Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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(Bitterwurzel) <strong>und</strong> Radix Genti<strong>an</strong>ae cruciatae (Creutzwurz): „Die Wurzeldroge, Radix Genti-<br />
<strong>an</strong>ae, blieb pharmakopöe-üblich bis zur Gegenwart.“ 106<br />
Rezept 4: Eine Mixtur aus Teer <strong>und</strong> Butter, verb<strong>und</strong>en mit A<strong>der</strong>lass<br />
Das vierte Rezept <strong>der</strong> „würcklichen Cur“ sollte sowohl als Heilmittel als auch vorbeugend<br />
wirken <strong>und</strong> best<strong>an</strong>d aus je drei Löffeln „gutem“ Teer <strong>und</strong> frischer Butter, die gut geschmolzen<br />
<strong>und</strong> vermischt, den Pferden so oft wie nötig eingegossen werden sollten. Zuvor sollte noch ein<br />
A<strong>der</strong>lass <strong>an</strong> <strong>der</strong> „Brun-A<strong>der</strong>“ (Vena labialis inferior) unterhalb <strong>der</strong> Zunge <strong>und</strong> <strong>der</strong> „Lungen-<br />
A<strong>der</strong>“ (Vena thoracica externa) vorgenommen werden. 107<br />
3.2.2.3 Sechs Rezepte zur Beh<strong>an</strong>dlung <strong>der</strong> Pferde-Seuche aus dem Jahr 1712<br />
Rezept 1: Ein Mittel aus Krautdrogen, Chemikalien, H<strong>und</strong>ekot <strong>und</strong> Biersud<br />
Eine noch ausführlichere Anleitung zur Diagnostik, Beh<strong>an</strong>dlung <strong>und</strong> Prävention im Stadtar-<br />
chiv Nienburg befasst sich offensichtlich noch mit dem gleichen Seuchenzug, stammt aber<br />
aus dem Jahr 1712. In Unkenntnis <strong>der</strong> eigentlichen Ursache <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>kheit bemühte m<strong>an</strong> sich<br />
nun, eine genaue Kenntnis <strong>der</strong> Symptomatik unter <strong>der</strong> Bevölkerung zu verbreiten, um bei ei-<br />
nem eventuellen Auftreten sofort reagieren zu können. „Gleich beim Antritt <strong>der</strong> Kr<strong>an</strong>ckheit“,<br />
heißt es in dem Schriftstück,<br />
„wird das Pferd überall vom Haupt bis zum Füßen g<strong>an</strong>tz kalt, verlieret allen Muht,<br />
lässet den Kopf hängen, <strong>und</strong> ist g<strong>an</strong>tz schläferich, gehet g<strong>an</strong>tz schwindelich, <strong>und</strong> zie-<br />
het die hintern Beine im forttreten g<strong>an</strong>th hoch, <strong>der</strong> Athem ist zwar nicht stinckend, a-<br />
ber g<strong>an</strong>tz heiß, im Maule ist es g<strong>an</strong>tz gelb, hat eine truckene Zunge <strong>und</strong> trübe Augen,<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>e sind auch feurig um die Augen, <strong>und</strong> lässet sich im Augenwinckel etwas Materie<br />
finden, stehen o<strong>der</strong> liegen g<strong>an</strong>tz stille, <strong>und</strong>, w<strong>an</strong>n sie sich starck bewegen <strong>und</strong> bauch-<br />
106 Genti<strong>an</strong>a lutea; Schnei<strong>der</strong> 1974, Bd. 5/2, S. 125f.<br />
107 Bey <strong>der</strong> jetzo graßierenden Kr<strong>an</strong>ckheit..., Repert. I Loc. 64 Nro. 2, S. [3]. Zur Lokalisierung <strong>der</strong><br />
A<strong>der</strong>n s. Nickel, Schummer, Seiferle 1984, Abb. 152, S. 199, 205, 229, sowie Driesch, Peters 2003,<br />
Abb. 3-78, S. 117.