Forschungsbericht 2010 - 2011 - Hochschule Bremen
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Giftfreies Antifouling nach biologischem Vorbild<br />
Laufzeit Projektbeteiligte<br />
01/2004 - 01/<strong>2011</strong> Liedert, Ralph, Dipl.-Biol.<br />
Clasen, Antje, Dipl.-Biol.<br />
Projektleiterin Mühlenbruch, Katrin, Dipl.-Biol.<br />
Kesel, Antonia, Prof. Dr. Sonntag, René, Dipl.-Biol.<br />
Projektbericht<br />
Der Bewuchs von Schiffswänden, Seetonnen, Offshore-Plattformen<br />
und anderen Unterwasserkörpern<br />
stellt für die marine Industrie und Schifffahrt seit jeher<br />
einen erheblichen Störfaktor dar. Der organische Aufwuchs<br />
besteht in unseren Breiten vor allem aus Seepocken,<br />
Miesmuscheln und Algen.<br />
Bild 1: Bewuchsbeispiel Seetonne: Auch Fahrwassermarkierungstonnen<br />
werden als Siedlungsfläche bewachsen, links:<br />
Tonnenausschnitt nach der Lackierung bzw. vor der Ausbringung,<br />
rechts: Gleiches Areal nach 6-wöchiger Exposition in<br />
der Außenweser.<br />
Wie alle ins Meerwasser ausgebrachten Objekte (Bild<br />
1 & 2) kann ein Bootskörper oder eine Schiffsschraube<br />
innerhalb weniger Monate vollständig mit so genannten<br />
Bio-Foulern bewachsen. Der Wasserwiderstand<br />
eines vollständig bewachsenen Rumpfes erhöht sich<br />
dabei immens und mit ihm die Treibstoffkosten, woraus<br />
markante ökonomische wie ökologische Impacts<br />
resultieren.<br />
Bild 2: Testbeschichtungen unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
bzw. Wirksamkeit nach mehrwöchiger Exposition<br />
im Hafenbecken bei Meldorf.<br />
Der tägliche Treibstoffbedarf eines durchschnittlichen<br />
Containerschiffes der Panamax-Klasse (Länge:<br />
ca. 300 Meter, Breite: ca. 30 Meter, Zuladung: bis zu<br />
5.000 TEU) beträgt ca. 180 t. Üblicherweise handelt<br />
es sich hierbei um Ifo 380 (= intermediate fuel oil), dessen<br />
aktueller Marktpreis (Rotterdam, Juli 2009) bei ca.<br />
350 US$ pro Tonne liegt. Daraus errechnet sich ein<br />
Betrag von 63.000 $ pro Tag - mit erkennbar steigen-<br />
der Tendenz. Auch die ökologische Bilanz ist hierdurch<br />
erkennbar betroffen. Insbesondere, da explizit Schiffsdieselkraftstoffe<br />
(Bunckeroil) mit durchschnittlich 2,7<br />
% (= 27.000 ppm) einen extrem hohen Schwefelgehalt<br />
aufweisen (zum Vergleich: PKW-Diesel: < 10 ppm).<br />
Durch eine adäquate Oberflächenstrukturierung des<br />
Schiffsrumpfes ließen sich widerstandsreduzierende<br />
Grenzschichteffekte induzieren und somit Betriebskosten<br />
wie Umwelteinflüsse merklich senken. Da<br />
jedoch jedes ins Meerwasser ausgebrachte Objekt<br />
binnen kürzester Zeit durch die unterschiedlichsten<br />
Organismen besiedelt wird, werden nicht nur die begünstigenden<br />
Grenzschichteffekte verhindert. Bereits<br />
eine Besiedlungsschicht von wenigen Zehntel Millimetern<br />
erhöht den Reibungswiderstand dramatisch und<br />
verursacht energetische Zusatzkosten von bis zu 30%.<br />
Waren bis dato TBT-haltige Schiffsanstriche die Methode<br />
der Wahl, um den Bewuchs zu verhindern, so<br />
sind diese wegen ihrer hohen unspezifischen Toxizität<br />
seit 2003 verboten. Prinzipiell ist erkennbar, dass<br />
chemisch wirksame Schutzanstriche, die auf der kontrollierten<br />
Freisetzung biozider Substanzen, wie z.B.<br />
TBT, Kupfer oder organischer Wirkstoffe basieren,<br />
zunehmend von neuartigen Forschungsansätzen abgelöst<br />
werden. Da das Risiko von Langzeitfolgen bzw.<br />
-schäden chemischer Bewuchsschutzmethoden in der<br />
Vergangenheit nur schwer abgeschätzt werden konnte,<br />
bemüht man sich heute um die Entwicklung ökologisch<br />
verträglicher Antifoulingtechniken, sogenannter<br />
„non-toxic“ Antifoulings.<br />
Die am B-I-C entwickelte Oberflächenbeschichtung eröffnet<br />
nun erstmals eine toxidfreie Alternative.<br />
Als Modellorganismus diente hierbei der Hai bzw.<br />
dessen Haut, die bereits in den 80zigern des letzten<br />
Jahrhunderts hinsichtlich ihrer positiven Widerstandsbeeinflussung<br />
analysiert wurde. Im Rahmen der am B-<br />
I-C durchgeführten Forschungsansätze konnte zudem<br />
die Antifouling-Wirkung aufgezeigt werden. Weiterhin<br />
gelang es, die hierzu notwendigen Parameter zu identifizieren<br />
und in eine Rezeptur zur Behandlung von<br />
Oberflächen zu übertragen (vgl. Europäische Patentanmeldung<br />
"Antifouling Coating" EP 06 018 001.5).<br />
Erste Produkte hierzu sind auf dem Markt erhältlich<br />
und werden von der Fa. VOSSCHEMIE vertrieben<br />
(Bild 3).<br />
Projektziele<br />
Die aktuellen Entwicklungsschritte fokussieren die Anwendbarkeit<br />
im großtechnischen Maßstab. Dazu muss<br />
das bestehende Produkt in seinen Eigenschaften adäquat<br />
eingestellt werden, ohne dabei seine Funktionsfähigkeit<br />
im Bereich des Antifoulings zu verlieren.<br />
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Fakultät 2<br />
Fakultät 3<br />
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Fakultät 5