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Forschungsbericht 2010 - 2011 - Hochschule Bremen

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<strong>Forschungsbericht</strong> <strong>2010</strong> / <strong>2011</strong><br />

82 Kosteneffektivitätsanalyse einer intensivierten telemedizinischen Betreuung bei Herzinsuffizienz<br />

Laufzeit Projektbeteiligter<br />

01/2009 - 12/2009 Becker, Roland, Dr.<br />

Projektleiter<br />

Janßen, Heinz, Prof. Dr.<br />

Projektbericht<br />

Einführung:<br />

Die adäquate und professionelle Betreuung von Patienten<br />

mit Herzinsuffizienz stellt heutzutage eine große<br />

Herausforderung aus medizinischer, ökonomischer<br />

und soziologischer Sicht dar. Die intensivierte medizinische<br />

Betreuung von Herzinsuffizienzpatienten wird<br />

als ein erfolgversprechender Ansatz zur Verbesserung<br />

der Effektivität und Effizienz der Versorgung angesehen.<br />

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde der Einfluss<br />

einer telemedizinischen Betreuung bei herzinsuffizienten<br />

Patienten auf ökonomisch und medizinisch<br />

relevante Parameter unter Berücksichtigung der Implementierungs-<br />

und Unterhaltungskosten untersucht.<br />

Das Zertiva®-Programm von PHTS Telemedizin für<br />

Patienten der TAUNUS BKK wurde evaluiert.<br />

Methodik:<br />

Es wurde eine Kosteneffektivitätsanalyse mit retrospektivem<br />

randomisertem Kontrollgruppendesign<br />

durchgeführt. Die Kontrollgruppe wurde über die soziodemographischen<br />

Parameter Alter, Geschlecht<br />

und Wohnregion mit der Interventionsgruppe als<br />

Referenzgröße im Verhältnis 4:1 gematcht. Zur Interventionsgruppe<br />

zählten diejenigen Patienten, die<br />

im Zertiva®-Programm der PHTS Telemedizin mit<br />

Aufnahmedatum in 2005/2006 versorgt wurden. Die<br />

Interventionsgruppe umfasste insgesamt 100 Patienten<br />

aus den Bundesländern Schleswig-Holstein,<br />

Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Brandenburg und stellte eine Vollerhebung für<br />

diesen Zeitraum dar. Bei den 410 Patienten aus der<br />

Kontrollgruppe handelte es sich um eine über die soziodemographischen<br />

Parameter Alter, Geschlecht und<br />

Wohnort gematchte Zufallsstichprobe. Aus dem Patientenkollektiv<br />

der TAUNUS BKK wurden diese Patienten<br />

geschichtet ausgewählt. Als Einschlusskriterium<br />

für die Beteiligung an der Untersuchung galt die Diagnose<br />

Herzinsuffizienz mit Krankenhausaufenthalt vor<br />

Beobachtungszeitraum, ebenso die genannten Regionen<br />

aus Norddeutschland. Der Studie war ein 12-monatiger<br />

Beobachtungszeitraum zugrunde gelegt. Bei<br />

der retrospektiven Studie handelte es sich um eine<br />

gematchte randomisiert-kontrollierte Studie (RCT) der<br />

Evidenzstufe Ib gemäß der von der Agency for Health<br />

Care Policy and Research vorgenommenen Klassifikation<br />

(AHCPR 1992).<br />

Ergebnisse:<br />

Patienten mit telemedizinischer Versorgung im<br />

Zertiva®-Programm von PHTS Telemedizin zeigten<br />

eine deutlich geringere Sterberate im Verhältnis 1:5 im<br />

Vergleich zu Patienten die nicht telemedizinisch ver-<br />

sorgt wurden. Dies, obwohl die Gruppe der Patienten<br />

mit telemedizinischer Versorgung das kardiologisch<br />

höhere Risiko im Vergleich zu den Patienten, die sich<br />

nicht im Zertiva®-Programm von PHTS befinden, auswies.<br />

Demnach verringerte die telemedizinische Versorgung<br />

die Sterblichkeitsrate deutlich.<br />

Patienten mit telemedizinischer Versorgung im<br />

Zertiva®-Programm von PHTS Telemedizin hatten<br />

eine um 44% geringere Hospitalisierungsrate im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe ohne telemedizinische Versorgung.<br />

Patienten in telemedizinischer Versorgung<br />

nahmen erheblich weniger einen stationären Aufenthalt<br />

in Anspruch im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne<br />

Telemedizin. Die Dauer eines stationären Aufenthaltes<br />

war bei der Gruppe der telemedizinisch versorgten Patienten<br />

um 56% kürzer im Vergleich zur Kontrollgruppe<br />

ohne Telemedizin. Die telemedizinische Versorgung<br />

halbierte demnach die Anzahl und Verweildauer stationärer<br />

Aufenthalte.<br />

Das Einsparpotential direkter Kosten aufgrund telemedizinischer<br />

Versorgung im Zertiva®-Programm von<br />

PHTS Telemedizin lag bei 5.000 € pro Patient im Einjahreszeitraum<br />

im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne<br />

telemedizinische Versorgung. Die Kosten für die Telemedizin<br />

sind im Vergleich berücksichtigt. Dies ergab<br />

einen Ersparnisfaktor von 25%. Die zusätzlichen Kosten<br />

durch die telemedizinische Infrastruktur konnten<br />

deutlich überkompensiert werden.<br />

Signifikante Unterschiede konnten im Rahmen einer<br />

Sensitivitätsanalyse auch für verschiedene Teilpopulationen<br />

nachgewiesen werden, so dass eine Konzentration<br />

der von einer telemedizinischen Betreuung<br />

ausgehenden positiven Effekte nur auf bestimmte Teilpopulationen<br />

weitestgehend ausgeschlossen werden<br />

kann.<br />

Der Anteil der Patienten, bei denen das Ereignis „Arbeitsunfähigkeit“<br />

auftrat, war mit ca. 33% für beide Populationen<br />

fast identisch, was auch ein Indikator für die<br />

Vergleichbarkeit der beiden Populationen ist. Die Auswertung<br />

der Dauer der Arbeitsunfähigkeit ergab über<br />

alle Patienten hinweg einen etwas höheren Wert für<br />

die Interventionsgruppe. Dabei ist zu beachten, dass<br />

die deutlich höhere Sterberate in der Kontrollgruppe<br />

ein markanter Verzerrfaktor ist.<br />

Die Interventionsgruppe hatte im Vergleich mehr weitere<br />

kardiologische Grunderkrankungen auszuweisen<br />

und zeigte so mit einer um 14% höheren Quote insgesamt<br />

das kardiologisch höhere Risiko.<br />

Das Einsparpotential und die aus der intensivierten telemedizinischen<br />

Betreuung hervorgehenden positiven

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