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Das deutsche Schulsystem. Entstehung, Struktur ... - Bildungswissen

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gung dieser Ziele sichert das jeweilige Land in Verbindung mit den Schulträgern, die im<br />

Rahmen ihrer Zuständigkeiten für die ‚äußeren Schulangelegenheiten‘ tätig werden.<br />

- Andererseits entwickeln sich Ziele auch im Verlauf des Arbeitens der einzelnen Organisationen.<br />

Gerade für Schulen gilt, dass sie ihre Zielsetzungen – im Rahmen der rechtlichen<br />

Vorgaben – im Verlauf ihres alltäglichen Handelns weiterentwickeln, insbesondere in den Bereichen,<br />

in denen es weniger um die Weitergabe von Wissen und mehr um die Vermittlung<br />

von Einstellungen, Haltungen und Werten geht. Ziele sind in Organisationen – und eben<br />

auch in Schulen – selbst Handlungsprodukte. „Sie werden im Handeln hervorgebracht und<br />

sind somit nicht erklärende Variable, sondern selbst erklärungsbedürftig" (Rolff 1992, S. 308).<br />

Die moderne Organisationstheorie begreift Organisationen daher nicht länger als geplante<br />

monolithische Blöcke, sondern als lebendige und lernende Systeme.<br />

Die Erreichung wie auch die (Weiter-)Entwicklung der Ziele einer Organisationen setzt zwei grundlegende,<br />

aber gegensätzliche Schritte voraus: Die zur Zielerreichung erforderliche Arbeit muss in<br />

verschiedene Einzelaufgaben aufgeteilt werden und die Bearbeitung der damit definierten Einzelaufgaben<br />

muss koordiniert werden. Die Art und Weise, in der Organisationen diese Arbeitsteilung<br />

und deren Koordinierung regeln, macht ihre <strong>Struktur</strong> aus. Der amerikanische Organisationssoziologe<br />

Mintzberg formuliert dies so: „Somit lässt sich die <strong>Struktur</strong> einer Organisation ganz einfach<br />

definieren als die Gesamtsumme aller Mittel und Wege, die der Organisation zur Arbeitsteilung und<br />

dann zur Koordinierung der Einzelaufgaben dienen“ (Mintzberg 1992, S. 17).<br />

Die Art und Weise der Arbeitsteilung ist der Organisation Einzelschule weitgehend vorgegeben:<br />

Jede Schule ist für eine festgelegte Altersgruppe bzw. für ein Segment aus ihr zuständig. Sie verfolgt<br />

ihre Zielsetzung im Rahmen von in der Regel dem Prinzip des Fachunterrichts folgenden zeitlich<br />

begrenzten Unterrichtsstunden, die von einem fachlich spezialisierten Personal erteilt werden.<br />

Die nicht unterrichtsbezogenen Aufgaben der Leitung und Verwaltung werden überwiegend von<br />

dafür eingesetztem Personal erledigt (Schulleitung, Sekretariat, Hausmeister).<br />

Die Koordinierung von Einzelaufgaben erfolgt in Organisationen – nach Mintzberg – im Rahmen<br />

von fünf grundlegenden und in der Regel in Kombination genutzten Möglichkeiten, die ihnen dazu<br />

zur Verfügung stehen (vgl. Abbildung 8.3). Dies sind die wechselseitige Abstimmung, die persönliche<br />

Weisung, die Standardisierung der Arbeitsprozesse, die Standardisierung der Arbeitsprodukte<br />

und die Standardisierung der Qualifikationen der Organisationsmitarbeiter/innen (Mintzberg 1992,<br />

S. 19). Diese fünf fundamentalen <strong>Struktur</strong>elemente von Organisationen sollen im Folgenden zunächst<br />

grundsätzlich vorgestellt und dann in Hinsicht auf die Organisation Schule betrachtet werden:<br />

Koordinierung durch wechselseitige Abstimmung<br />

In Schulen findet wechselseitige Abstimmung der lehrenden Mitarbeiter/innen auf zwei Wegen<br />

statt: zum einen in eher selten stattfindenden institutionalisierten Konferenzen (allgemeine Konferenzen,<br />

Fachkonferenzen), zum anderen im Rahmen informeller Absprachen, etwa in Pausen im<br />

Lehrerzimmer. In der überwiegenden Zahl der Schulen ist dieser Weg der Koordinierung der Lehrer/innenarbeit<br />

jedoch eher schwach entwickelt.<br />

Koordinierung durch persönliche Weisung<br />

Dieser Weg der Koordinierung der Erledigung von Teilaufgaben stellt sich in Schulen als Weisungsweg<br />

von der Schulleitung zu den Mitgliedern des Kollegiums dar. Auf diesem Weg werden<br />

sowohl Weisungen der den Schulen übergeordneten Schulaufsicht wie auch Weisungen der Schulleitung<br />

selbst weitergegeben. Dieses Instrument findet seine Begrenzung zum einen darin, dass<br />

die Schulleitung nur in begrenztem Umfang eine Vorgesetztenfunktion hat; zum anderen ergibt sich<br />

aus dem Beamtenstatus der Lehrenden eine Einschränkung der Durchsetzung von Weisungen –<br />

seien es solche der Schulaufsicht oder solche der Schulleitung.<br />

Koordinierung durch Standardisierung der Qualifikation der Mitarbeiter<br />

<strong>Das</strong> Zusammenfließen der von den vielen einzelnen Lehrenden geleisteten Teilaufgaben im Ziel<br />

der Bildung und Ausbildung von Schülerinnen und Schülern wird im <strong>deutsche</strong>n <strong>Schulsystem</strong> in<br />

einem sehr hohen Maße durch die Standardisierung der Qualifikation der Beteiligten gesichert:<br />

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