Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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3.2 Die großen Epizootien des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
3.2.1 Zur gesellschaftlichen Entwicklung nach dem Ende <strong>der</strong> Hoyaer Dynastie<br />
Auf dem Gipfelpunkt <strong>der</strong> territorialen, sozialen <strong>und</strong> kulturellen Entwicklung starben die je-<br />
weils letzten männlichen Vertreter <strong>der</strong> Hoyaer <strong>und</strong> Diepholzer Grafendynastien fast gleichzei-<br />
tig (nämlich 1582 Otto von Hoya, 1585 Friedrich von Diepholz) ohne männliche Nachkom-<br />
men, mit <strong>der</strong> Folge, dass <strong>der</strong> Mittelweserraum am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges in<br />
den Besitz <strong>der</strong> Welfen gel<strong>an</strong>gte. 54<br />
Der Dreißigjährige Krieg war ein europäischer Konflikt, <strong>der</strong> überwiegend in Deutschl<strong>an</strong>d<br />
ausgefochten wurde <strong>und</strong> auch den Mittelweserraum nicht verschonte. Er verlief in vier Pha-<br />
sen, die in <strong>der</strong> Geschichtsschreibung im Allgemeinen als böhmisch-pfälzischer Krieg (1618-<br />
1623), dänisch-nie<strong>der</strong>sächsischer Krieg (1625-1629), schwedischer Krieg (1630-1635) <strong>und</strong><br />
schwedisch-fr<strong>an</strong>zösischer Krieg (1635-1648) unterschieden werden. Wie schon aus <strong>der</strong> Be-<br />
zeichnung ablesbar, ist im militärisch-politischen Sinn insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> zweite Abschnitt für<br />
die Entwicklung Nie<strong>der</strong>sachsens von Bedeutung. Jedoch muss berücksichtigt werden, dass die<br />
soziale Lage <strong>der</strong> Bevölkerung nicht nur in <strong>der</strong> zweiten Phase, son<strong>der</strong>n während des gesamten<br />
Kriegsverlaufs katastrophal war. Die immensen Verluste <strong>an</strong> Menschenleben <strong>und</strong> Vermögens-<br />
werten, das Verschwinden g<strong>an</strong>zer Gemeinden <strong>und</strong> Siedlungen (so gen<strong>an</strong>nte Wüstungen) ge-<br />
hen nur zu einem geringen Teil auf unmittelbare Kriegseinwirkungen zurück. Br<strong>an</strong>dschatzun-<br />
gen, bei denen häufig versucht wurde, Lösegel<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Drohung des Nie<strong>der</strong>brennens zu<br />
erpressen, zogen häufig die Aufgabe <strong>der</strong> Ortschaft durch die Bewohner nach sich. In m<strong>an</strong>chen<br />
Gegenden Nord- <strong>und</strong> Mitteldeutschl<strong>an</strong>ds betrugen die Bevölkerungsverluste bis zu 70 %. 55<br />
Allerdings war das relativ dünn besiedelte Zentralnie<strong>der</strong>sachsen weniger stark betroffen, ob-<br />
wohl auch hier <strong>der</strong> Schaden durch die Feldzüge König Christi<strong>an</strong>s IV von Dänemark <strong>und</strong> Her-<br />
zog Christi<strong>an</strong>s von Braunschweig 1625/26 <strong>und</strong> <strong>der</strong> kaiserlichen Heerführer Tilly <strong>und</strong> Wallen-<br />
stein bis 1633 nicht zu unterschätzen ist. 56 Die L<strong>an</strong>dsknechte <strong>der</strong> protest<strong>an</strong>tischen Union <strong>und</strong><br />
54 von Boetticher 1998, S. 41 u. S. 62.<br />
55 Karte “Bevölkerungsverluste während des 30jährigen Krieges”. In: Kaemling 1987, S. 69.<br />
56 Gade, 1862, S. 82ff. vgl. Rudolf 1977.