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Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...

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Vielfach wurden die Heilkunst <strong>an</strong> Tieren <strong>und</strong> die <strong>an</strong> Menschen von den gleichen Personen<br />

ausgeübt, beson<strong>der</strong>s im ländlichen Raum <strong>der</strong> Mittelweser, wo Heilk<strong>und</strong>ige schwerer zu finden<br />

waren als in den größeren Städten. Hum<strong>an</strong>medizin <strong>und</strong> Tiermedizin profitierten von ein<strong>an</strong><strong>der</strong>.<br />

Dieser ländliche Raum, im Wesentlichen das Gebiet <strong>der</strong> Grafschaft Hoya mit <strong>der</strong> Stadt Nien-<br />

burg als Hauptort, wuchs seit dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert zu einer sozialen, politischen <strong>und</strong> wirt-<br />

schaftlichen Gesamtheit zusammen. Die vier gesellschaftlichen Kräfte, die diese Entwicklung<br />

in Wechselwirkung <strong>und</strong> Konflikt prägten, waren die Territorialherren, die Kirche, das Stadt-<br />

bürgertum <strong>und</strong> die ländliche Bevölkerung. Sie prägten auch die Entwicklung <strong>der</strong> Tierheilkun-<br />

de. Während die ländliche Bevölkerung, also Bauern <strong>und</strong> Ackerbürger, <strong>ihre</strong> Traditionen ein-<br />

brachte, stark bestimmt von Volksweisheit <strong>und</strong> Aberglauben, versuchte die Kirche, die vor-<br />

christlichen Überlieferungen <strong>und</strong> Bräuche zurück zu drängen <strong>und</strong> christlich-religiöse Einstel-<br />

lungen <strong>und</strong> Praktiken <strong>an</strong> <strong>ihre</strong> Stelle zu setzen. Die Städte waren die großen Gegenspieler <strong>der</strong><br />

Kirche, sie stellten regionale <strong>und</strong> sogar überregionale Zusammenhänge her <strong>und</strong> för<strong>der</strong>ten da-<br />

mit den Austausch von Wissen. Die Territorialherren schließlich h<strong>an</strong>delten bei <strong>der</strong> Bekämp-<br />

fung <strong>der</strong> <strong>Tierseuchen</strong> aus eigenem Interesse, da ihr Einkommen nicht unerheblich von einer<br />

florierenden L<strong>an</strong>dwirtschaft <strong>und</strong> Viehhaltung abhängig war <strong>und</strong> – z. B. in Bezug auf Pferde –<br />

militärische Aspekte hinzukamen. Dieses Wechselspiel blieb im Gr<strong>und</strong>e bis ins 19. Jahrhun-<br />

<strong>der</strong>t bestehen. In diesem Sp<strong>an</strong>nungsfeld entfaltete sich die <strong>Tierseuchen</strong>bekämpfung im hier<br />

beh<strong>an</strong>delten geographischen Raum in zwei parallelen Entwicklungsgängen: hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Beh<strong>an</strong>dlung erkr<strong>an</strong>kter Tiere mit <strong>der</strong> beharrlichen Anwendung volksmedizinischer Heilmittel,<br />

vor allem auf <strong>der</strong> Basis von Kräutern, hinsichtlich <strong>der</strong> Vorsorge mit <strong>der</strong> zunehmend systema-<br />

tischen Her<strong>an</strong>gehensweise <strong>an</strong> die Seuchenhygiene unter Einschluss von Prävention, Aufklä-<br />

rung <strong>der</strong> Bevölkerung, Quar<strong>an</strong>tänemaßnahmen, Durchsetzung seuchenhygienischer Bestim-<br />

mungen durch Verbote <strong>und</strong> Bestrafung usw.<br />

Übernahmen im Spätmittelalter die privilegierten Zünfte einen Teil dieser Aufgaben, so ging<br />

in späteren Jahrh<strong>und</strong>erten die Ver<strong>an</strong>twortung mehr <strong>und</strong> mehr auf die kommunale Verwaltung<br />

(den Magistrat <strong>und</strong> seine Mitarbeiter) über. Dieser Vorg<strong>an</strong>g wurde durch Erlasse <strong>und</strong> Kontrol-<br />

len seitens <strong>der</strong> jeweiligen L<strong>an</strong>desherren gesteuert. In Zeiten, wenn Wirtschaft, Kultur, Kunst<br />

<strong>und</strong> Wissenschaft große Schritte machten, entwickelten sich auch Hum<strong>an</strong>- <strong>und</strong> Tiermedizin<br />

schneller. Die praktische Entwicklung <strong>der</strong> Tierpflege <strong>und</strong> Tierheilk<strong>und</strong>e kam schneller vor<strong>an</strong>.<br />

Die Gesellschaftsgruppen, die es sich leisten konnten, <strong>der</strong> Adel, aber auch die reicheren Bür-

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