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Arbeiten mit alkoholbelasteten Familien im Handlungsfeld der ...

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Fachkraft sich selbst sicher ist, die angekündigten Konsequenzen auch<br />

wirklich umzusetzen. Kündigt man eine Regel für das gemeinsame <strong>Arbeiten</strong> an,<br />

ohne bei einem Verstoß die Konsequenzen umzusetzen, signalisiert das dem<br />

Klienten, dass er ruhig wie<strong>der</strong> gegen die Regel verstoßen kann, dass dies ohne<br />

spürbare Folgen nach sich zieht.<br />

Es ist zu erwarten, dass Klienten ihr Gegenüber darin „testen“, ob sie es <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Regel ernst meinen o<strong>der</strong> nicht. Klienten <strong>mit</strong> Suchtmustern sind es gewohnt, dass<br />

„viel geredet wird, wenn <strong>der</strong> Tag lang ist“, aber wenig Konsequenzen folgen. Es ist<br />

ein typisches Co-Muster, Konsequenzen anzudrohen, die dann später nicht<br />

umgesetzt werden. Das führt dazu, dass <strong>der</strong> Klient den Eindruck gewinnt, sein<br />

Gegenüber nicht ernst nehmen zu müssen und <strong>mit</strong> seinen bisherigen<br />

Verhaltensweisen auch hier „durchzukommen“. Warum sollte er auch etwas än<strong>der</strong>n?<br />

Nach Biene (1999) gilt es, anstelle des vertrauten Musters von Unzuverlässigkeit ein<br />

„Zuverlässigkeitsmuster" aufzubauen: „Ein großer Teil <strong>der</strong> Eltern kommt in die<br />

Einrichtung aufgrund von Druck, etliche kommen <strong>mit</strong> ziemlichen Alkoholproblemen,<br />

also anfangs auch <strong>mit</strong> Alkoholgeruch. Linie ist, nicht zu sagen: „So geht es nicht,<br />

machen Sie mal eine Therapie“, son<strong>der</strong>n: „Wie können uns gerne unterhalten, es ist<br />

ihre Privatsache, ob Sie trinken o<strong>der</strong> nicht, nur, wenn wir uns unterhalten, dann ohne<br />

Alkoholgeruch. Wollen Sie wie<strong>der</strong> einen Termin haben?“ Das nehmen viele wahr.<br />

Manche kommen be<strong>im</strong> zweiten Mal doch wie<strong>der</strong> <strong>mit</strong> Alkoholgeruch: „Na schade,<br />

aber wir können uns nächste Woche gerne noch mal unterhalten, so macht es<br />

keinen Sinn für uns.“ (zitiert aus: Biene,<br />

1999, S.78)<br />

Biene empfiehlt ausdrücklich, sich an diesem Punkt zu keiner Diskussion verleiten zu<br />

lassen, da man sonst wie<strong>der</strong> in das Co-Muster rutschen würde. Stattdessen sollte<br />

man den Kontakt ohne Kommentar zu beenden, allerdings <strong>mit</strong> dem freundlichen<br />

Hinweis, dass die Eltern wie<strong>der</strong>kommen können, wenn sie nüchtern sind.<br />

Dieses Vorgehen ist möglich, wenn es klar best<strong>im</strong>mte Regeln gibt. Gegenüber den<br />

Klienten gilt: Je klarer, desto besser. Dazu muss sich die Fachkraft vor allem über<br />

ihre eigene Grenze <strong>im</strong> klaren sein. Nicht je<strong>der</strong> würde es ablehnen, professionelle<br />

Gespräche bei Alkoholgeruch zu führen – für manche ist die Grenze z.B. eine<br />

undeutliche Aussprache.<br />

Manche Hilfen zur Erziehung bewegen sich in einem Feld, wo einer o<strong>der</strong> beide Eltern<br />

tendenziell ständig angetrunken sind. Manche Alkoholiker scheinen dies sehr gut zu<br />

kompensieren o<strong>der</strong> sind dann sogar „funktionstüchtiger“ als <strong>im</strong> nüchternen Zustand.<br />

Unter dem Aspekt <strong>der</strong> Co-Abhängigkeit jedoch ist es als Warnsignal zu werten,<br />

wenn einem <strong>der</strong> leicht angetrunkene Zustand des Klienten lieber ist als <strong>der</strong><br />

nüchterne – ein Erleben, was nämlich auch viele Angehörige teilen. Dies könnte z.B.<br />

<strong>der</strong> Fall sein, wenn <strong>der</strong> Klient sich dann ruhiger o<strong>der</strong> zugänglicher verhält. Auch<br />

sollte einem bewusst sein, dass nur ein Teil dessen, was man <strong>mit</strong> dem Klienten<br />

bespricht, diesen wirklich erreicht. Feinere Ebenen werden oftmals nicht<br />

wahrgenommen o<strong>der</strong> sogleich wie<strong>der</strong> ertränkt (was natürlich auch nach nüchtern<br />

geführten Gesprächen geschehen kann).<br />

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