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Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und ... - NUN

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48<strong>Bildung</strong>sbereichBildnerisches GestaltenGestaltungsprozesse sind Erkenntnisprozesse(Annette Dreier)Bei ihren Versuchen, <strong>die</strong> Welt kennen <strong>und</strong> verstehen zulernen, beschreiten <strong>die</strong> Kinder ganz eigene Wege. Indemsie zeichnen, malen, collagieren, mit Knete, Gips, Ton<strong>und</strong> Draht, Wasser <strong>und</strong> Papier experimentieren, setzen siesich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander, verarbeiten ihreErlebnisse <strong>und</strong> verleihen darüber hinaus ihren Eindrückenneuen Ausdruck. Die Pädagoginnen in Reggio Emilia/Italiendrücken <strong>die</strong>s auch so aus: „Nichts ist im Verstande, wasnicht zuvor in den Sinnen war.“ 1Eine intensive Wahrnehmung, eine ausführliche sinnlicheErk<strong>und</strong>ung sowie alle kreativen Tätigkeiten von Kindern sindeng verknüpft mit dem Verstehen der Welt: Mit der Zeichnungstrukturiert das Kind seine Wahrnehmung. Oder mitden Worten von Rudolf Seitz ausgedrückt: „Darstellen heißtklarstellen. Damit ist ein Prozess der geistigen Erfassungvon Wirklichkeit gemeint, wobei <strong>die</strong> Zeichnung selbst alsMedium des Denkens angesehen werden muss.“ 2Die kreativen Tätigkeiten der Kinder haben demzufolgeeine Erkenntnisebene <strong>und</strong> eine Empfindungsebene: Nebender Kunst etwas zu verstehen, verfügen Kinder über <strong>die</strong>Kunst des Staunens <strong>und</strong> der Freude angesichts neuer Entdeckungen.Diese Neugier <strong>und</strong> Entdeckerfreude zu erhalten<strong>und</strong> mit neuen Erfahrungs- <strong>und</strong> Empfindungsmöglichkeitenzu verbinden, sind wichtige pädagogische Aufgaben. Engverb<strong>und</strong>en mit den bildnerischen Tätigkeiten der Kinder sindauch <strong>die</strong> Prozesse zum Erwerb von Symbolsystemen, wieunserer Schrift- <strong>und</strong> Zeichenkultur.Angebote zum bildnerischen Gestalten sollten projektorientierterfolgen, d.h. neben den stets verfügbaren Materialienwerden gezielte <strong>und</strong> länger andauernde Phasen fürbildnerische Prozesse angeboten. Junge Kinder im Alter biszu drei Jahren erwerben beim Gestalten erste gr<strong>und</strong>legendeKenntnisse mit verschiedensten Materialien <strong>und</strong> Techniken;<strong>die</strong> Angebote können bei älteren Kindern zunehmenddifferenzierter <strong>und</strong> komplexer werden.Bereits sehr junge Kinder sind empfänglich für komplexeKunstwerke <strong>und</strong> lassen sich davon beeindrucken. Ihnen nurreduzierte <strong>und</strong> oft schablonenhafte – angeblich kindgemäße– Kunstformen anzubieten, unterschätzt ihre Wahrnehmungsmöglichkeiten.Kindliche Ausdrucksmöglichkeitenwerden durch differenzierte Vorlagen angeregt. Abbildungenvon Gemälden <strong>und</strong> Skulpturen aus verschiedenen Kunstepochen,Architekturabbildungen <strong>und</strong> -zeichnungen solltenin keiner Kita fehlen.Im bildnerischen Gestalten entwickeln Kinder ihre Visionen.Kognitives <strong>und</strong> magisches Denken, Realitätsbearbeitung<strong>und</strong> Fantasie, Feststellung <strong>und</strong> Vorstellung kommen hierin einzigartiger Weise zusammen. Die Spannung zwischenMöglichem <strong>und</strong> Unmöglichen, zwischen Realität <strong>und</strong> Fiktionsetzt Kräfte frei, mit denen Kinder sich selbst als Gestalterihrer Welt erleben können.„Erobern Sie <strong>die</strong> Welt mit Ihrem Kind zusammen. Es mussnicht immer das Jetzt verbrauchen, weil es für nachher lernt.Die Kinder haben ein Recht auf ihr augenblickliches Glück<strong>und</strong> auf ihr Dasein.“ 31 Vgl. hierzu auch: Dreier, A.: Was tut der Wind, wenn er nichtweht? Begegnung mit der Kleinkindpädagogik, in Reggio Emilia,Berlin 19992 Brügel, E.: Wirklichkeiten in Bildern – Über Aneignungsformenvon Kindern, Remscheid 1993, S. 333Seitz, R.: Die Bildsprache der Kinder, in: Brügelmann, H. (Hrsg.):Kinder lernen anders, Lengwil am Bodensee 1998, S. 40 f.<strong>Hamburger</strong> <strong><strong>Bildung</strong>sempfehlungen</strong> für <strong>die</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen

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