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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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Zusammenfassung:<br />

� Der Auftrag <strong>der</strong> Jugendhilfe richtet sich auf die Sicherung des Kindeswohls – und<br />

nicht pr<strong>im</strong>är auf das Alkoholproblem.<br />

� Die Rollen und Aufträge <strong>der</strong> einzelnen Fachkräfte müssen sorgfältig aufeinan<strong>der</strong><br />

abgest<strong>im</strong>mt und klar eingenommen werden.<br />

� Die Eltern sind freundlich-konfrontativ in ihrer Verantwortung anzusprechen,<br />

indem die Auswirkungen ihres Trinkens in bezug auf die Kin<strong>der</strong> benannt werden.<br />

� Dabei sollte ihnen gesagt werden, welche konkreten Konsequenzen das<br />

Jugendamt bei Nicht-Verän<strong>der</strong>ung erwägen muss.<br />

2.2. Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Alkoholproblematik<br />

2.2.1. „Einsicht ist <strong>der</strong> erste Schritt zur Besserung“ (?)<br />

Für Außenstehende mag es offensichtlich scheinen, dass das eigentliche Problem<br />

die Alkoholabhängigkeit <strong>der</strong> Eltern bzw. eines Elternteils ist. Konfrontiert man die<br />

Eltern jedoch <strong>mit</strong> dieser Einschätzung, ist es häufig so, dass die Eltern dem<br />

wi<strong>der</strong>sprechen, das Alkoholproblem bagatellisieren o<strong>der</strong> abstreiten. Manchmal<br />

bejahen Eltern auch das Problem, aber in einer Weise, die keine neuen Lösungen<br />

zuzulassen scheint („Ja, ich weiß, ich bin alkoholkrank“). Insbeson<strong>der</strong>e, wenn es sich<br />

um das Alkoholproblem des Partners handelt, thematisieren manche Klienten das<br />

Trinken als Ursache für viele Probleme. In beiden Äußerungen liegen erste<br />

Einladungen an den Professionellen, <strong>mit</strong> Co-Verhalten zu reagieren. 7<br />

Viele Menschen denken, wenn jemand nur „einsieht“ o<strong>der</strong> „zugibt“, dass er ein<br />

Alkoholproblem hat, sei dies <strong>der</strong> erste – und ein notwendiger - Schritt zur<br />

Verän<strong>der</strong>ung. Die Hoffnung ist, dass auf diese Einsicht die Entscheidung folgt, etwas<br />

gegen das Alkoholproblem zu tun. In <strong>der</strong> Vorstellung vieler kann o<strong>der</strong> sollte dies eine<br />

fachlich angeleitete Alkoholentwöhnungsbehandlung (Therapie) sein. Der erste<br />

konkrete Schritt in diese Richtung wird dabei oft an dem Aufsuchen einer<br />

Suchtberatungsstelle bemessen.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass <strong>der</strong> Weg von <strong>der</strong> sog. „Krankheitseinsicht“ bis hin zu einer<br />

tatsächlichen Verbesserung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> weit ist - und <strong>mit</strong>unter<br />

angesichts <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu lange dauert. Die meisten Abhängigen<br />

unternehmen mehrere Anläufe, bis sie sich zu einer dauerhaft abstinenten<br />

Lebensweise entschließen. Viele Klienten waren bereits fünf, sechs mal in <strong>der</strong><br />

7 Im ersten Fall lädt <strong>der</strong> Klient den Berater dazu ein, sein Konzept von Hilflosigkeit und Nicht-<br />

Verantwortlichkeit angesichts seiner Erkrankung zu übernehmen - und <strong>mit</strong> Schonung, Entlastung und<br />

o<strong>der</strong> kompensatorischen Hilfeangeboten zu reagieren. Im zweiten Fall erlebt sich <strong>der</strong> Partner<br />

vermutlich als hilflos angesichts <strong>der</strong> Sucht des Partners, an<strong>der</strong>erseits aber als <strong>der</strong> „gute“,<br />

verantwortliche Elternteil. Verbunden <strong>mit</strong> dieser Mitteilung ist oft <strong>der</strong> Wunsch, das <strong>mit</strong>fühlende<br />

Verständnis und die Anerkennung des Professionellen für das eigene aufopferungsvolle Handeln zu<br />

bekommen - und zugleich vor den Anfor<strong>der</strong>ungen einer Verän<strong>der</strong>ung eigener Anteile am Suchtmuster<br />

verschont zu bleiben.

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