Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

In diesen Zusammenhängen werden oft auch Kinder alkoholabhängiger Eltern
betreut. Die Erfahrungen zeigen, dass es für diese Kinder und Jugendlichen möglich
ist, in vielfacher Weise von regulären Angeboten der Jugendhilfe zu profitieren.
Gruppenangebote können für Kinder und Jugendliche aus alkoholbelasteten
Familien eine wertvolle Unterstützung sein, um positive Rückmeldungen über ihre
individuellen Ressourcen zu bekommen, soziale Kompetenzen zu trainieren und
neue Kontakte zu knüpfen. Hier ist es sehr von Vorteil, wenn die Betreuer Kenntnisse
über die familiär bedingten Rollen (nach Wegscheider, 1988: Der Held, das schwarze
Schaf, das verlorene Kind, das Maskottchen) und spezifischen Probleme von
Kindern aus Suchtfamilien haben. So können sie brachliegende Qualitäten gezielt
fördern und es vermeiden, die Kinder/Jugendlichen ungewollt in ihren Mustern zu
bestätigen (s. auch Ehrenfried et al., 2000).
Sehr aufschlussreich waren für uns die Ergebnisse projektbezogener Aktivitäten:
Projekte haben einen Anfang und ein Ende, dazwischen gibt es eine Phase oft
intensiver Prozesse. Gerade die Endlichkeit von Projekten scheint besondere
Chancen zu bergen: Gemeinsam wird ein Ziel entwickelt, für das die individuellen
Ressourcen der einzelnen gebraucht werden. Der begrenzte Zeitraum ermöglicht es,
sich auf Gruppenprozesse einzulassen und miteinander ein Stück Weg zu gehen,
aber auch Auseinandersetzungen zu führen. Nach z.T. sehr chaotischen Prozessen
in den Arbeitsphasen, die mehr als einmal eine Beendigung der Zusammenarbeit
nahelegten, war es bemerkenswert, welche gesammelte Leistung bei den
Aufführungen bzw. Ausstellungen von den Jugendlichen präsentiert wurde. In diesen
Ergebnissen kristallisiert sich ein Wachstumsprozess, der den Jugendlichen - oft vor
den Augen ihrer stolzen Eltern - ein positives Feed-back über ihre Ressourcen gibt.
Sind die Projekte in einen kontinuierlichen Gruppenprozess eingebettet, lassen sich
in der darauf folgende Phase typische “Hänger“ und „ Rückfälle“ beobachten. Diese
wiederum können durch die pädagogische Begleitung als eine notwendige Erfahrung
von Leere und Neuorientierung reflektiert gemacht werden.
In dem Theaterworkshop haben die Jugendlichen Szenen entwickelt, in die
Erfahrungen aus ihrem häuslichen Alltag einflossen, u.a. wurden auch
Alkoholprobleme der Eltern dargestellt. Der Schutz der Rolle machte es möglich, sich
mit dieser Thematik auseinander zu setzen, ohne sie direkt benennen zu müssen.
Zudem konnten bei der Entwicklung der Szene verschiedene Lösungsansätze
durchgespielt werden.
Insbesondere der Einsatz kreativer Medien ermöglicht es den Heranwachsenden,
neue Seiten und unbekannte Ressourcen in sich zu entdecken. Es werden Prozesse
auf einer tieferen Ebene der Persönlichkeit angestoßen, die Worten nicht zugänglich
sind. Oft können nur so bestimmte Erfahrungen verarbeitet und zum Ausdruck
gebracht werden. Für die begleitenden Fachkräfte ergibt sich oft ein neuer Zugang
zu den Kindern/Jugendlichen, wenn sie durch diese Prozesse hindurch begleiten.
Für schulpflichtige Kinder haben sich Tagesgruppen als ein wichtiges
Gruppenangebot herauskristallisiert. Die Kinder erfahren hier Entlastung von den
anhaltenden Spannungen im Elternhaus und erhalten durch die pädagogische
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