Forschungsbericht 2010 - 2011 - Hochschule Bremen
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<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />
136 Sensoren<br />
Als Gassensoren für elektronische Nasen kommen<br />
unterschiedliche Sensortypen zum Einsatz. Die wichtigsten<br />
Sensortypen sind nachfolgend dargestellt:<br />
• Schwingquarze (Quartz-Crystal Micro Balance,<br />
QMB bzw. QCM): Die Wirkungsweise von<br />
Schwingquarzen basiert auf einer massenabhängigen<br />
Frequenzänderung des Sensors. Hierbei<br />
besteht der Sensor aus einem silanisierten oder<br />
ähnlich beschichteten Schwingquarz, an dem sich<br />
Gasmoleküle anheften können und eine Massenzunahme<br />
bewirken. Dadurch verringert sich die<br />
Schwingfrequenz, was als Änderung des elektrischen<br />
Signals registriert werden kann.<br />
• Akustische Sensoren (Surface Acoustic Wave,<br />
SAW): Der Sensor trägt eine sorbierende Phase,<br />
über die mit einem Sender eine akustische Welle<br />
zu einem Empfänger geschickt wird. Durch die<br />
Sorption von Geruchsstoffen an die Phase verändert<br />
sich das Verhalten der akustischen Welle<br />
(Frequenz, Laufzeit).<br />
• Polymersensoren (Conducting Polymer Sensors,<br />
CPS): Durch Interaktion von Geruchsstoffen mit<br />
der Oberfläche von leitfähigen Polymeren (z.B.<br />
Polypyrrol, Polyaniline) wird die spezifische Leitfähigkeit<br />
des Polymers verändert. Der Messvorgang<br />
findet bei niedrigen Temperaturen (Raumtemperatur)<br />
statt.<br />
• Metalloxid-Halbleitersensoren (Metal Oxide Semiconductors,<br />
MOS): Auch bei MOS-Sensoren wird<br />
durch Interaktion von Gasmolekülen und Sensoroberfläche<br />
die spezifische Leitfähigkeit, in diesem<br />
Fall des Metalloxid-Halbleiters, verändert. Die<br />
Messung mit MOS-Sensoren findet bei hohen Arbeitstemperaturen,<br />
typischerweise zwischen 200<br />
°C bis 550 °C statt.<br />
Als robust und zuverlässig haben sich insbesondere<br />
Metalloxid-Halbleitersensoren erwiesen. Die Vorteile<br />
von MOS Sensoren sind schnelle Reaktions- und Spülzeiten,<br />
eine hohe Reproduzierbarkeit der Ergebnisse,<br />
eine hohe Langzeitstabilität, eine einfache Schalttechnik<br />
und niedrige Anschaffungskosten. MOS-Sensoren<br />
reagieren auf oxidierende und reduzierende gasförmige<br />
Substanzen. Als Sensormaterialien werden u. a.<br />
Zink-, Zinn-, Titan-, Eisen(III)-, Nickel- und Kobaltoxid<br />
verwendet, die zusätzlich mit katalytischen Metallen<br />
dotiert sein können, um die Sensitivität zu erhöhen.<br />
Die Empfindlichkeit von MOS-Sensoren hängt einerseits<br />
von der Schichtdicke, andererseits von der Arbeitstemperatur<br />
ab. Dickschichtsensoren mit Schichtdicken<br />
zwischen 10 μm bis 300 μm sind zwar weniger<br />
sensitiv als Dünnschichtsensoren (Schichtdicke 6 nm<br />
bis 1.000 nm), weisen aber ein höheres Sättigungsvermögen<br />
für Geruchsstoffe auf und sind derzeit in der<br />
Praxis den Dünnschichtsensoren vorzuziehen. Der<br />
deutliche Einfluss der Arbeitstemperatur auf die Sensitivität<br />
von MOS-Sensoren konnte am Beispiel von<br />
NO2 und CH4 nachgewiesen werden.<br />
Am Beispiel eines Zinnoxid-Sensors wurden die Reaktionszeiten<br />
bis zum Erreichen eines konstanten Signals<br />
untersucht. Es ergaben sich je nach Sensortyp<br />
(Dickschicht, Dünnschicht) und Arbeitstemperatur Reaktionszeiten<br />
zwischen 5 sec und 35 sec, gefolgt von<br />
einer mindestens doppelt so langen Spülphase (15<br />
sec bis 70 sec) mit Raumluft, um die Sensoroberflächen<br />
für den nächsten Messvorgang von Geruchsstoffen<br />
zu befreien.<br />
Zur Aufnahme eines Geruchsmusters wird ein Array,<br />
d.h. eine Anordnung mehrerer Sensoren des gleichen<br />
Sensortyps, aber unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
(z. B. unterschiedliche Metalloxide, unterschiedliche<br />
Dotierungen) eingesetzt. Je nach Anwendung<br />
werden Arrays mit bis zu 48 Einzelsensoren eingesetzt.<br />
In Abbildung 1 sind beispielhaft ein Array von 10<br />
MOS-Sensoren sowie ein abgeleitetes Signalmuster<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 1: Array mit 10 verschiedenen MOS-Sensoren<br />
und abgeleitetes Signalmuster (Balkendiagramm)<br />
Auswertemethodik<br />
Unterschiedliche mathematische Methoden können<br />
zur Auswertung der Sensordaten verwendet werden.<br />
Zur Unterscheidung verschiedener Klassen von Proben<br />
kann die Hauptkomponenten-Analyse (Principal<br />
Component Analysis - PCA), ein multivariantes statistisches<br />
Verfahren, eingesetzt werden. Ziel ist es, Informationen<br />
eines mehrdimensionalen Raumes, wie es<br />
das Signalmuster eines Sensorarrays darstellt, d.h. n<br />
Dimensionen bei einem Sensorarray mit n Sensoren,<br />
unter möglichst geringem Informationsverlust auf zwei<br />
bis drei Dimensionen zu reduzieren. Weitere Möglichkeiten<br />
zur Unterscheidung verschiedener Klassen<br />
sind die Loadings-Analyse zur Darstellung der Aussagekraft<br />
einzelner Sensoren, die lineare Diskriminanz-<br />
Analyse (LDA) zur verbesserten Darstellung der Abstände<br />
zwischen den Klassen oder die Partial Least<br />
Squares (PLS) - Auswertung zur Korrelation mit quantitativen<br />
Größenangaben.<br />
Klassifikatoren dienen der Zuordnung unbekannter<br />
Messungen zu bereits bekannten Musterdaten. Einfache<br />
Klassifikatoren sind Euklid-, Mahalanobis- und<br />
Korrelations-Methoden.<br />
Methode<br />
Rohstoffe und teilprozessierte Substanzen bzw. Prozess-Edukte,<br />
z.B. Wachse oder Paraffine, können<br />
sehr stark in ihrer Qualität schwanken. Jede Charge