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Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und ... - NUN

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40<strong>Bildung</strong>sbereich Kommunikation: Sprachen, Schriftkultur <strong>und</strong> Me<strong>die</strong>nSchriftkultur, gestaltete Sprache <strong>und</strong> LiteraturDie Erfahrungen mit Zeichen, Buchstaben <strong>und</strong> Ziffern sindVoraussetzungen für einen weiteren Entwicklungsschrittder Kinder hin zum abstrahierenden Denken: Schriftzeichenstehen für gesprochene Sprache, Gedanken, Geschichten,Märchen; Lieder können so ‚aufbewahrt’ <strong>und</strong> überliefertwerden. Die Heranführung an Bücher eröffnet Kindern eineneue, spannende Welt. Die Lesefähigkeit ermöglicht denZugang zum Weltwissen – auch vergangener Zeiten. DieKinder erkennen, dass andere Kulturen andere Schrift- <strong>und</strong>Zeichensysteme entwickelt haben <strong>und</strong> experimentierendamit, sie erfinden selbst Zeichen. Erzieherinnen greifen dasInteresse der Kinder auf <strong>und</strong> regen es an.Tägliches Vorlesen gehört zu denSelbstverständlichkeiten einer Kita. 3Die geschriebene Sprache kann auch als Kunstform <strong>und</strong>Kultur entdeckt werden. Kinder haben Freude am Rhythmus<strong>und</strong> Klang des Sprechens, an Lautmalerei <strong>und</strong> Phantasiegebilden,an Quatschversen <strong>und</strong> Witzen. Diese Freude aufzugreifen<strong>und</strong> <strong>die</strong> Kinder an Möglichkeiten heranzuführen, kunstvollmit Sprache umzugehen, eröffnet schon früh allen den Zugangzur Welt der Poesie, des Theaters <strong>und</strong> der Literatur.„Up Platt hört sik dat allens half so slimm an“ –Sprache als Speicher von Geschichte <strong>und</strong>Traditionen erlebenIn Hamburg <strong>und</strong> Umgebung ist das Plattdeutsche zu Hause.Kinder erleben <strong>die</strong>se ursprüngliche Sprache jedoch imstädtischen Gebiet nur noch selten in ihrem unmittelbarenUmfeld. Ein Zugang zur Geschichte der Region <strong>und</strong> zumReiz des Plattdeutschen kann sich durch den Kontakt mitMenschen <strong>und</strong> Institutionen erschließen, <strong>die</strong> sich der Pflege<strong>die</strong>ses Kulturguts widmen. Das Plattdeutsche kennt vieleGeschichten <strong>und</strong> Lieder, <strong>die</strong> Kinder <strong>und</strong> Erwachsenen Vergnügenbereiten <strong>und</strong> sich zum Vorlesen oder gemeinsamenSingen eignen.Sprachenvielfalt als kostbare Ressource für<strong>Bildung</strong>sprozesse nutzenIn den Kitas kommen Kinder mit vielfältigen sprachlichenVorerfahrungen zusammen. Das Erleben anderer Sprachenist eine Chance – insbesondere für Erkenntnisprozesse um<strong>die</strong> Symbolfunktion von Sprache: Wenn Kinder erkennen,dass derselbe Gegenstand unterschiedlich bezeichnetwerden kann, entwickelt sich ihr Bewusstsein für Sprache<strong>und</strong> sprachliche Phänomene weiter. Wenn <strong>die</strong> Zwei- <strong>und</strong>Mehrsprachigkeit vieler Kinder als Fähigkeit anerkannt <strong>und</strong>nicht diskriminiert wird, begünstigt man <strong>die</strong> kindliche Entwicklung.Kinder mit Migrationshintergr<strong>und</strong>In den meisten Familien mit Migrationshintergr<strong>und</strong> wird<strong>die</strong> Herkunftssprache gesprochen, lebendig erhalten <strong>und</strong>gepflegt – nicht zuletzt durch leicht zugängliche Me<strong>die</strong>n(Zeitungen, Fernsehen, Internet <strong>und</strong> Video) aus den Herkunftsländern<strong>und</strong> <strong>die</strong> Mobilität der Familien. Da Deutsch alsVerkehrssprache in <strong>die</strong> familiären Kontexte einfließt, wachsenviele Kinder zwei- oder mehrsprachig auf. ZweisprachigeErziehung stellt im Allgemeinen eine positive Voraussetzungfür <strong>die</strong> gesamte Entwicklung des Kindes dar. MangelndeKompetenzen in Deutsch hingegen schränken im weiteren<strong>Bildung</strong>sverlauf auch <strong>die</strong> Entwicklung in anderen Bereichen– wie z.B. Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften – ein.Die Kinder bleiben in ihren schulischen Leistungen unterUmständen weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Ziel ist,<strong>die</strong> sprachlichen Kompetenzen der Kinder in den vorschulischenEinrichtungen so zu entwickeln, dass sie „einenerfolgreichen Übergang in <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>schule ermöglichen.Zum Schulanfang sollen alle Kinder in der Lage sein, an einemGespräch in deutscher Sprache aktiv teilzunehmen <strong>und</strong>dem Unterricht folgen zu können.“ 4 Selbstverständlich kann<strong>die</strong> pädagogische Arbeit in der Kita <strong>die</strong>ses Ziel nur dannerfolgreich anstreben, wenn <strong>die</strong> Kinder <strong>die</strong> Kita über einenausreichend langen Zeitraum vor der Einschulung besuchen.Die Zusammenarbeit mit den Familien der Kinder kann denSpracherwerbsprozess unterstützen.Beobachtung der sprachlichen EntwicklungDie gezielte Beobachtung der Sprachentwicklung im Alltaghilft Erzieherinnen, den Lernprozess <strong>und</strong> eventuelle Verzögerungenoder Behinderungen in der Sprachentwicklung zu erkennen.Besonders aufmerksam sollte beobachtet werden,wie Kinder sich entwickeln, <strong>die</strong> Deutsch als Zweitsprachelernen. Hierzu eignet sich z.B. das BeobachtungsinstrumentSISMIK. 5Ein unterstützendes Instrument bei Kindern mit Sprachauffälligkeiten,das den Sprachstand zu einem bestimmtenZeitpunkt erhebt, ist das ‚<strong>Hamburger</strong> Verfahren zur Analysedes Sprachstandes Fünfjähriger – HAVAS 5’. Die Ergebnisseder Sprachstandsanalyse sind Ausgangspunkt für eine sichanschließende individuelle Sprachförderung.Gegebenenfalls muss aufgr<strong>und</strong> von Beobachtungen kollegialeUnterstützung <strong>und</strong> professioneller Rat durch Fachkräfteeingeholt werden. In Abstimmung mit den Eltern wird beiBedarf <strong>die</strong> Inanspruchnahme gezielter Maßnahmen, z.B. <strong>die</strong>Förderung in einer Sonder- oder Integrationsgruppe, eingeleitet.3 Praxisbeispiel: Kinder aus der 3. Klasse der nahe gelegenenGr<strong>und</strong>schule kommen zwei Mal pro Woche in <strong>die</strong> Kita zum Vorlesen.In der Schule gehört das zum obligatorischen Deutschunterricht.Alle profitieren davon.4 Freie <strong>und</strong> Hansestadt Hamburg, Konzeptioneller Rahmen <strong>und</strong>gemeinsame <strong>Bildung</strong>sstandards <strong>und</strong> -ziele von Vorschulklassen<strong>und</strong> Kindertageseinrichtungen, Hamburg 2005, S. 35 Mayr, Toni / Ulich, Michaela: SISMIK – Sprachverhalten <strong>und</strong> Interessean Sprache bei Migrantenkindern in Kindertageseinrichtungen,Freiburg 2003<strong>Hamburger</strong> <strong><strong>Bildung</strong>sempfehlungen</strong> für <strong>die</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen

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