Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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sches Fleisch zu kaufen haben, wie die Ordnung <strong>ihre</strong>r Zunft solches mit sich bringt,<br />
<strong>und</strong> solches auch nach <strong>der</strong> Estimation [= Schätzung], wie sie einkaufen müssen, um<br />
einen <strong>an</strong>gemessenen Betrag, mit dem sie bleiben [= existieren] können, dem gemeinen<br />
M<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> verkaufen...)<br />
Der Einkauf <strong>der</strong> Tiere, die Schlachtung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Verkauf erfolgten also nach Vorschriften,<br />
<strong>der</strong>en Einhaltung überprüft wurde. Die Nienburger Akten geben keinen Hinweis auf die nähe-<br />
ren Umstände <strong>der</strong> „Estimation“. Dass aber in dieser Epoche bereits eine Fleischbeschau durch<br />
vereidigte Prüfer nicht unbek<strong>an</strong>nt war, wird <strong>an</strong><strong>der</strong>norts berichtet. 37<br />
Im Jahr <strong>der</strong> Reformation, also 1525, regierten in Nienburg Graf Jobst II <strong>und</strong> seine Frau Anna<br />
von Gleichen, die über <strong>ihre</strong>n Vater Wolfg<strong>an</strong>g von Gleichen Verbindung zu Luther hatte.<br />
Nienburg war mittlerweile zur Residenzstadt <strong>der</strong> Grafschaft Hoya <strong>und</strong> zur bedeutendsten We-<br />
serfestung zwischen Minden <strong>und</strong> Bremen geworden.<br />
Durch die Verbindung zu Luther f<strong>an</strong>d reformatorisches Denken sehr schnell Eing<strong>an</strong>g in den<br />
Mittelweserraum. Graf Jobst bat Luther, ihm einen geeigneten Prediger zu senden, <strong>der</strong> die<br />
Reformation <strong>der</strong> Kirchen <strong>der</strong> Grafschaft vor<strong>an</strong>treiben könne. Sehr bald nahmen zwei Luther-<br />
Schüler <strong>ihre</strong> Arbeit <strong>an</strong> <strong>der</strong> Mittelweser auf: Adri<strong>an</strong> Buxschot aus Antwerpen <strong>und</strong> Nikolaus<br />
Cragius aus Lüneburg, später Hofprediger Christi<strong>an</strong>s III von Dänemark <strong>und</strong> Superintendent in<br />
Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit einigen <strong>an</strong><strong>der</strong>en namhaften Reformatoren, darunter dem<br />
aus Amsterdam stammenden <strong>und</strong> schon in Bremen erfolgreichen Joh<strong>an</strong>nes Tiem<strong>an</strong>n, gel<strong>an</strong>g<br />
es den Luther<strong>an</strong>ern binnen kurzem, die protest<strong>an</strong>tische Glaubensrichtung fest in <strong>der</strong> Graf-<br />
schaft zu etablieren.<br />
Dieser Umst<strong>an</strong>d trug nicht nur zur politischen Stabilität bei, son<strong>der</strong>n för<strong>der</strong>te auch in großem<br />
Maße die kulturelle <strong>und</strong> geistige Entwicklung. So geht die älteste Schule Nienburgs, das heu-<br />
tige Albert-Schweitzer-Gymnasium, auf eine in <strong>der</strong> Reformationsära gegründete Lateinschule<br />
zurück.<br />
37 Dinzelbacher 1992, S. 249.