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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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3.1. Aufmerksamwerden auf die Familie durch Selbstmeldung o<strong>der</strong><br />

Fremdhinweise<br />

Im Rahmen des Projektes fand für 23 Fallverläufe <strong>mit</strong> Alkoholproblematik eine<br />

Auswertung und Beratung <strong>der</strong> Fachkräfte statt. Zu einem Drittel hatten diese<br />

<strong>Familien</strong> von sich aus um Hilfe ersucht, in zwei Drittel <strong>der</strong> Fälle war <strong>der</strong> ASD durch<br />

Hinweise an<strong>der</strong>er Ämter o<strong>der</strong> Dienste o<strong>der</strong> durch Personen des sozialen Umfeldes<br />

(Nachbarn, Verwandte, Kita/Schule) auf die Familie aufmerksam geworden.<br />

Wenngleich es auf den ersten Blick ein leichterer Zugang zur Familie zu sein scheint,<br />

wenn diese von sich aus um Hilfe ersucht, gestaltet sich auch hier das Vorgehen als<br />

fachlich äußerst anspruchsvoll.<br />

3.1.1. Schwierigkeiten <strong>im</strong> Umgang <strong>mit</strong> Selbstmel<strong>der</strong>n<br />

Auch bei eigenem Hilfeersuchen liegt oft eine durchaus unterschiedliche<br />

Motivation <strong>der</strong> einzelnen <strong>Familien</strong><strong>mit</strong>glie<strong>der</strong> vor. Selten sind alle gleichermaßen<br />

begeistert von <strong>der</strong> Idee, professionelle Unterstützung anzunehmen. Häufig müssen<br />

entscheidende Personen erst mühsam für eine Zusammenarbeit gewonnen werden.<br />

Mitunter gibt es wichtige Personen <strong>im</strong> Hintergrund, für <strong>der</strong>en Position <strong>im</strong><br />

<strong>Familien</strong>system tatsächliche Verän<strong>der</strong>ungen etwas Bedrohliches haben. Wenn es<br />

nicht gelingt, sie in den Prozess zu integrieren, ist es möglich dass dies den Erfolg<br />

einer Hilfe verhin<strong>der</strong>t. Dies gilt nicht nur für den klassischen Fall <strong>der</strong> wenig<br />

engagierten Väter, son<strong>der</strong>n häufig auch für die Großelterngeneration.<br />

Fallbeispiel:<br />

Ein Elternpaar ersucht be<strong>im</strong> Jugendamt um Hilfe wegen Niko, 6J., dem Sohn von Frau B.<br />

aus erster Beziehung. Das Paar kommt nach dem Hinweis einer Son<strong>der</strong>pädagogin<br />

(Frühför<strong>der</strong>ung) <strong>der</strong> Kita. Niko verhalte sich hyperaktiv, höre nicht auf die Erwachsenen und<br />

reagiere sehr unterschiedlich auf die Eltern. Sie hätten Erziehungsprobleme und wünschen<br />

Unterstützung für sich als Eltern. Beson<strong>der</strong>s interessiert wirkt Herr B., <strong>der</strong> ein ausgeprägtes<br />

Alkoholproblem hat.<br />

Ein <strong>Familien</strong>helfer und ein Video-Home-Trainer beginnen ihre Arbeit und stellen fest, dass<br />

die Mutter von Frau B. eine beson<strong>der</strong>e Rolle in <strong>der</strong> Familie einn<strong>im</strong>mt: Niko ist während <strong>der</strong><br />

Woche die meiste Zeit des Tages bei <strong>der</strong> Oma, die gleich gegenüber wohnt, großen Einfluss<br />

in <strong>der</strong> Familie hat, und sich in viele Belange einmischt. Gegenüber Niko verhalten sich seine<br />

wichtigsten Bezugspersonen sehr unterschiedlich: Herr B. ist eher streng, während Frau B.<br />

nachgiebig und die Oma noch nachgiebiger ist. Zwischen ihr und Nikos Stiefvater, Herrn B.,<br />

bestehen starke Konflikte, die beiden gehen einan<strong>der</strong> aus dem Weg. Herr B. fühlt sich von<br />

<strong>der</strong> Schwiegermutter abgelehnt, und Frau B. bezieht in diesem Konflikt keine klare Position.<br />

Herr B. empfindet, dass Niko eher zu seiner Mutter hält als zu ihm.<br />

Die Hypothesen <strong>der</strong> Helfer deuten darauf hin, das Hr. B. trinkt, um seine Probleme<br />

(Arbeitslosigkeit, Verhältnis zur Schwiegermutter) und seine Aggressionen zu unterdrücken.<br />

Es ist bekannt, dass er bereits gewalttätige Ausbrüche hatte. Die Arbeit konzentrierte sich<br />

auf Ziele bzgl. <strong>der</strong> Erziehung des Sohnes, <strong>der</strong> Entwicklung einer einvernehmlichen<br />

Erziehungslinie und dem Verhältnis <strong>der</strong> Familie zur Großmutter. Der Vater warf in diesem<br />

Prozess viele Fragen auf. Es ist anzunehmen, dass ein „verdeckter Auftrag“ von Herrn B.<br />

lautete: „Helft mir, nicht so alleine dazustehen und den Einfluss <strong>der</strong> Großmutter zu<br />

verringern.“ Mit <strong>der</strong> Großmutter selbst wurde nicht gearbeitet, vielmehr unterstützen die<br />

Helfer die Familie darin, sich stärker von ihr abzugrenzen.<br />

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