Das deutsche Schulsystem. Entstehung, Struktur ... - Bildungswissen
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Abbildung 3.2: Schulstruktur ab 1919<br />
8.<br />
Hilfsschule<br />
1.<br />
8.<br />
4.<br />
1.<br />
Volksschuloberstufe<br />
Volksschulunterstufe<br />
(Grundschule)<br />
2.5 Schule im Nationalsozialismus<br />
Mit dem Umbau des <strong>Schulsystem</strong>s entlang der vom ‚Weimarer Schulkompromiß’ vorgezeichneten<br />
Linie hatten die Weimarer Parteien ihre gestalterische Kraft in der Schulpolitik erschöpft. Nach der<br />
Machtergreifung von 1933 konnte sich die nationalsozialistische Regierung auf eine an dem Prinzip<br />
rigider Auslese orientierte Schulstruktur beziehen. Ihre am Rassebegriff, am Eliteprinzip, am<br />
Führerprinzip und am Volksgemeinschaftsgedanken orientierte Schulpolitik konzentrierte sich daher<br />
vorrangig auf eine Veränderung der inhaltlichen Füllung der übernommenen <strong>Struktur</strong>en. Die<br />
demokratischen Lehrpläne und Lehrbücher aus der Weimarer Republik wurden bis 1937/38 durchgängig<br />
im nationalsozialistischen Sinn überarbeitet (vgl dazu insgesamt die Quellensammlung von<br />
Fricke-Finkelnburg, R.: Nationalsozialismus und Schule. Amtliche Erlasse und Richtlinien 1933-<br />
1945. Opladen 1989). Ein besonders drastisches Beispiel für die Indienstnahme der Schule zur<br />
Propagierung nationalsozialistischen Gedankengutes liefert die folgende Aufgabe aus einem Mathematikbuch:<br />
„Aufgabe 97: Ein Geisteskranker kostet täglich etwa 4 RM, ein Krüppel 5,50 RM, ein Verbrecher 3,50 RM.<br />
In vielen Fällen hat ein Beamter täglich nur etwa 4 RM, ein Angestellter kaum 3,50 RM, ein ungelernter<br />
Arbeiter noch keine 2 RM auf den Kopf der Familie. (a) stelle diese Zahlen bildlich dar. – Nach vorsichtigen<br />
Schätzungen sind in Deutschland 300 000 Geisteskranke, Epileptiker usw. in Anstaltspflege. (b) Wieviel<br />
Ehestandsdarlehen zu je 1 000 RM könnten – unter Verzicht auf spätere Rückzahlung – von diesem<br />
Geld jährlich ausgegeben werden?“ (S. 205 in: Dithmar, R.: Schule und Unterricht im Dritten Reich. Neuwied<br />
1989).<br />
Neben der curricularen Prägung des Schulunterrichts nutzte das nationalsozialistische Regime<br />
insbesondere das im <strong>deutsche</strong>n <strong>Schulsystem</strong> verankerte Ausleseprinzip zur Durchsetzung der<br />
eigenen Ideologie, indem ihm eine zusätzliche rassistische Dimension angefügt wurde – vor allem<br />
10.<br />
Mittelschule<br />
5.<br />
13.<br />
Gymnasium<br />
5.<br />
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