Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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<strong>der</strong>ts. 368 Durch diese Schäden über mehr als ein Jahrh<strong>und</strong>ert hinweg wurden die L<strong>an</strong>dwirt-<br />
schaft <strong>und</strong> Viehzucht <strong>der</strong> Region erheblich geschwächt. Die betroffenen Viehhalter, überwie-<br />
gend Bauern, Ackerbürger <strong>und</strong> Viehhändler, mussten im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert mit dem durch den<br />
Verlust <strong>an</strong> Tieren verursachten materiellen Nachteil selbst fertig werden <strong>und</strong> vielfach zusätz-<br />
lich für die Kosten <strong>der</strong> Abdeckerei aufkommen. Erst allmählich setzte sich bei <strong>der</strong> staatlichen<br />
Obrigkeit <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke durch, sich um die Fürsorge unterstützungsbedürftiger Untert<strong>an</strong>en zu<br />
kümmern. In <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Frühaufklärung des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts hatte sich dies bereits in Ar-<br />
menordnungen, Witwen- <strong>und</strong> Waisenkassen o<strong>der</strong> Br<strong>an</strong>dversicherungen nie<strong>der</strong>geschlagen. Im<br />
Laufe des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts wurden auch Vorsorgemaßnahmen auf wirtschaftlichem Sektor<br />
eingeführt, so zum Beispiel die Unterhaltung von Kornmagazinen. In Verlängerung dieser<br />
Tendenzen gew<strong>an</strong>n jetzt auch die Idee <strong>an</strong> Gewicht, den im Falle von <strong>Tierseuchen</strong> Geschädig-<br />
ten Hilfe zukommen zu lassen.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> 1814 im Mittelweserraum grassierenden Rin<strong>der</strong>pest wurden aufgr<strong>und</strong> einer Ver-<br />
ordnung <strong>der</strong> „provisorischen Regierungskommission“, die nach dem Abzug <strong>der</strong> napoleoni-<br />
schen Truppen die Verwaltung des L<strong>an</strong>des übernommen hatte, flächendeckende Viehschlach-<br />
tungen durchgeführt, von denen eine beträchtliche Zahl von Tierhaltern in <strong>der</strong> Umgebung<br />
Nienburgs betroffen waren. 369 Die Stadt selbst war zwar ohne nennenswerte Verluste davon<br />
gekommen, <strong>ihre</strong> Viehhalter blieben aber dennoch von einem materiellen Nachteil in Folge <strong>der</strong><br />
Seuche nicht verschont.<br />
Mit <strong>ihre</strong>m Erlass hatte die Regierung in H<strong>an</strong>nover nämlich ein solidargemeinschaftliches<br />
Prinzip in die Bewältigung <strong>der</strong> materiellen Folgen <strong>der</strong> Tierseuche eingeführt. Es sah vor, wie<br />
von <strong>der</strong> provisorischen Regierungskommission erneut im Mai 1814 bekräftigt,<br />
„denjenigen Eigenthümern des auf obrigkeitliche Verfügung getödteten o<strong>der</strong> ge-<br />
schlachteten Viehes, welche in Ansehung <strong>der</strong> vorgeschriebenen frühzeitigen obrigkeit-<br />
lichen Anzeige <strong>der</strong> von ihnen bemerkten Spuren einer Kr<strong>an</strong>kheit <strong>an</strong> <strong>ihre</strong>m Viehe nichts<br />
versäumt haben, <strong>der</strong> von ihnen erlittene Viehverlust [...] von den Eigenthümern des<br />
368 H<strong>an</strong>noversches Magazin, 1815, Sp. 1121-1148.<br />
369 SAN, 5-1, Verordnung <strong>der</strong> Provisorischen Regierungskommission vom 18. 12. 1813.