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Das deutsche Schulsystem. Entstehung, Struktur ... - Bildungswissen

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- die Mikrozensusauswertungen (im Folgenden werden die der Jahre 1987, 1989 und 1998<br />

herangezogen),<br />

- das sozioökonomische Panel,<br />

- die Sozialerhebungen des Deutschen Studentenwerkes,<br />

- das von ‚Infratest Burke Sozialforschung‘ erstellte Berichtssystem Weiterbildung und<br />

- neuerdings die PISA-Studie.<br />

Dazu kommen – in größerer Fülle – regionale Erhebungen, die aber keine Repräsentativität beanspruchen<br />

können. Die folgende kommentierte Zusammenstellung stützt sich auf diese Quellen,<br />

bezieht sich dabei überwiegend auf das Gebiet der früheren Bundesrepublik (da die Ausdifferenzierung<br />

der sozialen Herkunft im Gebiet der früheren DDR mit den herangezogenen Kategorien der<br />

Sozialversicherung nicht zu vergleichbaren Ergebnissen führen kann) und verfährt dabei so, dass –<br />

dem Stufenaufbau des Bildungssystems folgend – Daten zur sozialen Chancenverteilung im Bildungssystem<br />

präsentiert werden. Dabei wird die soziale Herkunft weniger aus systematischen Erwägungen<br />

als wegen der Verfügbarkeit entsprechender Daten zumeist durch die Kategorien des<br />

Sozialversicherungssystems beschrieben – mit all den Problemen, die damit verbunden sind.<br />

Zum Elementarbereich:<br />

Die Auswertung des Mikrozensus’ 2000 zeigt (vgl. BMBF 2002, S. 45) für Deutschland, dass es bei<br />

der Beteiligung am Kindergarten und am Hort keine starken schichtspezifischen Ausdifferenzierungen<br />

gibt: Von den 3- bis unter 8jährigen Kindern besuchen aus Arbeiterfamilien 77% und aus Angestellten-<br />

ebenso wie aus Beamtenfamilien 82% einen Kindergarten oder einen Hort.<br />

Zum Sekundarbereich I:<br />

1989 wurde im Rahmen der Mikrozensus-Befragung zum letzten Mal erfragt, welche Bildungswege<br />

der Sekundarstufe I Jugendliche im entsprechenden Alter besuchen. Seither fehlen dazu repräsentative<br />

Daten des Mikrozensus. Die Befunde des Jahres 1989 (vgl. Böttcher 1991) weisen allerdings<br />

auf eine damals noch sehr ausgeprägte schichtspezifische Verteilung der Bildungschancen hin:<br />

- So besuchten 1989 nur 11% der Kinder aus Familien, deren Haushaltsvorstand Arbeiter bzw.<br />

Arbeiterin war, ein Gymnasium – bei einer Beteiligungsquote der gesamten Bevölkerung in<br />

Höhe von 29% und gegenüber 58% der Kinder aus Beamtenfamilien.<br />

- Bei der Realschule dagegen entspricht die Beteiligungsquote der Arbeiterkinder mit 26% in<br />

etwa der der Gesamtpopulation (26%). Zur Realschule lässt sich feststellen, dass die Beteiligung<br />

an diesem Bildungsgang mit Werten zwischen 25% und 30% bei allen betrachteten Sozialgruppendicht<br />

beieinander liegt.<br />

- Ein der gymnasialen Bildungsbeteiligung entgegenstehendes Bild ergibt sich für die Hauptschule:<br />

Dorthin wechseln nur 13% der Beamten-, aber 58% aller Arbeiterkinder.<br />

<strong>Das</strong>s die Gruppe der Arbeiterkinder mit ihrer so offenkundigen Bildungsbenachteiligung keine<br />

Randgruppe der Gesellschaft darstellt, zeigt ein Blick auf die schichtspezifische Zusammensetzung<br />

eines Altersjahrgangs (vgl. Böttcher 1991, S. 153): 1989 stammten 38% aller Dreizehn- und Vierzehnjährigen<br />

aus Arbeiter-, 28% aus Angestellten- und 10% aus Beamtenfamilien. Die übrigen<br />

Jugendlichen kamen aus Familien, in denen der Familienvorstand selbständig oder nicht erwerbstätig<br />

war. <strong>Das</strong> Muster der schichtspezifischen Bildungsbeteiligung, das in diesen Daten zum Ausdruck<br />

kommt, wiederholt sich bei einer geschlechtsspezifischen Betrachtung der Bildungsbeteiligung<br />

in der Sekundarstufe I: In der Gruppe der Jungen liegen ebenso wie in der der Mädchen die<br />

Kinder aus Beamtenfamilien vor denen aus Angestelltenfamilien, die wiederum die Kinder aus Arbeiterfamilien<br />

übertreffen.<br />

Es wäre mehr als voreilig, die gemessenen schichtspezifischen Ausprägungen bei der Bildungsbeteiligung<br />

aus der ökonomischen Lage der jeweiligen Familien zu erklären. Eine ältere Auswertung<br />

des Mikrozensus’ 1987, die in ihren zentralen Ergebnissen auch derzeit noch Gültigkeit haben dürfte,<br />

hat gezeigt, dass innerhalb vergleichbarer Einkommensgruppen die Bildungsbeteiligung mit der<br />

Stellung des Berufs des Familienvorstandes variiert (vgl. Klemm u.a. 1990, S. 91 f. sowie zur sozialisationstheoretischen<br />

Erklärung Rolff 1997): In jeder der drei bei der Untersuchung ausgewählten<br />

Einkommensgruppen ist die Bildungsbeteiligung der Arbeiterkinder deutlich geringer als die der<br />

Kinder aus Angestellten- und Beamtenfamilien. Darüber hinaus gilt, dass ihr Anstieg bei den Kindern<br />

aus Arbeiterfamilien von der unteren zur mittleren Einkommensgruppe nur sehr schwach ausfällt<br />

(bei der gymnasialen Beteiligungsquote von 11% auf 13%), während die Bildungsbeteiligungs-<br />

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