Tierseuchen und ihre Bekämpfung an der Weser - TiHo Bibliothek ...
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d) Mit <strong>an</strong><strong>der</strong>n aus verdächtigen Gegenden kommenden, von dem Gifft <strong>der</strong> Seuche<br />
Heimlich <strong>an</strong>gestecktem Vieh, in einem Hauffen weiter fortgetrieben wird” 286<br />
Ferner führt dieser Paragraph des Textes das Übertragungsrisiko durch „Vieh-Haendler, Vieh-<br />
Treibere, Vieh-Aerzte <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Personen“ auf, die mit erkr<strong>an</strong>kten Tieren in Berührung ge-<br />
kommen sein könnten. Eine 1756 erlassene Vorschrift k<strong>an</strong>n naturgemäß die Ansteckung noch<br />
nicht in den Kontext mikrobiologischer o<strong>der</strong> parasitologischer Überlegungen stellen, denn das<br />
herrschende Medizinkonzept war noch die Humoraltheorie. Entsprechend dem damaligen<br />
Kenntnisst<strong>an</strong>d wird davon ausgeg<strong>an</strong>gen, dass die gen<strong>an</strong>nten Personen “von diesem Vieh die<br />
gifftigen Ausdünstungen in <strong>ihre</strong>n Kleidungsstücken aufgef<strong>an</strong>gen haben” könnten. 287 Weiterhin<br />
wird auf die von Fleisch, Eingeweiden, Häuten, Fellen, Haaren <strong>und</strong> “ungeschmoltzen Talg”<br />
des <strong>an</strong> infizierten Orten geschlachteten Viehs sowie von in <strong>der</strong> Nähe erkr<strong>an</strong>kter Tiere gelager-<br />
ten Heues, Strohs o<strong>der</strong> Häcksels ausgehende Übertragungsgefahr hingewiesen. Selbst die Im-<br />
ker in den Grenzgebieten werden <strong>an</strong>gehalten, Gegenden zu meiden, in <strong>der</strong>en Nachbarschaft<br />
Verdachtsfälle einer Seuche aufgetreten sind. 288<br />
Das Kapitel 2 enthält Verhaltensrichtlinien zur Eindämmung einer drohenden Epizootie im<br />
Innern des Kurfürstentums. Dabei wird <strong>an</strong> erster Stelle <strong>der</strong> Einsatz von so gen<strong>an</strong>nten Praeser-<br />
vativ-Mitteln gen<strong>an</strong>nt. Dazu zählen sowohl Mittel, die <strong>der</strong> überlieferten Medizin zuzuordnen<br />
sind, als auch sinnvolle Vorbeugungsmaßnahmen. So ist die Hoffnung, schon bei Annäherung<br />
eines Seuchenzuges „durch A<strong>der</strong>lassen, durch Legung einer Font<strong>an</strong>elle, o<strong>der</strong> Haar-Seils, das<br />
Vieh möglichst zu praeservieren“, verständlich, wenn m<strong>an</strong> die klassische Humoraltheorie zu<br />
Gr<strong>und</strong>e legt, ähnlich dem oben bereits beschriebenen Einsatz dieser Beh<strong>an</strong>dlungsmethoden<br />
zur Therapie einer bereits bestehenden Kr<strong>an</strong>kheit. Auch die Maßgabe, die Rin<strong>der</strong> we<strong>der</strong> im<br />
Frühjahr zu zeitig auf die Weide zu treiben, noch sie im Herbst zu spät wie<strong>der</strong> in die Stallung<br />
zu nehmen, erscheint als zweckdienliche Vorkehrung. 289 Das gleiche gilt im Hinblick auf die<br />
Tageszeiten.<br />
286 Ebd. S. 16.<br />
287 Ebd., S. 17.<br />
288 Ebd., S. 24.<br />
289 Ebd., S. 26.