Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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90<br />
Apotheker <strong>und</strong> Materialisten (Rohstoffhändler, eigentlich Liefer<strong>an</strong>ten von Gr<strong>und</strong>stoffen für<br />
Medikamente, häufig aber auch Konkurrenten <strong>der</strong> Apotheker) verpflichtet, die ihnen durch<br />
Vorlegen von Rezepten bek<strong>an</strong>nt gewordenen Kurpfuscher den Behörden namhaft zu ma-<br />
chen. 264<br />
Ab September 1751 übernahm Leporin auch offiziell das vak<strong>an</strong>te L<strong>an</strong>dphysikat. In seinen im<br />
Stadtarchiv erhaltenen Memor<strong>an</strong>da <strong>und</strong> Berichten untermauerte er das negative Bild <strong>der</strong> Me-<br />
dikamentenversorgung <strong>der</strong> Region, wie es sich in den obigen Verordnungen wi<strong>der</strong>spiegelt,<br />
sehr zum Leidwesen <strong>der</strong> betroffenen Apotheker <strong>und</strong> Arzneimittelhändler. 265 Schließlich be-<br />
g<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Nienburger Stadt- <strong>und</strong> L<strong>an</strong>dphysicus, selbst Arzneien herzustellen, <strong>und</strong> entwickelte<br />
zu einem erschwinglichen Preis – zwischen zwei <strong>und</strong> zwölf Talern – eine Reise- <strong>und</strong> Haus-<br />
apotheke in verschiedenen Versionen, mit <strong>der</strong> er einen seriösen Beitrag zur Arzneimittelver-<br />
sorgung namentlich des flachen L<strong>an</strong>des leistete. Seine Hausapotheken enthielten auch Mittel,<br />
die in <strong>der</strong> Tierheilk<strong>und</strong>e verwendet wurden. 266<br />
Leporin übte das Amt des Stadt- <strong>und</strong> L<strong>an</strong>dphysicus in Nienburg bis 1758 aus; während des<br />
Siebenjährigen Krieges wurde er zum Feldmedicus <strong>der</strong> Truppen des Kurfürstentums ern<strong>an</strong>nt,<br />
so dass er nunmehr für das h<strong>an</strong>noversche S<strong>an</strong>itäts- <strong>und</strong> Feldhospitalwesen zuständig war. In<br />
dieser Eigenschaft war Leporin zunächst in Osnabrück <strong>und</strong> Minden, schließlich 1762 in Ver-<br />
den tätig, wohin er seinen Neffen Joh<strong>an</strong>n Christi<strong>an</strong> Polycarp Erxleben holte, <strong>der</strong> nach dem<br />
Tode seiner Mutter Dorothea, <strong>der</strong> ersten promovierten Ärztin Deutschl<strong>an</strong>ds <strong>und</strong> verdienten<br />
Vorkämpferin für die Öffnung des wissenschaftlichen Studiums für Frauen, als Achtzehnjäh-<br />
riger Vollwaise geworden war. 267 Von Verden, später von Nienburg aus leitete sein Onkel<br />
nicht nur das Militärhospitalwesen <strong>der</strong> h<strong>an</strong>noverschen Truppen, <strong>der</strong>en zentrales Lazarett in<br />
Nienburg lag, son<strong>der</strong>n ihm unterst<strong>an</strong>den auch die Feldchirurgen <strong>und</strong> S<strong>an</strong>itäter. 268 Sowohl in<br />
Verden als auch in Nienburg sammelte Erxleben durch die Arbeit bei seinem Onkel erste me-<br />
dizinische Erfahrungen. Nicht nur von Leporin, son<strong>der</strong>n auch von dem Verdener Arzt Jo<strong>an</strong>nus<br />
264<br />
SAN, 5-20 (Apotheken <strong>und</strong> Medikamente), Verordnung vom 18. 5. 1745; vgl. Deichert 1908, S.<br />
131.<br />
265<br />
Z.B. SAN, 5-32 (Das Stadt <strong>und</strong> L<strong>an</strong>dphysikat), Pro memoria, 16. August 1746 <strong>und</strong> die darauf folgenden<br />
Schriftstücke.<br />
266<br />
Leporin 1750.<br />
267<br />
Beaucamp 1989/90, S. 335.<br />
268<br />
Nie<strong>der</strong>sächsisches Hauptstaatsarchiv H<strong>an</strong>nover, 47-I, Nr. 354 I, zit. nach biographischen Materialien<br />
zur Familie Leporin/Erxleben im Stadtarchiv.