Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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Entwicklungen des Abdeckerwesens äußerte. Sie st<strong>an</strong>d insgesamt in Wechselbeziehungen<br />
zum fortschreitenden Aufbau des neuzeitlichen Ges<strong>und</strong>heitswesens.<br />
So lässt sich bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> Mittelweserregion <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Stadt Nienburg ein<br />
stetiger Fortschritt bei <strong>der</strong> Seuchenbekämpfung erkennen, in <strong>der</strong> die präventive Seuchenhy-<br />
giene, die Versorgung mit Arzneien für Prophylaxe <strong>und</strong> Beh<strong>an</strong>dlung, die Seuchenerkennung<br />
<strong>und</strong> die Tierkörperentsorgung jeweils <strong>ihre</strong>n Part übernahmen. Nienburg verfügte seit 1610<br />
über eine eigene Apotheke, so dass die Beschaffung <strong>der</strong> notwendigen Arzneien für die Bevöl-<br />
kerung erheblich erleichtert wurde. Der erste Stadtphysicus, Christi<strong>an</strong> Polycarp Leporin, trat<br />
1731 sein Amt in Nienburg <strong>an</strong>; ab 1751 übernahm er auch das Amt des L<strong>an</strong>dphysicus. In <strong>der</strong><br />
Person von Leporin werden die zunehmenden Verbindungen <strong>der</strong> Region zur überregionalen<br />
Entwicklung tier- <strong>und</strong> hum<strong>an</strong>medizinischer Wissenschaft <strong>und</strong> Praxis beispielhaft deutlich.<br />
Leporins Neffe war Polycarp Erxleben, <strong>der</strong> erste Dozent <strong>der</strong> Veterinärmedizin in Göttingen ab<br />
1770.<br />
1756 erhielt Nienburg erstmalig ein Kompendium über die Präventions- <strong>und</strong> Beh<strong>an</strong>dlungs-<br />
möglichkeiten von Rin<strong>der</strong>kr<strong>an</strong>kheiten („Unterricht, <strong>und</strong> Verordnung [...] wegen <strong>der</strong> Horn-<br />
Vieh-Seuche...“). Dies war ein wichtiger Schritt, denn erstmals wurde damit ein systemati-<br />
sches seuchenhygienisches Konzept sichtbar <strong>und</strong> praktisch <strong>an</strong>wendbar, das dazu beitragen<br />
konnte, die Ausbreitung immer wie<strong>der</strong> ausbrechen<strong>der</strong> Epizootien wie Rin<strong>der</strong>pest, Maul- <strong>und</strong><br />
Klauenseuche etc. einzudämmen. Gleichzeitig machte die medizinische Forschung erhebliche<br />
Fortschritte, die zu einem wachsenden Wissensst<strong>an</strong>d über die Entstehungszusammenhänge<br />
<strong>der</strong> Infektionskr<strong>an</strong>kheiten führten. Parallel dazu wurden jedoch nach wie vor die traditionellen<br />
tierheilk<strong>und</strong>lichen Beh<strong>an</strong>dlungsmethoden praktiziert, wie sie sich aus <strong>der</strong> Säftelehre ergaben<br />
o<strong>der</strong> in überlieferten, häufig in <strong>ihre</strong>r Wirkung überschätzten Arzneimittelmixturen äußerten.<br />
Ab 1814 wurde die Entschädigung für auf behördliche Anordnung hin geschlachtete o<strong>der</strong><br />
gekeulte Tiere geregelt. Mit <strong>der</strong> allmählichen Herausbildung einer Lokalpresse verbesserten<br />
sich die Bedingungen für die Verbreitung von Informationen <strong>und</strong> die Aufklärung <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dbe-<br />
völkerung über die <strong>Tierseuchen</strong>. D<strong>an</strong>eben unternahmen die kommunalen Behörden weitere<br />
Anstrengungen zur präventiven Tierges<strong>und</strong>heitsinformation mit Hilfe öffentlicher Ver<strong>an</strong>stal-<br />
tungen o<strong>der</strong> durch die Verteilung von H<strong>an</strong>dreichungen, Erlassen etc. <strong>an</strong> die Bevölkerung. An-