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Das deutsche Schulsystem. Entstehung, Struktur ... - Bildungswissen

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messen und daher der Einzelschule mit ihren individuellen Problemen bei der Weiterentwicklung<br />

nicht helfen zu können.<br />

■ Gründe für die aktuelle Schwerpunktlegung auf externe Evaluationsformen<br />

Obwohl es in der Fachdiskussion keinen Streit darüber gibt, dass eine allein auf Fremdevaluation<br />

setzende Steuerung der Schulen ihrer Weiterentwicklung wenig dienen wird, setzen die meisten<br />

Landesregierungen (Nordrhein-Westfalen noch am wenigsten) derzeit in erster Linie auf das Instrument<br />

der Fremdevaluation. Dies hat mehrere Gründe:<br />

- Autonomie und Sicherung der Vergleichbarkeit:<br />

Einen starken Auftrieb erhalten die Bemühungen um verstärkte externe Evaluation der Wirkungen<br />

der Schulen derzeit durch die Auseinanderentwicklung der <strong>Schulsystem</strong>e in Deutschland,<br />

die sich aus der traditionellen Autonomie der Länder (Kulturhoheit der Länder, vgl. Kapitel<br />

4.1) bei Fragen der Schulentwicklung ergibt.<br />

Insbesondere nach der Vereinigung der beiden <strong>deutsche</strong>n Staaten ist die Vielfalt im <strong>deutsche</strong>n<br />

Schulwesen stark angewachsen:<br />

□ Bundesweit schwankt die Schulpflichtzeit in allgemein bildenden Schulen zwischen<br />

neun und zehn Jahren,<br />

□ die Zeit, die bis zum Erreichen des Abiturs vergeht, reicht von 12 Jahren in einigen der<br />

neuen Bundesländer über zwölfeinhalb Jahre in Rheinland-Pfalz bis hin zu 13 Jahren in<br />

der Mehrheit der <strong>deutsche</strong>n Länder.<br />

□ Nicht weniger bedeutend sind die schulstrukturellen Unterschiede zwischen den Bundesländern.<br />

Im Bereich der Sekundarstufe I bestehen, wenn man die Sonderschulen<br />

nicht einbezieht, zweigliedrige Systeme in einigen der neuen Länder, z.B. in Sachsen,<br />

neben dreigliedrigen, z.B. in Bayern, und viergliedrigen, z.B. in Nordrhein-Westfalen<br />

(vgl. Kapitel 3.1)<br />

Diese Vielfältigkeit zeitlicher und struktureller Vorgaben wird sich infolge der politisch gewollten<br />

Verstärkung der Autonomie der Einzelinstitution auf die innere Schulentwicklung ausdehnen.<br />

Angesichts des schon erreichten und noch erwartbaren Ausmaßes der Ausdifferenzierung<br />

im <strong>Schulsystem</strong> wird das Bedürfnis nach Sicherung der Vergleichbarkeit insgesamt<br />

anwachsen. Die Verstärkung der externen Evaluation, bis hin zu der durch zentral gestellte<br />

und ausgewertete Tests im Verlauf der Schulkarrieren und durch ‚Zentralprüfungen’ an deren<br />

Abschluss, kann durchaus als das funktionale Äquivalent des derzeit wachsenden Föderalismus’<br />

und der zugleich politisch gewollten Autonomisierung der einzelnen Schulen begriffen<br />

werden.<br />

- Überfüllung, Selektion und Allokation:<br />

Weiteren Auftrieb erhalten Tendenzen, den ‚Output’ schulischer Arbeit stärker zu kontrollieren,<br />

durch das Anwachsen der Bildungsbeteiligung. Der Prozess der Bildungsexpansion hat<br />

in Deutschland dazu geführt, dass – gemessen an der Aufnahmekapazität der abnehmenden<br />

Systeme (z.B. des Dualen Systems, der Hochschulen, aber auch des Beschäftigungssystems)<br />

– ein Überangebot derer besteht, die aufgrund ihrer schulisch erworbenen und auch<br />

zertifizierten Berechtigungen Zugang zu diesen Systemen suchen. In dieser Konstellation eines<br />

Ungleichgewichts gewinnt die These, der zufolge die Überfüllung der nachfolgenden Systeme<br />

Folge einer Preisgabe von Standards bei der Vergabe der Zertifikate in den Zuliefersystemen<br />

sei, zusehends Prominenz. Wenn – so wird vorgebracht – die Selbststeuerung des<br />

Gesamtsystems bei der Qualitätssicherung versage, müssten die Steuerungssysteme geändert<br />

werden: Zentrale Prüfungen als besonders wirksame Instrumente externer Evaluation, so<br />

die These, seien geeignet, verloren gegangene Qualität und Vergleichbarkeit der erbrachten<br />

Leistungen wieder herzustellen.<br />

- Qualitätssicherung und Berechtigungswesen:<br />

Eng verknüpft mit der Überfüllungsdiskussion, mit den Auswirkungen des Kulturföderalismus’<br />

in Deutschland und mit der Entwicklung zu mehr Autonomie der Einzelschule erschüttert das<br />

durch die bereits erwähnten Vergleichsstudien festgestellte niedrige Leistungsniveau der<br />

<strong>deutsche</strong>n Schülerinnen und Schüler das System dezentraler Leistungskontrollen und Abschlussprüfungen.<br />

Insbesondere die im Rahmen dieser Studien aufgezeigten Leistungsunterschiede<br />

zwischen den Schülern und Schülerinnen der einzelnen Bundesländer stärkt den Ruf<br />

nach der Sicherung vergleichbarer Leistungen in den Schulen Deutschlands – und zwar<br />

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