> eine fachlich klare Position einzunehmen. 6<br />

Häufig haben Menschen in helfenden Berufen eigene biographische Erfahrungen <strong>mit</strong><br />

einer Alkoholabhängigkeit nahestehen<strong>der</strong> Personen, was sie beson<strong>der</strong>s anfällig<br />

dafür macht, <strong>mit</strong> Co-Verhalten zu reagieren. Wenn dies <strong>der</strong> Fall ist, liegt es in <strong>der</strong><br />

Verantwortung <strong>der</strong> Fachkräfte, durch entsprechende Unterstützung gut für sich zu<br />

sorgen, um in <strong>der</strong> Arbeit wirksam bleiben zu können.<br />

Dabei sollten sich die Fachkräfte darum bemühen, <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> eine respektvolle,<br />

wertschätzende Haltung gegenüber den Eltern einzunehmen - unabhängig davon, ob<br />

sie trinken o<strong>der</strong> nicht. Trotz einer evtl. psychischen o<strong>der</strong> körperlichen Abhängigkeit<br />

kann man das Trinken als eine Verhaltensweise betrachten, für o<strong>der</strong> gegen die sich<br />

ein Mensch entscheiden kann. Indem die Verantwortung für das Trinken und<br />

dessen Auswirkungen klar bei den Eltern belassen wird, gelingt es leichter, auch ihre<br />

Autonomie anzuerkennen. Trinken die Eltern also weiter, ist das eine Entscheidung,<br />

die zu akzeptieren ist - auch wenn klar ist, dass da<strong>mit</strong> schwerwiegende Folgen für<br />

die Kin<strong>der</strong> einhergehen. Aufgabe <strong>der</strong> Jugendhilfe ist es dann, für das Wohl <strong>der</strong><br />

<strong>mit</strong>betroffenen Kin<strong>der</strong> zu sorgen.<br />

2. Kindeswohl trotz Alkohol - ?!<br />

2.1. Fokus <strong>der</strong> Jugendhilfe: Das Kindeswohl<br />

Gemäß §1 des KJHG soll Jugendhilfe „Kin<strong>der</strong> und Jugendliche vor Gefahren für ihr<br />

Wohl schützen“ und sie „in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung för<strong>der</strong>n“, bzw.<br />

„Eltern und an<strong>der</strong>e Erziehungsberechtigte bei <strong>der</strong> Erziehung beraten und<br />

unterstützen“. Die Gesetzesgrundlage gibt da<strong>mit</strong> einen eindeutig am Wohl des<br />

Kindes orientierten Rahmen vor, <strong>der</strong> <strong>im</strong> Einzelfall zu füllen ist. Es scheint uns<br />

empfehlenswert, sich als Mitarbeiter <strong>der</strong> Jugendhilfe auf diesen Auftrag <strong>der</strong><br />

Jugendhilfe zu beziehen.<br />

Wie bereits geschrieben, ist davon auszugehen, dass <strong>der</strong> elterliche Alkoholkonsum<br />

<strong>im</strong>mer Auswirkungen auf die Kin<strong>der</strong> hat – auch wenn viele Eltern sich dessen nicht<br />

bewusst sind o<strong>der</strong> dies nicht wahrnehmen wollen. Im Kontext <strong>der</strong> Jugendhilfe ist<br />

das Trinken unter <strong>der</strong> Perspektive zu betrachten, inwiefern es Auswirkungen<br />

auf das Wohl <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> hat. Dabei ist es erfahrungsgemäß nicht wirksam, an<br />

die Eltern zu appellieren o<strong>der</strong> gar die For<strong>der</strong>ung zu stellen, dass sie <strong>mit</strong> dem<br />

Trinken aufhören sollen.<br />

6 Da <strong>der</strong> „Teufel“ bekanntlich „<strong>im</strong> Detail steckt“, werden auch <strong>im</strong> Verlauf <strong>der</strong> fachlichen Empfehlungen<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Hinweise auf die versteckten Einladungen ins Co-Verhalten gegeben.<br />

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