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Forschungsbericht 2010 - 2011 - Hochschule Bremen

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Analyse von Akzeptanz und Zufriedenheit mit Unterstützungsangeboten in der Betreuung von<br />

Menschen mit Demenz - Vorab Analyse in Einrichtungen der Maternus AG<br />

Laufzeit<br />

12/2008 bis 06/<strong>2010</strong><br />

Projektleitung<br />

Roes, Martina, Prof. Dr.<br />

Projektbericht<br />

Die Innovation<br />

Es wird davon ausgegangen, dass zwischenmenschliche<br />

Kontakte und ein sozial aktiver Lebensstil den<br />

geistigen Abbau im Alter bremsen So konnte jetzt erstmals<br />

nachgewiesen werden, dass soziale Teilhabe<br />

Alterseinbußen der intellektuellen Leistungsfähigkeit<br />

entgegenwirkt (MPI 2006). Schon seit längerem wird<br />

vermutet, dass eine soziale aktive Lebensgestaltung<br />

älterer Menschen mit ihrer geistigen Leistungsfähigkeit<br />

verknüpft ist: Ältere Frauen und Männer mit einem<br />

großen sozialen Netz und zahlreichen sozialen<br />

Aktivitäten sind in der Regel kognitiv leistungsfähiger<br />

als solche mit eingeschränkten Kontakten und wenig<br />

sozialer Aktivität. Bisher ungeklärt war die Einflussrichtung<br />

dieses Zusammenhangs, also die Frage danach<br />

ob die Sozialkontakte Ursache oder Folge der<br />

intellektuellen Leistungsfähigkeit sind. Das MPI (2006)<br />

hat nun mit neuen statistischen Nachweismethoden<br />

belegen können, dass sich soziale Teilhabe zumindest<br />

im höheren Alter tatsächlich auf die intellektuelle Leistungsfähigkeit<br />

auswirkt. Dabei griffen sie auf Daten<br />

der großen Berliner Alterstudie (Baltes 1999) zurück,<br />

bei der über einen Zeitraum von bis zu acht Jahren<br />

516 Personen im Alter von 70 bis über 100 Jahren in<br />

ihrer persönlichen Entwicklung von Psychologen beobachtetet<br />

wurden. Auf der Grundlage dieser eben<br />

skizzierten Auswirkungen sozialer Teilhabe, ist grundsätzlich<br />

auch davon auszugehen, dass diese Wirkung<br />

bei dementiell erkrankten Menschen ebenfalls erzielt<br />

werden kann, wenn auch die (hirnphysiologische) Situation<br />

und das Verhalten sich anders darstellen. Drei<br />

zentrale Fragen gilt es (im Gegensatz zum gesunden<br />

alten Menschen) zu beachten (Sonnweid Ansatz): (1)<br />

Wer bin ich, wenn ich nicht mehr weiß, wer ich bin? (2)<br />

Was ist normal? (3) Wie autonom sind Menschen (mit<br />

Demenz)?<br />

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass es gelingen<br />

kann, den Lebensraum an die Bedürfnisse der<br />

Menschen mit Demenz anzupassen und dadurch Verhalten<br />

beeinflusst werden kann. Insofern gilt es, für<br />

dementiell erkrankte Menschen verschiedene Wohn-,<br />

Betreuungs- und Aktivierungsmöglichkeiten anzubieten.<br />

Und das dementielle Chaos als Norm zu verstehen,<br />

zu akzeptieren und das Chaos lebbar machen.<br />

Robot Therapy in a Care House - Its Sociopsychological<br />

and Physiological Effects on the Residents (Wada<br />

und Shibata 2006) lautet ein Artikel eines Roboterentwicklerteams<br />

aus Japan. Über den Zeitraum von<br />

täglich neun Stunden wurde eine künstliche Robbe<br />

(PARO) in einer Altenpflegeeinrichtung eingesetzt und<br />

seine Wirkung auf ältere dort wohnende Menschen<br />

untersucht.<br />

Dabei stützten sie sich auf frühere Untersuchungen<br />

(u.a. in der Betreuung behinderter Menschen), bei denen<br />

nachgewiesen werden konnte, dass der Einsatz<br />

von Tieren sich positiv auf die emotionale Lage der<br />

Betroffenen auswirkt. Das Entwicklerteam geht davon<br />

aus, die eine künstliche Robbe (PARO), die auf physischen<br />

Kontakt (proaktiv und reaktiv) reagieren kann,<br />

beim alten Menschen ebenfalls Reaktionen hervorruft.<br />

Es konnte, so das Entwicklerteam, nachgewiesen<br />

werden, dass die Beschäftigung mit PARO beim alten<br />

Menschen zu einer positiven Stimmung und zu mehr<br />

Aktivität und einer erhöhten Kommunikationsbereitschaft<br />

führte (sowohl mit anderen Bewohner/innen als<br />

auch mit den Pflegenden). Die Wirkung von PARO bei<br />

dementiell Erkrankten wurde u.a. mithilfe eines EEGs<br />

überprüft und es konnte gezeigt werden, dass eine<br />

erhöhte neuronale Aktivität bei denjenigen Bewohner/<br />

innen erreicht wurde, die sich gerne mit PARO befassten.<br />

Die Intention<br />

Im Jahr 2006 entschied sich die Maternus-Gruppe<br />

(mittlerweile zur Cura gehörend) für die Erprobung<br />

des künstlichen Roboters PARO in zwei Einrichtungen<br />

(in Baden-Baden und in Lehre-Wendhausen). Der<br />

ursprünglich auf ein Jahr angelegte Feldversuch läuft<br />

in der Zwischenzeit seit zwei Jahren. Gezeigt werden<br />

soll, ob durch den Einsatz von PARO die Lebensqualität<br />

von den Bewohnern der MATERNUS-Einrichtungen<br />

nachhaltig gesteigert werden kann.<br />

Aus Sicht der Pflegeleitung wird PARO als ein weiteres<br />

Kommunikationsmittel gesehen, welches auch in Konfliktsituationen<br />

sehr hilfreich ist, da es u.a. vom Konflikt<br />

ablenken kann. Es wird in dieser Einrichtung auch<br />

davon ausgegangen, dass vor dem Hintergrund der<br />

Überlastung der Pflegenden und einer dadurch geringerer<br />

Kontaktmöglichkeiten mit den Bewohner/innen<br />

PARO insofern hilfreich sein kann, als die Interaktion<br />

dennoch gefördert wird. Darüber hinaus wird auch vermutet,<br />

dass bedingt durch die technische Ausstattung<br />

eine Programmierung mit verschiedenen Sprachen<br />

möglich ist und somit auch Menschen mit Migrationshintergrund<br />

sich mit PARO beschäftigen können.<br />

93<br />

Fakultät 1<br />

Fakultät 2<br />

Fakultät 3<br />

Fakultät 4<br />

Fakultät 5

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